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Messe Berlin, Eingang Süd, Jaffestraße, Westend, Berlin, Deutschland *** Messe Berlin, Entrance South, Jaffestraße, Westend, Berlin, Germany

© Imago Images/joko

Ablösung des Berliner Messechefs: Die Politik hat gepennt

Ein Branchenfremder wurde CEO der landeseigenen Messe Berlin - und die Senatoren für Wirtschaft und Finanzen ließen ihn fast zwei Jahre gewähren.

Ein Kommentar von Alfons Frese

| Update:

Franziska Giffey war nicht gut informiert, als sie vor zwei Wochen die Bühne im Roten Rathaus bereitstellte für eine tolle Zeremonie: Die neuen Partner der Funkausstellung Ifa unterzeichneten den Vertrag, der den Verbleib der wichtigsten Berliner Messe unterm Funkturm gewährleistet. Im Mittelpunkt des Geschehens und stolz wie Oskar: Messechef Martin Ecknig sowie sein Mentor, der Wirtschaftssenator Stephan Schwarz. Ein paar Tage später hat der Aufsichtsrat Ecknigs Wirken an der Spitze einer der wichtigsten Berliner Landesgesellschaften abrupt beendet. Und nun? Alles gut bei der Messe Berlin?

Eric Schweitzer, seit wenigen Monaten Aufsichtsratsvorsitzender, korrigiert die Fehlentscheidung seines Vorgängers Wolf-Dieter Wolf. Der Strippenzieher Wolf, der auch als rbb-Verwaltungsrat Spuren hinterlassen hat, konnte im Herbst 2020 ohne Widerstände seinen langjährigen Bekannten Ecknig zum CEO einer der größten deutschen Messegesellschaften machen. Der Aufsichtsrat inklusive der damaligen Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, Bauernpräsident Joachim Rukwied und IHK-Chef Jan Eder machte mit. Und ließ anschließend Ecknig gewähren, als dieser mit einer haarsträubenden Verhandlungsstrategie die Ifa gefährdete, seinen Vorgänger Christian Göke beschädigte und potemkinsche Dörfer aufstellte.

Martin Ecknig führte die Geschäfte der Messe Berlin seit Januar 2021. Mit dem Aufsichtsrats vereinbarte er die vorzeitige Auflösung des Vertrages, der eigentlich bis 2024 gültig war.
Martin Ecknig führte die Geschäfte der Messe Berlin seit Januar 2021. Mit dem Aufsichtsrats vereinbarte er die vorzeitige Auflösung des Vertrages, der eigentlich bis 2024 gültig war.

© dpa/Carsten Koall

Mit Pomp und Trallala und einer teuren Broschüre aus der Hand des Ehemanns der rbb-Intendantin Patricia Schlesinger inszenierte Ecknig den 200. Geburtstag des Berliner Messewesens. Was und wie er in den 23 Monaten als Geschäftsführer an der Zukunft der Messe gearbeitet hat, ist nicht bekannt. Eine Post-Corona-Strategie gibt es nicht.

Dass der gelernte Industriekaufmann und Immobilienmanager in dem Job überfordert war, kann man Ecknig kaum vorwerfen. Aber der Aufsichtsrat und die Aufsichtsbehörden - das sind die Senatsverwaltungen für Finanzen und Wirtschaft - haben versagt. Jetzt ist die Not groß und die Stimmung schlecht im Unternehmen. Gesucht wird ein neuer Messechef - und ein kompetenter Aufsichtsrat.

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