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Verhalten: Ein Segen für die Kids

Die Aufmerksamkeit des Vaters lässt Pavian-Babys schneller wachsen.

Nicht nur Menschen profitieren von einer Vaterfigur; neue Forschung hat bezeigt, dass sich Steppenpaviane umso besser entwickeln, je länger der Vater anwesend ist. Die Entdeckung zeigt, dass es mehr im Leben eines Pavianmännchens gibt als Sex und Kämpfe, sagt Jeanne Altmann von der Princeton University in New Jersey. "Wir haben den Männchen hinsichtlich Subtilität und Komplexität ihres Verhaltens nicht genug zugebilligt", sagt sie.

Altmann und ihre Kollegen studierten Steppenpaviane (Papio cynocephalus), die im Amboseli Nationalpark in Kenia, in der Nähe des Kilimandscharo, leben. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in Preceedings of the National Academy of Sciences. 1

Die Tiere leben in Gruppen mit durchschnittlich 40 Artgenossen. Weibchen bleiben der Gruppe, in der sie geboren wurden treu, doch Männchen wechseln die Gruppen. Einige wechseln regelmäßig von Gruppe zu Gruppe, andere leben mehrere Jahre lang in derselben.

Die Wissenschaftler studierten 118 Paviane, die zwischen 1982 und 2002 geboren wurden, 40 von ihnen sind männlich. DNA, die aus dem Kot gewonnen wurde, legte die Identität des jeweiligen Vaters offen.

Das Team hatte bereits früher gezeigt, dass erwachsene Männchen bei Kämpfen zugunsten ihres Nachwuchses intervenieren.2 Die Konsequenzen daraus waren jedoch nicht klar. Es wurde vorgeschlagen, dass die Männchen ihre eigenen Jungen dabei unterstützen, sich als Männchen zu beweisen, und nicht etwa die Jungen beschützen.

Sie werden so schnell groß

Es zeigte sich, dass der Nachwusch schneller die Sexualreife erreichte, je länger der Vater in der Gruppe, in der sein Nachwuchs lebt, blieb. Eine frühe Reife zeigt, dass der Pavian gesund ist und schnell wächst und erhöht seine Paarungschancen.

"Männchen errichten so etwas wie eine Schutzzone um ihren Nachwuchs", erklärt Altmann. Sie nimmt an, dass durch das Intervenieren in oder Verhindern von Kämpfen durch den Vater der Nachwuchs weniger gestresst ist und mehr Zeit zum Futtern hat.

Weibliche Paviane profitieren unabhängig vom Status ihres Vaters, auch wenn die Auswirkungen eher gering sind. Der größere Effekt wurde bei männlichen Nachkommen beobachtet, denen jedoch nur dann geholfen war, wenn sie einen hochrangigen Vater hatten. Männchen sind häufig das Opfer von Aggressionen und daher schwerer zu beschützen, profitieren jedoch mehr von effektivem Schutz. "Junge Männchen werden von anderen Männchen ins Visier genommen - es besteht ein enormer Druck, den eigenen Sohn zu beschützen", erklärt Phyllis Lee, Primatenforscherin an der University of Stirling, Großbritannien.

Guy Norton von der Anglia University in Cambridge, Großbritannien, der an einer anderen Langzeitstudie mit Steppenpavianen in Tansania arbeitet, sagt, die Schlüsselfrage laute, ob die Fürsorge des Vaters die Chancen eines Pavians zu überleben, um sich fortzupflanzen, erhöht. Hierzu hat Altmann bislang keine Daten, sie will sich dieser Frage jedoch künftig widmen.

Gleichgültige Väter

Für weniger als 10 Prozent aller Säugetierarten ist väterliche Fürsorge dokumentiert. Man geht davon aus, dass dies zum Teil der Schwierigkeit geschuldet ist, die manche Männchen haben, zu wissen welches der eigene Nachwuchs ist. Es ist nicht klar, wie Steppenpaviane dies wissen - möglicherweise erinnern sie, sich mit der Mutter gepaart zu haben, oder sie sehen oder riechen Ähnlichkeiten.

Einige männliche Paviane gehen Langzeitbeziehungen mit einem Weibchen ein und kümmern sich sehr um den Nachwuchs, sagt Norton. "Die Jungen umschwärmen sie wie die Fliegen", sagt er. Norton denkt, dass es sich bei diesen Männchen um ältere Tiere handeln könnte, die nicht mehr in der Lage sind, um Partnerinnen zu kämpfen, und sich daher darauf konzentrieren, den Nachwuchs, den sie bereits haben, zu behüten.

Bei einigen Spezies endet die Fürsorge der Eltern mit Beginn der Pubertät, was als Maßnahme gesehen wird, Inzucht zu vermeiden. Bei Pavianen wäre diese Möglichkeit jedoch nicht sehr wahrscheinlich: Mehr als 80 Prozent der Väter in der beobachteten Paviangruppe waren tot oder zu einer anderen Gruppe gezogen, als ihr Nachwuchs begann sich fortzupflanzen.

1 Charpentier, M. J. E., Van Horn, R. C., Altmann, J. & Alberts, S. C. Proc. Natl Acad. Sci. USA doi:10.1073/pnas.0711219105 (2008) 2 Buchan, J. C., Alberts, S. C., Silk, J. B. & Altmann, J. Nature 425, 179-181 (2003).

Dieser Artikel wurde erstmals am 4.2.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.552. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd.

John Whitfield

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