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Der Politologe Elmar Altvater.

© Thilo Rückeis

Berliner Kapitalismuskritiker: Politologe Elmar Altvater gestorben

Der Berliner Politikwissenschaftler Elmar Altvater, einer der profiliertesten Professoren am Otto-Suhr-Institut der FU, ist am 1. Mai gestorben.

Der Berliner Politikwissenschaftler Elmar Altvater ist Medienberichten zufolge am 1. Mai im Alter von 79 Jahren gestorben. Von 1970 bis zu seiner Emeritierung lehrte Altvater am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.

Altvater war einer der profiliertesten Professoren am OSI. Dort zählte er zu den 68ern, die die Zeit der Studentenunruhen einst mitgestaltet hatten. „Wenn es bei einer Demonstration zu Konflikten kam, zog man sich in die Uni zurück. Dann wurden Teach-ins veranstaltet, um die Wunden zu lecken, zu reflektieren“, erzählte Altvater anlässlich seiner Abschiedsvorlesung im Januar 2006. Deren Titel lautete „The proof of the pudding ... oder: Was heißt und zu welchem Ende betreiben wir Kapitalismuskritik?“.

Verfechter der modernen Kapitalismuskritik

Kapitalismuskritik war für den undogmatischen Linken und Mitbegründer der Berliner Alternativen Liste (AL) im 21. Jahrhundert notwendiger denn je. In seinem 2005 erschienen Werk „Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen“ konstatierte er eine weitreichende Ernüchterung. Angesichts von Arbeitslosigkeit, Umweltkatastrophen und Kriegen hätten die Menschen gemerkt, dass zwischen den Verheißungen des Kapitalismus und den inhumanen Auswirkungen eines ungehemmten Marktliberalismus eine Lücke klaffe.

Weitere große Forschungsthemen Altvaters waren die globalen Umweltkrisen und die Umweltpolitik sowie Krisentendenzen globaler Finanzmärkte. Gemeinsam mit Birgit Mahnkopf verfasste Altvater die „Grenzen der Globalisierung. Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft“ (1996) - das in mehreren Neuauflagen erschienene Buch gilt bis heute als Standardwerk.

In linken Bewegungen engagiert

Der gebürtige Bergarbeitersohn besuchte in Kamen (Westfalen) das Gymnasium, studierte dann an der LMU München Ökonomie und Soziologie. Promoviert wurde er 1968 mit einer Arbeit über "Gesellschaftliche Produktion und ökonomische Rationalität" - es ging um "zentrale Planung im Wirtschaftssystem des Sozialismus". Nach einer Station als wissenschaftlicher Assistent an der Uni Erlangen-Nürnberg ging er an die Freie Universität Berlin. 1971 erhielt er am Otto-Suhr-Institut eine Professur für Politische Ökonomie.

In Berlin engagierte sich Altvater in linken Bewegungen wie dem SDS und der "Sozialistischen Assistentenstelle". Später unterstützte er unter anderem die Protestbewegung Attac, war Gründungsmitglied von deren Wissenschaftlichem Beirat.

Einen ausführlichen Nachruf auf Elmar Altvater, verfasst von seinem Weggefährten am OSI, Hajo Funke, finden Sie hier.

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