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Superuniversität in Berlin: Adresse für die besten Forscher aus aller Welt

Über die Form eines Daches für die exzellente Forschung in Berlin wird in Universitäten und außeruniversitären Instituten bereits intensiv diskutiert.

Über die Form eines Daches für die exzellente Forschung in Berlin wird in Universitäten und außeruniversitären Instituten bereits intensiv diskutiert. Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) hatte bei der Präsentation des Masterplans für die Berliner Wissenschaft angekündigt, bis Jahresende mit allen Beteiligten die Details der „gemeinsamen Einheit“ zu besprechen. Unterdessen gibt es schon genauere Vorstellungen, wie das Dach, unter dem sich die Spitzenforscher versammeln sollen, aussehen sollte.

Zusammengeführt werden könnten „Teile der drei Universitäten mit außeruniversitären Einrichtungen auf Gebieten wie der Biomedizin oder den Materialwissenschaften“, sagt Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Denkbar sei auch ein Forschungsfeld aus den Sozialwissenschaften. Damit entstünde eine virtuelle „Berliner Forschungsuniversität“. Die Eigenständigkeit der beteiligten Einrichtungen dürfe dabei nicht in Frage gestellt werden. Gleichwohl solle es aber eine Adresse für exzellente Wissenschaftler und den wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt sein.

„Die Doktoranden werden knapp in Deutschland, wir müssen international attraktiv sein“, sagt Mlynek. An der neuen Institution sollten auch Wissenschaftler aus den außeruniversitären Forschungseinrichtungen das Promotionsrecht erhalten. Als weitere mögliche Aufgaben neben der Arbeit an großen Forschungsvorhaben und der Doktorandenausbildung nannte Mlynek den Technologie- und Wissenstransfer. Wichtig wäre es, der gemeinsamen Einheit „zusätzliche unternehmerische Freiheiten“ zu geben, damit sie international wettbewerbsfähig agieren kann: Die Institution sollte Freiräume haben, um Professoren und Nachwuchswissenschaftler berufen zu können, ohne sich an die üblichen Bezüge zu halten.

„Viel Potenzial“ sieht Mlynek auch in der künftigen Entwicklung des naturwissenschaftlichen Campus der Humboldt-Universität in Adlershof. So könnten die drei Berliner Universitäten den Standort künftig gemeinsam mit den dort zahlreich vertretenen außeruniversitären Einrichtungen und dem Technologiepark betreiben.

Ernst Theodor Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, plädiert dafür, das gemeinsame Dach nicht Forschungsuniversität, sondern „Wissenschaftscampus Berlin“ zu nennen. „Wir dürfen nichts machen, was nach Konkurrenz zu den Universitäten riecht“, sagt Rietschel. Auf dem neuen „Campus“ sollten die Stärken aller beteiligten Einrichtungen zusammengeführt werden. So würden die Unis das Promotionsrecht beisteuern – und die außeruniversitären Institute „Drittmittel, Exzellenz und Publikationen“. Das Promotionsrecht solle formal bei den Universitäten bleiben, in eine gemeinsame Struktur würden sie es allerdings „mit einbringen“. Geleitet werden solle die neue Institution von einem bis zu dreiköpfigen Direktorium, das mit führenden Wissenschaftlern aus den beteiligten Einrichtungen besetzt wäre, sagt Rietschel.

Das Promotionsrecht ist offensichtlich ein heikler Punkt. Kurt Kutzler, Präsident der Technischen Universität, betont, dass es „ein Privileg der Hochschulen“ bleiben müsse. „Wir Universitäten wissen, dass wir uns zusammenschließen müssen, um unsere Stärken auszuspielen. Wenn der Senator das fördern will, hat er unsere Unterstützung“, sagt Kutzler. Er könne sich vorstellen, dass man in einer solchen Einrichtung Forschung betreiben könne, die jede Uni für sich nicht schultern könnte. Als positives Beispiel nannte er das Berliner Matheon, in dem Forscher aus den drei Unis und der außeruniversitären Wissenschaft zusammenarbeiten und auch frei über die Finanzen entscheiden.

Allerdings müsse in der Ausgestaltung der neuen Einrichtung darauf geachtet werden, dass exzellente Kräfte nicht aus den Unis herausgezogen würden. Wichtig sei auch, dass die Universitäten hierbei ihre Hoheit nicht verlören. Berufungen an die Forschungsuniversität dürften nur mit Zustimmung der Hochschulleitungen getätigt werden. Der Präsident der Freien Universität, Dieter Lenzen, sagte: „Es ist ein gutes Ziel, die Exzellenz der Universitäten nach außen noch mehr sichtbar zu machen.“ Wichtig sei nun, dass die neue Einrichtung für alle beteiligten Universitäten ein Gewinn werde.

Mit dem Vorhaben aus dem Masterplan für die Berliner Wissenschaft, eine „gemeinsame Tochterinstitution der Universitäten und der großen außeruniversitären Institute“ zu gründen, ist offensichtlich auch die „University of Berlin“ vom Tisch. Eine solches gemeinsames Dach über die drei Berliner Unis war in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert und von den Präsidenten einhellig abgelehnt worden. Die „Tochterinstitution“ dagegen soll lediglich „die exzellenten Forschungsbereiche“ zusammenführen. „Ich denke auf keinen Fall an eine University of Berlin“, hatte Wissenschaftssenator Zöllner am Montag gesagt. Die Universitäten brauchten weiterhin den Wettbewerb untereinander.

Unter dem neuen Dach müssten „die einzelnen Säulen erkennbar bleiben“, sagte Zöllner. Gleichwohl solle die neue Institution so organisiert sein, „dass sie international als Einheit identifizierbar“ ist. Top-Nachwuchswissenschaftler bräuchten eine Adresse, die signalisiert, „dass man in Berlin eine internationale Karriere machen kann“. Einen Namen für die Institution wollte Zöllner noch nicht preisgeben. Aus Wissenschaftskreisen ist zu hören, dass der Titel „Berlin Research University“ im Gespräch sei.

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