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Uni

© Rückeis

Semesterstart: Uni – das erste Mal

Das Semester an den Berliner Hochschulen beginnt: So meistern Studienanfänger die Hürden des Alltags.

Das erste Gespräch mit der Sekretärin

Jede Studentin, jeder Student muss an ihr vorbei, wenn es um Termine mit dem Dozenten, Anwesenheitslisten und Prüfungen geht: der Sekretärin. „Am besten sind die Studenten höflich, drücken sich klar aus und bleiben auf dem Teppich“, sagt die Sekretärin eines achtköpfigen Lehrstuhls an der Humboldt-Universität (HU). Das sei leider nicht immer der Fall. „Immer wieder erwarten Studienanfänger, dass ihnen die Sekretärin alles hinterherträgt“, sagt Cynthia Schwarz von der Studienberatung der Freien Universität (FU). Meist merkten die Erstsemester aber schnell, dass die Sekretärin am längeren Hebel sitzt. In der Warteschlange vor dem Lehrstuhlsekretariat können Erstsemester auch gut andere Neulinge kennen- lernen: Mehr als 20 000 Abiturienten beginnen in diesem Jahr ihr Studium an einer der 30 großen oder kleinen Berliner Hochschulen. Etwa 60 Prozent der Studienanfänger sind dazu in die Hauptstadt gezogen, 40 Prozent kommen aus Berlin.

Die erste Sprechstunde beim Professor

Vor ihren neuen Professoren haben die meisten Studierenden viel Respekt. Übertriebene Angst beim ersten Gespräch könne aber kontraproduktiv wirken, sagt das Studentenwerk Berlin: Viele Studierende würden nämlich aus falscher Scheu ihr Problem dem Professor nur sehr wage schildern. Folglich seien dann auch die Antworten der Dozenten unbefriedigend. Karin Lohr, Professorin und Studienfachberaterin bei den Sozialwissenschaftlern der HU, rät: „Studenten sollten sich auf das Gespräch vorbereiten.“ Am liebsten wollten Professoren inhaltliche Ratschläge geben: Welches Thema eignet sich eher für eine Hausarbeit? Welche Autoren sind wichtig, um eine bestimmte Frage zu bearbeiten? Formale Fragen – wie: Wie lang muss eine Hausarbeit sein? – sollten Studierende dagegen besser bereits im Vorfeld klären. Die Wahrscheinlichkeit, auf eine Professorin zu treffen, ist übrigens noch immer ziemlich gering: Nur 15 Prozent der Lehrstuhlinhaber in Berlin sind weiblich.

Der erste Gang in die Bibliothek

Mehr als 100 Einzelbibliotheken stehen den Studierenden an den Berliner Hochschulen zur Auswahl. Einen Bibliotheksausweis bekommt man meist gleich nach Vorzeigen des Studentenausweises. Wer aus den zigtausend Werken das gesuchte finden möchte, sollte sich mit dem Programm „Opac“ (Online Public Access Catalogue) vertraut machen. Die Hochschulen bieten dazu Einführungen an. Die Benimmregeln in den Bibliotheken sind einfach: Permanentes Telefonieren mit dem Handy, versuchter Diebstahl oder verdreckte Bücher können zu Hausverbot führen. „Ärgerlich ist auch, wenn Benutzer die Bücher im Lesesaal an einen falschen Platz zurückstellen“, sagt Jeanette Lamble von der Staatsbibliothek zu Berlin. Verstellte Bücher werden oft erst nach Wochen wiedergefunden – und bis dahin suchen Studenten vergeblich nach dem Werk. Kleiner Trost: Einem Mythos zufolge haben sich in der Staatsbibliothek, die zwar zu keiner Uni gehört, aber als größte wissenschaftliche Bibliothek Deutschlands von vielen Studierenden besucht wird, zahlreiche Paare kennen- gelernt.

Die erste Hausarbeit

Vor der ersten Hausarbeit sollten sich Studierende einen Plan machen, wie sie vorgehen, sagt Karin Lohr: „Vorher festlegen, worüber genau man eigentlich schreiben möchte. Das Thema eingrenzen, damit man sich nicht verzettelt.“ Schlecht ist also: „Die deutschen Parteien im Wandel der Zeit.“ Besser: „Die CSU in der Krise.“ Wer das Thema vom Dozenten vorgegeben bekommt, sollte sich auch an die empfohlene Literatur halten. Für Essays und andere schriftliche Arbeiten, die Bachelor-Studierende oft einreichen müssen, gelte beim Vorgehen im Prinzip dasselbe – nur sind die Aufgaben von vornherein stärker eingegrenzt.

