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Harvard

© - Foto: AFP

USA: Wie Harvard 18 Milliarden Dollar verlor

Uni-Manager spekulierten mit Öl, Holz, Währungen, Hedgefonds - und könnten so das Vermögen der US-Eliteuniversität halbiert haben.

Für ihr Milliardenvermögen wurde die US-Eliteuniversität Harvard lange Zeit weltweit bewundert und beneidet: Bis auf für deutsche Verhältnisse unfassbare 37 Milliarden Dollar stieg der Wert der Stiftungen an. Das war im Juni des vergangenen Jahres. Doch nun, nach einem halben Jahr Finanzkrise, steht Harvard ähnlich da wie die internationalen Banken: Unvorstellbar groß sind die Verluste. Die Harvard-Stiftungen könnten fast 18 Milliarden Dollar – also die Hälfte ihres Wertes – verloren haben, schreibt „The Big Money.com“, ein auf Finanzthemen spezialisiertes Internetmagazin der Washington Post. Die Verluste würden damit um vieles höher liegen als angenommen. Der Bericht beruft sich auf eine Quelle im Uni-Management.

Der Uni wird demnach die Strategie zum Verhängnis, die ihr in den Jahren zuvor Gewinnraten von bis zu 25 Prozent bescherte – eine Rendite, auf die selbst Josef Ackermann stolz gewesen wäre. Schon vor Jahren wandten sich die Harvard-Manager – 2008 verdienten sie 26,8 Millionen Dollar – von eher konservativen Anlageformen wie Rentenwerten ab. Stattdessen stiegen sie in „exotische“ Finanzspekulationen ein, heißt es.

Elf Prozent ihres Vermögens verwettete die Uni darauf, dass die Währungen und Börsenindices von Brasilien, Mexiko und Russland steigen – in der Hoffnung, die Märkte dieser Schwellenländer würden wachsen. Stattdessen verlor der brasilianische Real im letzten Jahr 40 Prozent seines Wertes, der russische Aktienindex fiel um 80 Prozent. Fast ein Drittel des Harvard-Vermögens steckte in Hedge-Fonds und Beteiligungen an neuen Firmen, die man später mit Gewinn verkaufen wollte. Auch diese Anlagen verloren dramatisch. Harvard versuchte sie in einer Notaktion zu veräußern, fand aber selbst dann keine Käufer, als man sie mit 35 Prozent Rabatt loswerden wollte.

Harvard mischte zudem kräftig auf dem Ölmarkt mit. Lange ein blendendes Geschäft, stieg doch der Ölpreis bis zum letzten Sommer rasant. Inzwischen kostet ein Barrel Öl allerdings nur noch ein Viertel des einstigen Preises. Ähnliche Verluste erlitt Harvard beim Handel mit Holz. Der boomte, als die Amerikaner noch massenhaft Häuser auf Kredit bauten. Mit dem Platzen der Immobilienblase brach das Geschäft ein. Harvard stieg nicht rechtzeitig aus und steht nun auch hier vor einem Scherbenhaufen.

Welche Folgen haben die Verluste? Ein Drittel der jährlichen Ausgaben von mehr als drei Milliarden Dollar finanziert Harvard aus den Gewinnen des Stiftungsvermögens. Der Rest kommt aus Studiengebühren und Staatsmitteln. Zwar bleibt für hiesige Maßstäbe auch nach den Verlusten reichlich Geld übrig. Präsidentin Drew Faust hat dennoch angekündigt, die Gebühren erhöhen zu wollen. In einer E-Mail warnt sie die Uni: „Wir müssen uns auf große finanzielle Einschränkungen vorbereiten.“

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