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Die Stele aus Basalt, gefunden unter den Resten eines christlichen Klosters in der heutigen Türkei, soll eine bislang unbekannte Gottheit zeigen.

© Forschungsstelle Asia Minor

Stele mit Bildnis eines unbekannten Gottes gefunden: Alter Orient im Glauben der Römer

In der Türkei haben Archäologen aus Münster eine Stele entdeckt, auf der eine bislang unbekannte antike Gottheit abgebildet ist.

Münsteraner Archäologen haben in einem antiken Heiligtum in der Osttürkei ein einzigartiges römisches Relief mit unbekannter Götterdarstellung ausgegraben. Die anderthalb Meter hohe Basaltstele, die als Stützpfeiler in eine Klostermauer verbaut war, zeigt nach erster Einschätzung einen Fruchtbarkeits- oder Vegetationsgott, teilte das Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster mit. Das Bild, das im Heiligtum des Gottes Iuppiter Dolichenus nahe der antiken Stadt Doliche entdeckt wurde, sei erstaunlich gut erhalten, sagte Grabungsleiter Engelbert Winter. „Es gibt wertvolle Einblicke in die Glaubensvorstellungen der Römer und das Weiterleben altorientalischer Traditionen“, so der Althistoriker. Vor der genauen Identifizierung des Gottes seien aber weitere Recherchen nötig.

Unter Klosterresten entdeckt

Die Stele wurde in den Überresten des christlichen Klosters Heiliger Salomon entdeckt, das im Frühmittelalter im Areal des antiken Heiligtums errichtet worden war. Die Basaltstele zeige eine Gottheit, die aus einem Blattkelch erwächst, erklärte Archäologe Michael Blömer. Florale Verzierungen, astrale Symbole und Bildelemente legten nahe, dass es sich um einen Fruchtbarkeitsgott handelt. Auffällig seien ikonografische Details wie die Gestaltung des Bartes oder die Haltung der Arme, die auf Darstellungen aus der Eisenzeit im 1. Jahrtausend vor Christus verwiesen. „Die Stele kann davon erzählen, wie altorientalische Traditionen über die Epochen weiterlebten, von der Eisenzeit bis in die römische Zeit“, sagte Winter. Die gut erhaltenen Ruinen des Klosterkomplexes erlaubten zahlreiche Rückschlüsse über das Leben und die Kultur in dieser Region zwischen Spätantike und Kreuzfahrerzeit.

Das internationale Team hatte die Überreste des Klosters 2010 entdeckt. Um die bedeutende Tempelanlage und die Klosterruine der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist ein archäologischer Park geplant. (KNA)

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