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Viele Böden in Deutschland haben zu wenig Wasser bekommen.

© Tagesspiegel/freepik

Ausblick auf das Wetter der Zukunft: Zweitheißester August aller Zeiten in Deutschland

Es war der zweitheißeste August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Schon jetzt liegt Deutschland weit über 1,5 Grad Erwärmung.

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Der August war in Deutschland auf Rekordkurs – in mehreren Disziplinen. Sowohl die hohe Temperatur, die Anzahl der Sonnenstunden als auch das Maß an Trockenheit stechen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hervor. 

Ersten Auswertungen zufolge war der August 2022 der zweitheißeste nach dem Rekordmonat in 2003 seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Die rund 2000 Messstationen übermittelten einen Temperaturdurchschnitt von 20,3 Grad Celsius (°C) für Deutschland. Das sind 3,8 Grad mehr als in der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 laut Deutschem Wetterdienst, und 2,3 Grad mehr als in der wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020.

Im Vergleich zum vorindustriellen Durchschnitt 1881-1900 waren es gar 4,3 Grad mehr. Nur 2003 war es noch heißer im August. [Die genauen Werte für jeden Monat können Sie ab sofort in unserem Live-Temperaturmonitor erkunden]
 
So viel Sonne wie seit 20 Jahren nicht mehr
 
Den Rekord im August stellte die Kurstadt Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz auf, die 30 Kilometer südwestlich von Mainz liegt: Am 04. August wurde es dort 39,6 Grad heiß. 

Auch hinsichtlich der Anzahl an Sonnenstunden ist der August 2022 dem von 2003 dicht auf den Fersen: Etwa 270 Stunden Sonne schienen auf Deutschland vergangenen Monat, 2003 waren es 277. Das sind rund 30 Prozent mehr als in den Jahren 1991 bis 2020. Am meisten Sonne – mehr als 300 Stunden – bekam die Rhein-Main-Region ab. 

Trockenland Deutschland 
 
Der vielen Sonne stand zu wenig Niederschlag gegenüber. Viel zu wenig. Besonders wenig regnete es Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In letzterem konnte man wegen des extremen Niedrigwassers im Rhein den Mäuseturm auf einer Insel bei Bingen Mitte zu Fuß erreichen.

In Nordrhein-Westfalen, das mit 20,5 Grad Durchschnittstemperatur den wärmsten und mit etwas über 15 l/m² trockensten August seiner Aufzeichnung vermeldete, sank der Wasserstand am Pegel Emmerich auf einen neuen historischen Tiefstand von null Zentimetern. Der Rhein war streckenweise bis auf die Fahrrinne trockengelegt, was erhebliche Folgen für die Binnenschifffahrt hatte.

In Hessen war der August sogar der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und der zweittrockenste. Berlin war im August 2022 die zweitwärmste Region, 21,6 Grad wurden im Durchschnitt gemessen. Knapp 230 Sonnenstunden machen die Hauptstadtregion zum sonnenscheinärmsten Bundesland. 
 
Nur ein erster Vorgeschmack?

Der gesamte Sommer 2022 brach viele Hitze- und Trockenheitsrekorde, wie berichtet. „Die Sommerbilanz des deutschen Wetterdienstes zeigt erneut, dass sich die Welt und auch Deutschland mitten im Klimawandel befinden“, sagte Fred Hattermann, Hydrologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gegenüber dem Tagesspiegel. Für Klimaforschende steht fest, dass der außergewöhnlich heiße Sommer 2022 lediglich ein Vorgeschmack für das ist, was als Folge der Erderwärmung auf uns zukommt. 
 
Laut Prognosen auf Basis von Modell­Szenarien des International Panel on Climate Change (IPCC) und Berechnungen der Berkeley University wird es in Deutschland bis zum Jahr 2100 im jährlichen Durchschnitt +4,6 °C Grad wärmer, wenn die Emissionen in Deutschland auf dem heutigen Level bleiben. Steigen sie weiter an, würde es im Schnitt sogar 6,5 °C wärmer in Deutschland.

Selbst wenn der CO2-Ausstoß in Deutschland ab sofort stark sinkt, werden es wahrscheinlich immer noch durchschnittlich 3,1 wärmer in Deutschland bis 2100. Da die Schwankungen im Sommer oft stärker sind als im Winter, ist dieser August also wirklich ein Vorgeschmack auf das Klima der Zukunft gewesen – sogar noch ein recht milder. 


 
Massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft – Ernteausfälle von 6 Prozent
 
Landwirt*innen kämpfen derzeit stark mit den Auswirkungen der Hitze und extremen Trockenheit: Waldbrände werden häufiger, zahlreiche Kommunen haben in diesem Sommer einen Trinkwassernotstand ausgerufen. Der Deutsche Bauernverband teilte erst kürzlich mit, die Ernte falle aufgrund der extremen Trockenheit auch in diesem Jahr wieder rund sechs Prozent geringer aus als in den vergangenen Jahren, wie der Tagesspiegel Background berichtete. 

[Bereits im Frühjahr war der Hydrologe und Klimaforscher Fred Hattermann im Tagesspiegel zu der Einschätzung gekommen, dass die Trockenheit im Jahr 2022 zu einem großen Problem werden könnte. Den Beitrag lesen Sie hier auf Tagesspiegel Plus.]
 
Auch in vielen Teilen Europas war der August nach bisherigem Stand extrem trocken. Einem Bericht des Global Drought Observatory (GDO) zufolge, das im Auftrag der Europäischen Kommission die Trockenheit in Europa untersucht, hat sich die seit Anfang des Jahres herrschende Dürre in Teilen Europas auch im August 2022 weiter ausgedehnt und verschlimmert. Zwar hätten Niederschläge in der Mitte des Monats die Trockenheit in manchen Regionen abgemildert. Die damit verbundenen Gewitter und Folgeschäden hätten die positiven Auswirkungen jedoch eingeschränkt.

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Auf welchem Weg wir weltweit sind, zeigt obige Grafik. Sie zeigt den monatlichen Durchschnitt, den jährlichen Mittelwert und das metereologisch übliche 30-Jahres-Mittel. Demnach hat sich die Erde schon mindestens um 1 Grad erwärmt, aber das ist nur das 30-Jahre-Mittel. Aktuelle Werte legen laut Auswerungen der Universität Berkeley nahe, dass sich die Welt bereits um 1,3 Grad erwärmt hat.  

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