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Ein Porträtfoto von George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Universitäten sind nicht für die Nahversorgung da

Die Uni Koblenz-Landau soll aufgespalten werden, damit die Wirtschaft der Region Koblenz besser versorgt werden kann. Doch das widerspricht dem universitären Anspruch, sagt unser Kolumnist.

Die Universität Koblenz-Landau steht vor der Teilung. Koblenz wird 2023 zum eigenständigen Universitätsstandort, während man Landau der TU Kaiserslautern zugeschlagen will. Dabei wird erneut der Beweis erbracht, dass zwei Dinge nicht zusammenpassen: universitärer Anspruch und regionale Versorgung. 

Das selbständige Koblenz soll ausdrücklich auch dazu dienen, mit seinen Angeboten die Region zu versorgen. Eine solche regionalplanerische Aufgabe kommt allerdings zu Recht den Fachhochschulen zu.

Internationaler Anspruch kennt keine regionalen Grenzen

Universitäten mit ihrem internationalen Anspruch orientieren sich regelmäßig nicht an regionalen Grenzen. Geschieht das dennoch, lässt das folgende Schlüsse zu.

Erstens: Im Grunde ist für Koblenz gar nicht an eine Universität im herkömmlichen Sinn gedacht. Vielmehr wird durch die Fokussierung auf die Region – Ausbildungsplätze für Bewerber und Partner der ansässigen Wirtschaft – deutlich, dass die Institution besser als Fachhochschule konzipiert worden wäre. Finanzielle Ausstattung und personelle Besetzung werden das in der Folge dokumentieren. 

Ein Downgrading droht

Zweitens: Bereits in der Vergangenheit sind manche Neugründungen unter falscher Flagge erfolgt, hochtrabende Bezeichnung und zugedachte Funktion stimmen nicht überein.

Das sind die Einrichtungen, die besser als Fachhochschulen firmieren sollten. Ihnen droht ein finanziell immer enger werdendes Korsett; möglicherweise werden sich einige Länder sogar veranlasst sehen, ihren Status zu ändern, sie „downzugraden“.

Das wird derzeit noch vehement zurückgewiesen. Enger werdende finanzielle Spielräume könnten das aber notwendig machen. 

Schon in Nürnberg wurden Fehler gemacht

Damit käme es zu einer Bereinigung des Hochschulwesens, die besser wäre als die künstliche Differenzierung in Eliteuniversitäten und den Rest. Mit über 80 Universitäten ist Deutschland eher überversorgt als dass ein Bedarf an Neugründungen besteht. Das ist bereits bei der politisch ambitionierten Neugründung von Nürnberg deutlich geworden, wo allein die Nähe zu Erlangen die neue Institution überflüssig erscheinen lässt. 

Landespolitiker werden in erster Linie Bedarf und Grenzen des eigenen Bundeslandes im Auge haben. Nützlich wäre es, wenn ein grenzüberschreitender Blick riskiert würde. So ist die Region Koblenz geradezu umzingelt von Universitäten: Bonn, Siegen, Frankfurt, Mainz und, ebenfalls noch recht nah, Trier und Darmstadt. 

Es wäre weitsichtiger, vor dem Ausbau Bedarf und Kosten besser im Blick und Griff zu haben als womöglich zu einem späteren Zeitpunkt einen schmerzhaften Abbau vornehmen zu müssen.

Aber wann war schon Weitblick in der Hochschulpolitik der Maßstab für das Handeln?

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