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Sevval Gür

© privat/privat

Studi am Start: Sevval Gür: Unterstützung für Studierende der ersten Generation

Der Studienstart war für Sevval Gür nicht leicht, sie fühlte sich als Kind von Nicht-Akademikern fehl am Platz. Heute unterstützt sie andere beim Weg durch die Uni, engagiert sich in der Fachschaft und in Gremien.

Eine Kolumne von Sieba Abadi

Sevval Gür ist die erste Person aus ihrer Familie, die studiert. Im Jahr 2020, mitten in der Corona-Pandemie, beginnt sie ihr Studium: Arbeitslehre an der Technischen Universität Berlin im Hauptfach und Mathematik an der Freien Universität Berlin im Zweitfach. An der Uni ist für sie vieles neu: neue Menschen, neue Kurse, neuer Stoff. Was auch neu ist: das hässliche Gefühl, sich fehl am Platz zu fühlen.

„Ich wusste nicht, wie die Uni funktioniert. Was ein Curriculum ist. Was der Unterschied zwischen einem Seminar und einer Vorlesung ist. Ich konnte niemanden fragen. Zwischen all den anderen fremden Studierenden bin ich untergegangen und später durch meine Prüfungen gerasselt“, sagt die 23-Jährige über ihr erstes Jahr an der Uni.

Zwei Dozierende hätten sich damals ihrer angenommen, sie beraten und unterstützt, ihr bei der Orientierung geholfen, ihr die Rastlosigkeit genommen – und damit verhindert, dass sie das Studium abbricht.

Heute, sieben Semester später, hat Sevval mit ihren Kommilitoninnen eine Fachschaft für ihren Studiengang gegründet, Weihnachtsfeiern und Begrüßungsveranstaltungen zum Semesterstart organisiert. Sie ist in einer Reihe von Gremien aktiv. Außerdem bietet sie als Tutorin nun selbst Beratungen für Studierende aus ihrem Studiengang an.

Für dieses Engagement hat die Universität die Studentin zu Beginn des Jahres mit dem Preis „Wir sind TU Berlin“ ausgezeichnet. „Sevval ist quasi das ‚gute Herz‘ des Studiengangs: für alle ansprechbar, immer freundlich und hilfsbereit“, heißt es unter anderem in der Nominierung.

Bei der Beratung sei ihr besonders wichtig, die Studierenden aufzufangen, die ähnlich wie sie damals gerade aus der Schule kommen und glauben, dass „Studieren einfach nichts für sie sei“. Oder vielleicht, wie sie, eine Familie ohne akademischen Hintergrund haben. Sie wolle helfen, „Ängste zu bewältigen, Unsicherheit zu nehmen und Probleme zu lösen“.

Und ihnen das Gefühl geben, dass sie hier nicht alleine seien: „Wir brauchen viel mehr Beratungsangebote von Menschen, die ihr Wissen nicht aus Büchern nehmen, sondern selbst gespürt haben, wie sich bestimmte Situationen anfühlen. Und was fehlt.“

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