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A billboard featuring a recruitment poster for Germany's federal police (Bundespolizei) is inscribed with the slogan "All Cops Are Beautiful", a play on the acronym ACAB (All Cops Are Bastards), in Berlin, on January 18, 2023, as the capital's landmark Television Tower (Fernsehturm) is seen in the background. (Photo by John MACDOUGALL / AFP)

© AFP / JOHN MACDOUGALL

Alles schön?!: Bundespolizei wirbt mit „ACAB“-Plakaten am Berliner Alexanderplatz

Heute nennen sich Polizisten gern Bullen. Da war es nur noch ein kleiner Gedankenhüpfer bis zur Idee, das ACAB umzudrehen: „All cops are beautiful“. Eine Glosse.

Eine Glosse von Bernd Matthies

Stellen wir uns einen jungen Menschen vor, der mit sich und der Welt nicht im Reinen ist. In der Birne gähnt die Leere, alle sind gegen ihn, er will nichts, mag nichts und hat nichts – außer einem dicken Edding in der Tasche, schwarz, permanent. Aber genau dieser Stift versetzt ihn nun in die Lage, überall hinzumalen, was ihm wirklich am Herzen liegt, und was unbedingt rausmuss, weil es sonst ja keiner sagt: ACAB.

Berlin hat davon allerdings reichlich, und das einst nur Eingeweihten verständliche Akronym besitzt längst Folklorestatus: All Cops Are Bastards, alle Bullen sind... ja, eben. Aber auch in Lützerath war es gerade wieder allgegenwärtig. Bei der Polizei haben sie sich immer darüber geärgert, aber einem Werber der Bundespolizei scheint was aufgefallen zu sein. „Sind wir nicht damals immer vor Gericht gezogen“, könnte er gedacht haben, „wenn uns jemand als Bullen beschimpft hat?“

Heute, das ist offensichtlich, nennen sich Polizisten ganz gern Bullen, und von da war es nur noch ein ganz kleiner Gedankenhüpfer bis zur Idee, das ACAB einfach umzudrehen und als eine Art Bumerang gegen die dunklen Mächte der Straße zu wenden: „All cops are beautiful“. Nehmt das, Schmierer! Nun musste die schöne Botschaft nur noch verbreitet werden – und seit Montag hängen also zwei Großplakate am Alexanderplatz.

Denkbar also, dass allerhand Interessierte, die ganz anders aussehen, daraus den Schluss ziehen, sie seien der Bundespolizei nicht schön genug.

Bernd Matthies

Eins zeigt drei Bundespolizisten (m/w/w) und einen Schäferhund, das andere vier (m/m/w/w), untereinander die vier Wörter „All Cops are beautiful“, den Hinweis auf „Bundespolizei Karriere“ und die Web-Adresse „komm-zur-bundespolizei.de“. Aber sind sie nun schön? Der Hund auf jeden Fall, und auch die uniformierten Models wirken adrett, gar nicht wie richtige Polizisten, die sie womöglich sogar sind.

Denkbar also, dass allerhand Interessierte, die ganz anders aussehen und auf ironische Diskursangebote nicht einsteigen, daraus den Schluss ziehen, sie seien der Bundespolizei nicht schön genug – da wird noch allerhand zu plakatieren sein. Und die dunklen Mächte haben sicher schon den Edding im Anschlag, um ihre Kommentare draufzuschreiben.

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