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Studenten vor der University New South Wales, Sydney

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Studentenproteste: Australiens Unis vor tiefen Einschnitten

Der Staat will bei den Hochschulen sparen. Auch die soziale Abfederung der Studiengebühren soll weiter abgebaut werden.

Nach Ländern wie Großbritannien plant jetzt auch Australien drastische Einschnitte bei seinen Universitäten. Die seit einem Dreivierteljahr amtierende konservative Regierung will die Zuschüsse für die Hochschulen um zwanzig Prozent kürzen und gleichzeitig Studierende mit deutlich höheren Kosten für Studienkredite und steigenden Studiengebühren belasten. So soll die bisherige Kappung der Studiengebühren fallen, staatliche Studienkredite müssen früher zurückgezahlt werden. Die Pläne haben bereits zu heftigen Protesten bei Studierenden und Hochschulvertretern geführt, wie der "Guardian" berichtet.

Nachgelagerte Gebühren - Australien galt einmal als Vorbild

Allein 3,2 Milliarden australische Dollar (2,1 Milliarden Euro) will die Regierung sparen, indem sie die Regeln der Studienfinanzierung zulasten der Studierenden ändert. In Australien bekommen viele Studierende ein staatliches Darlehen zur Finanzierung ihrer Studiengebühren. Mit dem Rückzahlen der Gebühren beginnen sie erst nach dem Eintritt in das Berufsleben. Als das Modell 1989 eingeführt wurde, galt es als Vorbild für sozial verträgliche Studiengebühren. Ein Knackpunkt dabei war, dass das Darlehen damals fast zinsfrei gewährt wurde. Die Raten der Rückzahlung orientierten sich am Einkommen der Absolventen. Ohnehin lag die Einkommensgrenze, ab der erst zurückgezahlt werden musste, ziemlich hoch. Seitdem ist das Modell schon häufiger zuungunsten der Studierenden verändert worden. Derzeit beginnt die Rückzahlung, wenn Absolventen ein Einkommen erreichen, das dem australischen Durchschnittseinkommen entspricht.

Diese Grenze soll ab Juni 2016 auf 90 Prozent des Durchschnittseinkommens gesenkt werden. Dadurch würden viele Absolventen früher zurückzahlen müssen - und zudem mehr als zuvor, weil die Zinssätze angehoben werden sollen. Derzeit orientiert sich der Zinssatz am Verbraucherpreisindex (2,9 Prozent in Australien). Künftig soll er an den Satz für zehnjährige Staatsanleihen angelehnt werden (aktuell 3,77 Prozent in Australien). Die Obergrenze soll bei sechs Prozent liegen.

Der Minister will den Unis erlauben, so viel Gebühren zu nehmen wie sie wollen

Die Studierenden würden noch mehr belastet, weil die - in der Vergangenheit eh schon kräftig erhöhten - Studiengebühren weiter steigen sollen. Wissenschaftsminister Christopher Pyne will den Unis sogar erlauben, Gebühren in unbegrenzter Höhe zu nehmen. Bisher sind sie gedeckelt, wobei sich die Gebühren nach dem Fach richten. Im Gegenzug sollen zwanzig Prozent der Staatszuschüsse für die Lehre gestrichen werden.

Nach einer Modellrechnung der University of Melbourne müssten die Gebühren für sozialwissenschaftliche Studiengänge um 45 Prozent steigen, für Naturwissenschaften um 54 Prozent und für Ingenieurwissenschaften um 61 Prozent, um die fehlenden Staatszuschüsse auszugleichen.

Auf der Webseite der Uni sind die aktuellen Kosten für ein Studium in Geistes- und Sozialwissenschaften mit gut 6000 Dollar (4100 Euro) und in den Natur- und Technikwissenschaften mit rund 8600 Dollar (5900 Euro) pro Jahr angegeben. Noch sind die Pläne allerdings nicht beschlossen. Der Minister will sich jetzt mit den Hochschulen beraten.

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