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Schule: Kaum Hilfe für schlechte Lehrer

Die Hälfte der deutschen Lehrkräfte kritisiert, an ihrer Schule würden dauerhaft schlecht arbeitende Lehrkräfte geduldet. Die Schulleitungen griffen kaum ein.

Das ergab eine Lehrerbefragung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Die Befragung basiert auf den Fragebögen der Lehrer-Studie Talis der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). An dieser weltweit in 23 Ländern durchgeführten Studie hatte Deutschland offiziell nicht teilgenommen, weil die Kultusminister davon „keine neuen Erkenntnisse“ erwarteten (Tagesspiegel vom 17. Juni). Die GEW hatte sich vergeblich für die Teilnahme eingesetzt und beauftragte das Institut für Sozialwissenschaftliche Studien (ISS) in Lüneburg mit einer eigenen deutschen Talis-Studie, die OECD gab dafür die Erlaubnis. An dieser Umfrage von 2008 beteiligten sich 3734 Lehrkräfte und 388 Schulleiterinnen und Schulleiter; weltweit waren es rund 90 000 Teilnehmer. Die Studie sei „zum Großteil repräsentativ“, sagt die GEW, allerdings seien Gewerkschaftsmitglieder überproportional vertreten.

Nur 15 Prozent der deutschen Lehrkräfte berichten von Entwicklungs- oder Trainingsplänen auf Initiative der Schulleitung, mit denen die Leistungen der Lehrer verbessert werden sollen. International sind es fast 60 Prozent. Deutsche Lehrer vermissen auch Rückmeldungen über die Qualität ihres Unterrichts. Sie wünschen sich „unterrichtsnahes“ Feedback, also Hinweise für die praktische Gestaltung der Stunden. Bei der Zahl der Fortbildungstage liegen deutsche Lehrer mit nur zehn Tagen weit unter dem internationalen Schnitt von 17 Tagen. Allerdings nehmen fast hundert Prozent der Pädagogen hierzulande an Kursen teil, in der Türkei und in Dänemark bilden sich nur rund 75 Prozent in 13 bis 15 Stunden fort.

Wie ihre Kollegen weltweit klagen deutsche Lehrerinnen und Lehrer über zu große Klassen, schlechte Ausstattung und zu viel Verwaltungsarbeit. Auch Lehrkräfte in Deutschland leiden stark unter Störern im Unterricht. Wie in der internationalen Studie nennen 60 Prozent der Schulleiter Lärm und Unruhe in der Klasse als häufigsten Grund für mangelnde Lernerfolge. Gravierend ist die Überalterung der deutschen Kollegien: Knapp 40 Prozent der Lehrer sind älter als 50 Jahre, international ist das nur bei etwa 28 Prozent der Fall.

Die GEW-Studie im Internet:
www.gew.de/page15770.html

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