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Sind die Keime über Cremes oder Lotionen in die Klinik gelangt?

© dpa

Serratien an der Charité: Auch Mütter könnten Quelle des Keims sein

An der Charité werden noch immer mehrere Babys behandelt, die mit Serratien besiedelt sind. Bei der Suche nach der Herkunft der Keime haben Experten inzwischen eine neue Vermutung.

Bei der Erforschung der Herkunft der Serratien-Keime in der Charité schließen die Experten nicht aus, dass möglicherweise eine Mutter die Keime mit ins Weddinger Krankenhaus gebracht hat. Derzeit wird in der Neonatologie-Station besonders stark darauf geachtet, dass Mütter über ihre „Beauty-Cases“ keine Cremes oder Lotionen mit in gefährdete Bereiche hineinnehmen. Prinzipiell könnten die naturgemäß überall vorkommenden Keime auch über die für Frühgeborene überaus wichtige körperliche Berührung mit den Händen in die Inkubatoren hineingetragen worden sein – oder über das „Känguruhen“, da liegt das Baby auf der Brust der Mutter. Wie die Klinik bestätigte, war das erste Baby im Juli auf dem Campus Virchow infiziert worden, als die Mutter bei der Geburt einen Blasensprung erlitt. Die Charité hofft, Mitte bis Ende der Woche Erkenntnisse zur hohen Zahl der Keiminfektionen zu haben.

Das Deutsche Herzzentrum Berlin will sich jedoch weiter nicht zu Fragen rund um den Fall des nach einer erfolgreichen Herz-OP verstorbenen Neugeborenen äußern, bei dem nach dem Tod eine Serratieninfektion nachgewiesen worden war. Das Kind verließ die Charité keimfrei. „Wir äußern uns wegen des laufenden Verfahrens aus rechtlichen Gründen nicht. Alles weitere werden die Untersuchungen ergeben“, sagte am Sonntag die Sprecherin des Herzzentrums, Barbara Nickolaus.

Die Charité wies erneut Vorwürfe des Gesundheitsamtes zurück, der Serratien-Ausbruch sei der Aufsichtsbehörde nicht fristgemäß gemeldet worden. Von einem Ausbruch redet man ab zwei Serratien-Fällen. Gesundheitsexperten mutmaßen, dass die Vorwürfe gegenüber Charité und Herzzentrum womöglich durch unterschiedliche Interpretationen von Statistiken oder Meldedaten zu den Bakterienkulturen begründet sein könnten.

Im Herzzentrum Berlin werden erfahrungsgemäß öfter Säuglinge aus der benachbarten Neonatologie-Station der Charité operiert und dann wieder dorthin zurückgebracht. Noch völlig unklar ist, ob der Darmkeim möglicherweise aus dem Herzzentrum in die Charité getragen wurde oder umgekehrt, oder ob es jeweils andere externe Herkunftsquellen waren; ob mangelnde Hygiene vor dem Hintergrund des gestiegenen Zeit- und Arbeitsdrucks beim Personal die Ausbreitung begünstigte.

Wie vor Beginn der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen bekannt wurde, wurde eines der Babys im Herzzentrum, bei dem Bakterium im Herzzentrum nachgewiesen, zuvor in einer Potsdamer Klinik behandelt.

Von der Charité war zu erfahren, dass auf den zwei Quarantänestationen in Wedding noch sechs mit Keimen besiedelte Babys liegen, insgesamt waren es zuvor 15. Die sechs seit Anfang Oktober mit Serratia infizierten, erkrankten Babys werden noch mit Antibiotika behandelt. Infizierte, wenige hundert Gramm leichte Frühchen leiden meist etwa an Hirnhaut- und Lungenentzündung. Der Zustand des auf der Neonatologie am Herzen operierten Babys ist stabil.

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