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Drei Männer gehen einen Weg entlang, im Hintergrund sind Gebäude in Schnellbauweise zu sehen.

© Promo/L'appel Deutschland e.V.

"Student des Jahres": Entwicklungshilfe im Doppelstudium

Christoph Lüdemann, Medizin- und Wirtschaftsstudent in Witten-Herdecke sowie Entwicklungshelfer in Ruanda und Sierra Leone, ist der erste „Student des Jahres“.

Zwei Studenten sitzen 2009 in der Kölner Südstadt beim Bier zusammen, räsonieren über die Weltlage. Gerade wird in den Medien des blutigen Bürgerkriegs in Ruanda vor 15 Jahren gedacht und beschrieben, wie desolat die Lage im Lande noch immer ist. Die Anfang 20-Jährigen seufzen: „Man müsste was machen.“ Wenig später gibt ein zufälliges Treffen mit einem Bochumer Theologiestudenten aus Ruanda der „Bierlaune“ eine Richtung, erzählt Christoph Lüdemann. Mit ihm reisen die Freunde in dessen ruandisches Heimatdorf, leben dort drei Monate lang unter einfachsten Verhältnissen. Krankenversorgung? Fehlanzeige.

Ein Porträtfoto von Christoph Lüdemann.
Christoph Lüdemann (28) studiert Medizin und Wirtschaftswissenschaften, leistet Entwicklungshilfe in Ruanda und Sierra Leone - und wird jetzt als "Student des Jahres" geehrt.

© Promo

Während Lüdemann in den kommenden Jahren gemeinsam mit lokalen Kräften und unterstützt von der ruandischen Regierung in Kiruhura eine Krankenstation aufbaut, mit dem 2013 gegründeten Verein „L’appel Deutschland“ 30 meist studentische Helfer mobilisiert und mittlerweile Spendengelder von einer Viertelmillion Euro innerhalb eines Jahres auftreibt, beginnt er an der Universität Witten-Herdecke Medizin zu studieren.

Engagement in zwei der ärmsten Länder Afrikas

Heute, mit 28 Jahren, steuert Lüdemann auf das Staatsexamen und die Promotion über ein Thema in der Krebsforschung zu. Sein Wirtschaftsstudium hat er keineswegs aufgegeben, denkt über eine gesundheitsökonomische Masterarbeit zur Problematik der Übernahme städtischer Krankenhäuser durch private Konzerne nach.

Ein Förderer des Vereins hat ihn dann als „Student des Jahres“ vorgeschlagen. Lüdemann konkurrierte mit bundesweit 105 Studierenden um die vom Hochschulverband und vom Deutschen Studentenwerk 2015 erstmals ausgeschriebene Auszeichnung. Der Wittener Multitasker mit dem Doppelstudium und dem vorbildlichen Engagement „in zwei der ärmsten afrikanischen Länder“ ist es jetzt geworden. Mit dem Preisgeld von 5000 Euro, die vom Stifterverband kommen, will er seinen Studienkredit abbezahlen.

Das neueste Projekt: Eine Grundschule in Sierra Leone

Zwei Länder? Als 2014 in Westafrika die Ebola-Epidemie ausbrach, habe ihn wieder dieser Gedanke durchzuckt, sagt Lüdemann: „Man muss etwas tun.“ In der Community Makeni im Westen Sierra Leones unterstützt der Verein seitdem ein 200-Betten-Krankenhaus, baute eine Isolierstation mit 110 Betten auf. Jetzt kehrt langsam der Alltag in die Region zurück. Dabei helfen soll eine Grundschule mit Internat, für die „L’appel Deutschland“ derzeit Spenden sammelt. Bildungschancen schaffen auch Stipendien für Studierende in Ruanda und Sierra Leone, die diese nach ihrem Studium zurückzahlen – an neue Stipendiaten.

Helfer-Nachwuchs dringend gesucht

Auch Lüdemann will nach Staatsexamen und Promotion unter Hochdruck weiterarbeiten, „konzentriert“ in Richtung Facharztausbildung und klinischer Onkologie, wie er sagt. Weil viele im Verein vor dem Berufseinstieg stehen, wird dringend Nachwuchs gesucht. Was Lüdemann als seine Triebfeder bezeichnet, könnte ansteckend wirken: „Der Wille zu lernen und besser zu werden in den Dingen, die wir tun.“

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