zum Hauptinhalt
Glücklich. Eine Transplantation von kompletten Unterarmen ist selten und viel komplizierter als die Verpflanzung einer Hand.

© dpa

Ersatzteile: Transplantierte Hände funktionieren besser als Prothesen

Mit einer transplantierten Hand kann man nicht nur Dinge greifen, sondern sie auch spüren. Doch die neue Lebensqualität hat mitunter einen hohen Preis.

An Manschettenknöpfen würde er noch scheitern, auch nach zwölf Jahren. Sonst meistert Patient 1 aus Innsbruck seinen Alltag wie jeder andere – obwohl die Hände, die er benutzt, nicht seine eigenen sind. Beide wurden ihm im Jahr 2000 transplantiert. „Eine verpflanzte Hand ist Prothesen überlegen“, sagte Stefan Schneeberger gestern auf dem Internationalen Kongress der Transplantationsgesellschaft in Berlin, bei dem sich 4000 Forscher aus 94 Ländern treffen.

Etwa 70 Patienten bestätigten den Erfolg in den letzten 14 Jahren. Während die Transplantation von Beinen und Armen kompliziert sei und Ausnahme bleibe, seien die Patienten mit neuen Händen zufrieden. Nur einer forderte, dass sie ihm wieder amputiert werden. „Die meisten integrieren sie in ihr Körperbild“, sagte der Chirurg von der Medizinischen Uni Innsbruck und der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Im Gegensatz zu deutschen Institutionen, wo solche Eingriffe vom Gesetzgeber unmöglich gemacht werden, haben beide ein Programm zur Handtransplantation.

Schneeberger führte ein Video vor: Der Patient zerlegt einen gelben Kugelschreiber und setzt ihn wieder zusammen. Dafür müssen nicht nur Greifkraft und Feinmotorik der Hand funktionieren, man braucht auch Gefühl in den Fingern, damit man nicht jede Bewegung mit den Augen beobachten muss. Die neu gewonnene Lebensqualität habe jedoch einen hohen Preis. Zwei Patienten starben nach der Operation. Und da das Immunsystem dauerhaft unterdrückt werden muss, kämpfen die anderen mit Virus- und Pilzinfektionen oder mit Nebenwirkungen der Medikamente wie hohem Blutdruck und Kopfschmerzen.

Manchmal fängt der Körper an, die Haut abzustoßen. So wusch sich ein Patient kurz nach der OP die Hände und ahnte nicht, dass das Wasser 70 Grad heiß war. Innerhalb von zwei Tagen war die Haut des gesamten Transplantates rot, geschwollen und schuppte ab.

Warum es dazu kommt, beginne man mithilfe von Tierversuchen zu verstehen, sagte Schneeberger. Starke Hitze und mechanische Reize könnten eine Kettenreaktion auslösen, bei der Entzündungszellen an die Hautoberfläche wandern und sie angreifen. Die Haut rötet sich und kann absterben. „Mit Kortisoncremes bekommen wir das in den Griff“, sagte er. Auch wenn bei einer starken Abstoßung bleibende Schäden auftreten können. Vor allem sollten die Patienten selbst vorsichtig sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false