zum Hauptinhalt
Fleisch und Eier. Hühner sind leichter zu halten und zu transportieren als Schweine. Sie waren daher bald sehr beliebt.

© picture alliance / dpa

Ursprung des Haushuhns: Hühner wurden zunächst für Rituale genutzt, erst später als Nahrungsquelle

Anfangs ließ man sie in Kämpfen gegeneinander antreten. Erst seit rund 2300 Jahren werden Hühner als Lieferanten für Fleisch und Eier genutzt.

Vor etwa 2300 Jahren haben die Menschen im östlichen Mittelmeerraum begonnen, Hühner wegen ihrer Eier und ihres Fleisches zu halten. Das schließen Wissenschaftler aus Funden in der historischen israelischen Stadt Maresha, wie sie im Fachjournal „PNAS“ berichten. Von Israel und dem Rest der südlichen Levante habe sich dann die landwirtschaftliche Hühnerhaltung bis nach Europa verbreitet. Zuvor waren die Tiere, die bereits im 6. Jahrtausend vor Christus in Asien domestiziert worden waren, außerhalb ihrer Heimat in erster Linie als Exoten für Hahnenkämpfe oder rituelle Zwecke gehalten worden.

Das Haushuhn (Gallus gallus domesticus) stammt von einem südostasiatischen Wildhuhn ab, dem Bankivahuhn (Gallus gallus). Nach seiner Domestizierung gelangte das Huhn über seinen natürlichen Verbreitungsraum hinaus. Funde von Hühner-Überresten an archäologischen Stätten lassen vermuten, dass es zunächst ab etwa dem 3. Jahrtausend vor unserer Zeit nach Westasien und in den Nahen Osten gelangte, dann unter anderem in die Levante (die Region rund ums östliche Mittelmeer) und etwa im 9. oder 8. Jahrhundert vor Christus schließlich nach Europa. Allerdings beschränken sich die Funde auf wenige Knochen.

Broiler? Kam erst später. Anfangs wurden Hühner eher gekocht als gebraten

Die Forscher um Lee Perry-Gal von der Universität Haifa fragten sich deshalb: Wann wurden die Hühner außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes nicht mehr nur als exotische Art für rituelle Zwecke gehalten? Wo wurden sie zuerst zu einem wichtigen Bestandteil der Viehhaltung? In Maresha, eine an einer traditionellen Handelsroute gelegene historische Stadt im heutigen Israel, fanden sie außergewöhnlich viele Hühnerknochen. Sie machten fast 30 Prozent der gesamten tierischen Überreste aus und wurden auf das Ende des vierten Jahrhunderts vor Christus datiert. Darunter waren besonders viele Knochen von weiblichen Tieren. Das lasse vermuten, dass die Hühner unter anderem wegen ihrer Eier gehalten worden waren. Tatsächlich belegten die Knochenfunde eierlegende Hennen.

Desweiteren fanden die Forscher Schnittspuren an den Knochen, die auf eine Schlachtung der Hühner hinweisen. Nur wenige Knochen waren verbrannt. Die Tiere waren zum Verzehr wohl nicht gebraten worden. Schließlich analysierten die Forscher das Vorkommen von Hühnern an mehr als 200 weiteren historischen Stätten in der südlichen Levante.

Pflegleicht: Hühner verdrängten Schweine

Sie fanden einen sprunghaften Anstieg an Überresten in der hellenistischen Periode, die von 336 bis 30 vor Christus dauerte. Das Team um Perry-Gal verweist auf andere Wissenschaftler, die vermutet hatten, dass die Hühner in der Levante nach und nach die Schweine als vorherrschende Haustierrasse verdrängten. Hühner verbrauchten weniger Wasser und seien leichter zu transportieren. Sie stellten eine kompakte, tragbare und pflegeleichte Fleischpackung dar, die auch über Eier verlässlich Protein liefere. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false