Die erste Klausur

Ältere Semester berichten häufig, dass die erste Klausur unspektakulär verlaufen sei – Studienanfänger brauchen sich also nicht unnötig verrückt zu machen. Karin Lohr rät Neulingen, sich auch bei Klausuren erst einmal einen Überblick zu verschaffen: „Lesen Sie die Fragen ganz genau durch!“ Steht in der Aufgabenstellung „Nennen Sie“, bedeutet das: Stichpunkte reichen aus. Steht dort „Erläutern Sie“, soll in der Antwort ausführlich ein Problem erläutert werden. Zu jeder Frage sollte man eine Antwort formulieren. Prüflinge fahren deshalb gut, wenn sie sich bei den ersten Aufgaben nicht zu lange aufhalten. Um den Überblick zu behalten, notieren sie am besten zunächst zu jeder gestellten Frage das wichtigste – und gehen dann ins Detail. Dabei gilt: einfache Fragen zuerst. Die Zeit vergeht schneller als erwartet. Eine funktionierende Uhr und ein Ersatzstift sind ratsam.

Die erste Arbeitsgruppe

Die schlechte Nachricht vorweg: Ja, anfangs versuchen die Kommilitonen in einer Arbeitsgruppe möglichst viel Arbeit auf den Rücken der jeweils anderen abzuwälzen. Immer wieder tauchten daher Studienanfänger in den Beratungsstellen der Unis auf, um zu fragen, wie sie eine geeignete Arbeitsgruppe für die Projektarbeiten fänden, sagt Cynthia Schwarz von der FU-Studienberatung. Sie hat aber auch eine gute Nachricht: In vielen Arbeitsgruppen sitzen am Ende dennoch Menschen zusammen, die sich auf produktive Weise ergänzen. „Meistens finden sich in den Seminaren instinktiv Studenten, die letztendlich ganz gut zusammenarbeiten können.“ Nur in wenigen Fällen funktioniere ihrer Erfahrung nach eine Arbeitsgruppe auf Dauer überhaupt nicht.

Der erste Studentenjob

Kneipen, Messen, Call-Center: Das sind für Studierende die ersten und beliebtesten Anlaufpunkte, wenn sie einen Nebenjob suchen. Jährlich bis zu 30 000 Angebote gibt es bei den Heinzelmännchen, der Jobvermittlung des Studentenwerks. Bis zu acht Euro verdienen Studenten in Berlin bei ihren Jobs normalerweise, heißt es bei den Gewerkschaften. Fast zwei Drittel der Studierenden sind auf Arbeitseinkünfte angewiesen, um Miete, Bücher und den restlichen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Insgesamt verfügt der Berliner Durchschnittsstudent im Monat über 805 Euro. Damit hat er nach Auskunft des Studentenwerkes zwar mindestens 36 Euro weniger als die Kommilitonen in anderen deutschen Großstädten zur Verfügung - kann aber dennoch etwas mehr ausgeben als der deutsche Durchschnittsstudent, dessen Einkommen im Monat bei nur 770 Euro liegt. Besonders begehrt sind unter Studierenden die Stellen an den Lehrstühlen der Unis selbst. Denn in Berlin erhalten studentische Hilfskräfte einen von den Gewerkschaften ausgehandelten Tariflohn: 10,98 Euro brutto in der Stunde, mehr als in den meisten anderen Bundesländern. Und wer nach dem Abschluss in der Wissenschaft arbeiten will, knüpft hier erste Kontakte.

Der erste Besuch in der Mensa

Liebhaber der Kartoffel unter den Studienanfängern können sich freuen: Da das Jahr 2008 von den Vereinten Nationen zum „Jahr der Kartoffel“ ausgerufen worden war, steht diese derzeit im Mittelpunkt des Speiseplans der 15 Berliner Mensen. Solche Aktionswochen legt das Studentenwerk zum Start jedes Halbjahres auf. Täglich essen 30 000 Studenten in den Mensen, sie werden von mehr als 400 Mitarbeitern versorgt. Manche Mensen ziehen nicht nur Studenten an: Die kürzlich neu eröffnete HU-Mensa Nord in der Hannoverschen Straße in Mitte wird täglich auch von vielen Berufstätigen besucht. Ein Gericht kostet zwischen zwei und fünf Euro, es wird vom Staat mit rund einem Euro bezuschusst. Studierende mit Hund sollten in die Mensa der Technischen Universität in der Hardenbergstraße gehen. Die hat kürzlich einen Hundeparkplatz eingerichtet. Dort kann man seinen Vierbeiner vor einer Trinkschüssel anleinen.

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