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Günter de Bruyn an seinem Arbeitsort, der "Blabberschäferei".

© Foto: dpa/Patrick Pleul

Ausstellung: Erzähl mir von Friedersdorf

Chronist der Mark: Günter de Bruyns „Schreibwelten“ sind noch bis Sonntag in der Staatsbibliothek Potsdamer Straße zu sehen.

Günter de Bruyn ist viel gewandert in seinem Leben, um die Mark und ihre Geschichten immer besser zu erkunden. Auch die kleine Ausstellung, die die „Märkischen Schreibwelten“ des 2020 verstorbenen Autors dokumentiert, hat inzwischen eine Reihe von Stationen hinter sich: In anderthalb Jahren ist sie vom Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) über Beeskow, Friedersdorf, Erkner, Potsdam bis nach Nennhausen im Havelland gewandert, Orte, die de Bruyn immer wieder aufgesucht hat und über die er geschrieben hat. Noch einige Tage ist die Ausstellung jetzt in der Staatsbibliothek Potsdamer Straße zu sehen, am Sonntag findet die Finissage statt.

Die Stabi Potsdamer Straße ist im Moment eine Baustelle, im Dietrich-Bonhoeffer-Saal wirken die aufgestapelten Holzboxen, die jeweils eine Station in de Bruyns märkischem Leben präsentieren, etwas verloren. Jede von ihnen enthält Notizen, Fotos, Texte, Briefe, Zeitungsartikel, die zeigen, wie de Bruyn gearbeitet hat und wie die Geschichten, die er dort aufgespürt hat, in sein Werk eingeflossen sind.

Das Erbe bewahren

Zum Beispiel Friedersdorf im Oderbruch: Dort hat die Familie von der Marwitz ihre Wurzeln. Friedrich August von der Marwitz (1777-1837) war ein erzkonservativer Gutsherr und Militär, aber auch ein begabter Schriftsteller, de Bruyn hat seine Lebenserinnerungen herausgegeben. Das dortige Schloss wurde 1956 gesprengt, die Kirche verfiel – de Bruyn empfand den Umgang der DDR mit dem historischen Erbe als geschichtsvergessen und beklagenswert. Als Nachfahr Hans-Georg von der Marwitz nach der Wende die Ländereien zurückkaufte, nahm er Kontakt mit ihm auf und begleitete die Restaurierung der Barockkirche.

Friedrich de la Motte Fouqué in Nennhausen

Andere Stationen erzählen von Garlitz im Havelland – hier arbeitete de Bruyn als Junglehrer –, von Kossenblatt oder Nennhausen, wo der romantische Dichter Friedrich de la Motte Fouqué lebte. Dazu präsentiert die Ausstellung de Bruyns Schreibmaschine, Fernglas, Fotoapparat und großformatige Fotos von Tobias Tanzyna, die seinen einsam gelegenen Wohnort zeigen, die „Blabberschäferei“ bei Beeskow.

Die Ausstellung ist wochentags und am Samstag von 8-22 Uhr, am Sonntag von 10-18 Uhr geöffnet (Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin). Bei der Finissage am 28. August (Beginn 15 Uhr) stellt Wolfgang de Bruyn das posthum erschienene letzte Werk seines Vaters vor, „Die neue Undine“, eine Nacherzählung des Kunstmärchens de la Motte Fouqués. Anschließend präsentiert der Germanist Alexander Košenina den neuen Band „Günter de Bruyn und die Märkische Dichtung“ und spricht mit Roland Berbig und Annika Hildebrandt über ihre Verbindungen mit dem Werk des Dichters. Gegen 16 Uhr führt dann Kuratorin Christiane Barz durch die Ausstellung. Der Eintritt ist frei.

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