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Wissen: Was der Bund kann

Politiker und Wissenschaftler diskutieren über die Finanzierung von Unis nach dem Jahr 2017

Was hat die Exzellenzinitiative gebracht? Diese Frage stellen sich Wissenschaftler und Politiker immer häufiger, weil heute schon absehbar ist, dass diese Sonderförderung 2017 ausläuft. Wie kann man danach die zwei bis drei Milliarden Euro im System halten, wenn ohnehin bekannt ist, dass die deutschen Hochschulen seit Jahrzehnten unterfinanziert sind? Stephan Leibfried, der die Wirkungen der Exzellenzinitiative untersucht, formulierte es so: Seit 20 Jahren wird den Universitäten der Teppich in der Grundfinanzierung weggezogen und neuerdings nur etwas durch die Exzellenzinitiative „zugetröpfelt“.

Auf einer Hochschultagung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Grüne sprachen sich Politiker wie der hochschulpolitische Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag, Karl Heinz Gerstenberg, ebenso wie die Abteilungsleiterin im Wissenschaftsrat, Sabine Behrenbeck, dafür aus, diese zwei bis drei Milliarden Euro in der Hochschulfinanzierung zu belassen. Aber wie soll das angesichts der Schwierigkeiten mit der Föderalismusreform und den sehr eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten des Bundes umgesetzt werden?

Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan hat die Umwandlung einzelner herausragender Universitäten in Bundesuniversitäten ins Gespräch gebracht. Der Wissenschaftsrat als das wichtigste hochschulpolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern wird zwar im Jahr 2015 zusammen mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine Bilanz der Exzellenzinitiative vorlegen, aber zu den grundsätzlichen Fragen der weiteren Finanzierung und des Föderalismus will er sich vor 2015 nicht äußern, erklärte Sabine Behrenbeck.

Einig waren sich die Referenten, dass durch die Exzellenzinitiative eine große Aufbruchstimmung erzeugt wurde und es erstmals nach Jahrzehnten in den Hochschulen zu einer Analyse der Stärken und Schwächen gekommen ist. Stephan Leibfried wies darauf hin, dass das große Potenzial an jungen Forschern, das durch die Exzellenzinitiative in die Hochschulen gekommen ist, dort auch der Lehre genützt hat. Und zwar aufgrund der Tatsache, dass sich junge Wissenschaftler über ihre Zukunft jenseits des Exzellenzwettbewerbs Gedanken machen und sie sich zwangsläufig auch in der Lehre engagieren müssen, sofern sie in den Universitäten auf Dauer Fuß fassen wollen. Dennoch bleibt die Frage offen: Wenn es nicht zu einer erheblichen Aufstockung der Gelder kommt, so Stephan Leibfried, könnten 4000 spezialisierte und begabte junge Wissenschaftler den deutschen Universitäten verloren gehen, indem sie ins Ausland abwandern oder in Warteschleifen verkümmern, nur weil sie an den Unis keine Stellung mehr finden. Deutschland könne es sich nicht leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten.

Krista Sager, die wissenschaftspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, sieht keinen Anlass, die Exzellenzinitiative in ihrem ganzen Umfang positiv zu bewerten. Die Förderung von Graduiertenschulen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und von Clustern für Großvorhaben der Forschung befürwortete sie, aber gar nicht gefällt ihr die Auszeichnung von einigen wenigen Hochschulen mit dem Elitestatus. Für sie stelle sich die Frage: Trägt die Exzellenzinitiative zu einer Verbesserung des gesamten Hochschulsystems bei oder nur zu einer Aufwertung einiger Universitäten und zur Abwertung einer großen Zahl anderer nicht so erfolgreicher Hochschulen? Uwe Schlicht

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