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Das Abenteuerzentrum in Charlottenburg-Wilmersdorf will über das Erleben mit jungen Menschen ins Gespräch kommen.

© Miriam Rüdesheim

Abenteuer im Berliner Grunewald : Kinder, Ponys, Rollenspieler

Begegnungsstätte, Veranstaltungsort, Outdoorpädagogik: Das Abenteuerzentrum in Charlottenburg entstand als Ferienlager für Pfadfinder. Inzwischen ist es viel mehr als das.

Auf einem drei Hektar großen Gelände, nicht weit vom Grunewaldsee entfernt und unter hohen Kiefern gelegen, begegnen sich an einem sonnigen Vormittag sehr unterschiedliche Welten: Da stehen einerseits junge Männer in Uniformen von Grenzsoldaten zwischen weißen Zelten und eine junge Frau im weißen Kleid läuft barfuß zwischen den Bäumen entlang – 40 junge Erwachsene aus sieben verschiedenen Ländern, die für ein Live-Action-Rollenspiel-Projekt angereist sind. Andererseits rennen Kinder in der nahen Waldkita herum und beachten die „Großen“ kaum, das Hühnergehege ist viel interessanter, ebenso die Ponys, die sie striegeln dürfen. Ein ganz normaler Tag im Abenteuerzentrum Berlin. Als anerkannter Träger der Kinder- und Jugendhilfe arbeitet es mit erlebnis- und naturpädagogischen Methoden.

In dem Rollenspiel setzen sich die jungen Gäste mit Krisen, mentaler Gesundheit, Flucht und Nachhaltigkeit auseinander. Dabei steht vor allem der Umgang mit sozialen Werten, über die verschiedenen Kulturen hinweg, in Vordergrund. Die Gruppe hat das Waldgelände des Abenteuerzentrums für ihr mehrtägiges Spiel für sich, nur der Waldkindergarten öffnet weiter hinten auf dem Gelände.

Im Waldkindergarten stehen sebst bepflanzte Hochbeete.
Im Waldkindergarten stehen sebst bepflanzte Hochbeete.

© Volker Renner für Merian

Neben pädagogischen Rollenspielen bietet das seit 2009 von Axel Wagner geleitete Abenteuerzentrum auch andere Veranstaltungen und Attraktionen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis Ende 20. Dazu gehören unter anderem: ein Hochseilgarten für Team-Trainings, eine Pfadfindergruppe, Workshops zu Hatespeech, Sommercamps zum Baumhausbau und ein Vater-Kind-Ponycamp.

Coaching auf einer meterhohen Brücke

„Wir wollen den jungen Leuten Abenteuer und Erlebnisse bieten. Und das soll spielerisch mit pädagogischem Personal umgesetzt werden“, sagt Axel Wagner, Leiter des Zentrums. „Unsere Angebote leben nach dem Motto: raus aus dem Alltag, runter von der Couch und rein in einen Perspektivwechsel.“ In erster Linie gehe es dabei um Persönlichkeitsentwicklung und das Erwachsenwerden.

Wir wollen den jungen Leuten Abenteuer und Erlebnisse bieten. Und das soll spielerisch mit pädagogischem Personal umgesetzt werden.

Axel Wagner, Leiter des Abenteuerzentrums in Charlottenburg-Wilmersdorf
Im Abenteuerzentrum leben viele Tiere. So auch Pony Lieschen, das neben Leiter Axel Wagner posiert.
Im Abenteuerzentrum leben viele Tiere. So auch Pony Lieschen, das neben Leiter Axel Wagner posiert.

© Miriam Rüdesheim

Im Fokus: die eigenen Grenzen überwinden. Im Seilgarten gibt es beispielsweise die Coaching-Bridge. Die meterhohe Brücke besteht aus unterschiedlich großen Brettern, die in unterschiedlichen Abständen zueinander angeordnet sind. Über diese Brücke soll jemand mit verschlossenen Augen gehen. Von zwei anderen Gruppenmitgliedern gesichert soll die Person mittels Anweisungen eines weiteren Gruppenmitglieds Schritt für Schritt das Hindernis überwinden. „Es ist ein riskantes Szenario in einer sicheren Situation. Meistens gelingt es nicht beim ersten Mal“, sagt Axel Wagner.

Übernachtungsmöglichkeit für Gruppen

Aber nicht nur durch Action sollen die Kinder und Jugendliche ihre Grenzen überwinden. Es gehe auch oft darum, auf andere Rücksicht zu nehmen und das gemeinsame Miteinander zu erleben – etwa in den Mehrbettzimmern für bis zu 18 Personen der Jugendherberge, die in den vierziger Jahren erbaut wurde. In der Küche kochen die Gruppen häufig selbst, die Einrichtung ist einfach und schlicht gehalten. So könne er die Preise niedrig halten, sagt Wagner.

Die Jugendherberge ist Begegnungsstätte und Veranstaltungsort zugleich. So können dort Gruppen übernachten, aber auch Geburtstage oder Hochzeiten gefeiert werden. Bei Geburtstagen könnten die Kinder klettern, ein Floß bauen, sich im Bogenschießen beweisen oder ihren eigenen kleinen Unterschlupf errichten.

Für Übernachtungen bietet das Abenteuerzentrum auch Zelthütten mit Matratzenlager an.
Für Übernachtungen bietet das Abenteuerzentrum auch Zelthütten mit Matratzenlager an.

© Miriam Rüdesheim

Den Ursprung findet das Konzept des Abenteuerzentrums in den Ideen der Pfadfinder. „Wir wollen uns als Gruppe herausfordern, indem wir auf alles, was unnötig ist, verzichten“, sagt Axel Wagner. So gibt es auf dem Gelände auch Jurten, die innen nur mit einem Matratzenlager eingerichtet sind. Sie haben einen Ofen und Elektrizität. Ansonsten kommen sie ohne weitere Einrichtung aus.

Für Berliner Schulklassen, die ohne viel Geld und ohne lange Anfahrt mal rauskommen wollen, für Kindergartenkinder, für Gruppen und Privatpersonen: Die Tore des Abenteuerzentrums sollen für alle offen stehen. Für Kitas, Schulen und gemeinnützige Organisationen sind die Gruppenangebote recht günstig. Familien, die etwa die Feriencamps nutzen wollen oder auf dem Gelände Geburtstag feiern, zahlen abhängig vom Einkommen.

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