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Ein Blick in Goethes Bibliothek.

© KSW/Jens Hausprung

Verbund von Marbach, Weimar und Wolfenbüttel: Erforschen, was die Literaten zusammenhält

Mit einer Millionenförderung vom Bund ist der Forschungsverbund der Archive in Marbach, Weimar und Wolfenbüttel gestartet. Geplant sind neue Projekte zur deutschen Kulturgeschichte über fünf Jahrhunderte.

„Dem Geheimen Rathe von Göthe als einen schwachen Beweis alter unverbrüchlicher Anhänglichkeit, tiefer Verehrung u. innigster Dankbarkeit.“ Dies schrieb Alexander von Humboldt 1810 in ein Exemplar seiner „Ansichten der Kordilleren“, das er an Goethe sandte. Signierte Werke tragen zu literarischen Netzwerken, intellektuellem Austausch und Freundschaften bei – auch vor und nach der Klassik und Romantik. Solche Netzwerke durch die Epochen zu untersuchen, gehört zu den Aufgaben des Forschungsverbundes Marbach, Weimar, Wolfenbüttel, der am Montag mit einer Auftaktveranstaltung in Berlin seine Arbeit aufgenommen hat (hier).

Den Verbund, durch den die Bestände des Deutschen Literaturarchivs Marbach, der Stiftung Klassik Weimar und der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel in gemeinsamen Vorhaben besser erschlossen werden sollen, fördert das Bundesforschungsministerium (BMBF). Mit zunächst zehn Millionen Euro für fünf Jahre werden drei epocheübergreifende Forschungsprogramme sowie Digitalisierungsprojekte finanziert.

Rolle von Bibliotheken bei der Entstehung von Literatur und Wissenschaft

Eines der großen Themen sind Autorenbibliotheken. Sie werden untersucht, um mehr über Entstehungsbedingungen von Literatur und Wissenschaft zu erfahren. Ein Teilprojekt in Wolfenbüttel erforscht anhand von rund 1000 gedruckten Auktionskatalogen Bibliotheken und Naturalienkabinette von Gelehrten der Frühen Neuzeit. In Weimar widmet man sich den Bibliotheken, derer sich Goethe bediente. Von Marbach aus spürt eine Literaturwissenschaftlerin den Exilbibliotheken deutsch-jüdischer Schriftsteller nach. In den anderen beiden Forschungsbereichen geht es um die Bedeutung von Autorenporträts und darum, wie kanonische Werke „gemacht“ werden.

Gemeinsam forschen? Projekte gehen von Beständen je eines Standorts aus

Auffallend ist, dass die Einzelprojekte von den Beständen nur eines Standorts ausgehen. Arbeiten, die ihre Themen von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert verfolgen, seien bislang nicht geplant, sie würden die Wissenschaftler überfordern, sagt Ulrich Raulff, Direktor in Marbach: „Den Zeitstrahl setzen wir aus Facetten zusammen.“ Die neue Qualität des Verbundes liege darin, dass zu gemeinsamen Themen geforscht wird und man sich bei Tagungen austauscht. In Berlin ist der Verbund mit einer Geschäftsstelle am Wissenschaftskolleg vertreten.

Die Förderung durch das BMBF geht auf eine Empfehlung des Wissenschaftsrats von 2011 zurück, die drei Einrichtungen enger zusammenzuführen, um sie auch international sichtbarer zu machen.

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