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Engagiert im Hörsaal. Lehrqualifikationen sollen Berufungen von Professoren stärker mitentscheiden.

©  Waltraud Grubitzsch/dpa

Positionspapier des Wissenschaftsrats: Die Lehre besser fördern

Der Wissenschaftsrat fordert, die Lehre an den Hochschulen zu stärken - und schlägt eine eigenständige Förderorganisation für die Lehre vor.

Für die Lehre sollen Bund und Länder eine eigenständige Förderorganisation auflegen: Das schlägt der Wissenschaftsrat vor. Zwar habe sich in der Lehre in den vergangenen Jahren an den Hochschulen viel getan, sagte Martina Brockmeier, die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, am Dienstag in Berlin. Doch gerade strategisch müssten sich die Hochschulen genauso wie Bund und Länder noch besser aufstellen, um die Lehre weiter zu verbessern. Eine eigene Förderorganisation könne da mehr Sichtbarkeit herstellen: „Auch die Lehre braucht in Deutschland eine eigene Stimme.“

Die Einrichtung einer „Deutschen Lehrgemeinschaft“ – analog zur Deutschen Forschungsgemeinschaft, die seit Langem mit Milliarden die Forschung fördert – ist schon wiederholt gefordert worden, unter anderem vom Stifterverband und von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Die Bezeichnung „Deutsche Lehrgemeinschaft“ wollte Brockmeier jetzt nicht verwenden. Dem Wissenschaftsrat schwebt vor, dass eine neue Organisation nach dem Auslaufen des Qualitätspaktes Lehre nach dem Jahr 2020 aufgebaut und finanziell in einer ähnlichen Größenordnung wie der Pakt ausgestattet wird. Dieser fördert zwischen 2011 und 2020 innovative Projekte mit insgesamt zwei Milliarden Euro, also rund 200 Millionen Euro pro Jahr.

An vielen Unis gibt es keine Strategie für die Lehre

Brockmeiers Vorgänger Manfred Prenzel hatte sich bereits in der vergangenen Woche in der „Zeit“ für eine eigenständige Förderorganisation für die Lehre ausgesprochen. Brockmeier sagte nun, Bund und Länder wollten prüfen, ob die Einrichtung sinnvoll sei. Ein Termin, bis wann Bund und Länder diese Prüfung abschließen, steht noch nicht fest.

Der Wissenschaftsrat – das wichtigste Beratungsgremium in der Wissenschaft für Bund und Länder – schlägt in einem 36-seitigen Positionspapier weitere Maßnahmen zur Stärkung der Lehre vor. Auch wenn es viele innovative Lehrprojekte gebe, sei an vielen Hochschulen keine übergeordnete Lehrstrategie zu erkennen, sagte Brockmeier.

Hochschulen sollten sich daher zum Beispiel „Lehrverfassungen“ geben, in denen sie die Ziele für die Lehre differenziert beschreiben. Dozenten müssten stärker qualifiziert werden, nicht nur, um ihre Lehrveranstaltungen zu verbessern, sondern auch für die Entwicklung von Studiengängen und Curricula. Letzteres müsse unter Umständen auf Lehrdeputate angerechnet werden.

"Besondere Leistungen in der Lehre müssen sich lohnen"

Wenn Professorinnen und Professoren neu an eine Uni berufen werden, sollte ihr Engagement in der Lehre eine stärkere Rolle spielen als bisher. „Besondere Leistungen in der Lehre müssen sich lohnen. Umgekehrt sollten diejenigen einen Nachteil haben, die keine Basisqualifikation aufweisen“, sagte Brockmeier. Auch um Lehrleistungen vergleichbar zu machen, müssten Verfahren entwickelt werden, mit denen man Lehre besser als bisher bewerten kann, fordert der Wissenschaftsrat. Das sei zugegebenermaßen schwierig, sagte Brockmeier. Aber auch das könne eine Aufgabe für die neu zu schaffende Lehrorganisation werden.

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