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BER-Debakel: Flughafen Tegel: Der Alte muss noch durchhalten

Tegel wird bis mindestens 2014 genutzt. Die Fluggesellschaften sind in Sorge. Schönefeld ist eine Alternative – doch umziehen will keiner.

Der Flughafen Tegel ist am Limit. Er befindet sich längst an der Kapazitätsgrenze und muss nun noch länger durchhalten – und deshalb will die Flughafengesellschaft dort weiter investieren. Vor allem die Abläufe sollen optimiert werden, sagte Sprecher Ralf Kunkel. Einzelheiten nannte er noch nicht. Die Ausgaben müssen auch noch vom Aufsichtsrat bewilligt werden. Bereits nach der ersten Verschiebung des BER-Eröffnungstermins waren zwei Millionen Euro für Tegel locker gemacht worden.

Die Konzerne machen sich Sorgen um das Material auf dem alten Flughafen aus den 70er Jahren. Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber fordert, dass gewährleistet wird, dass bei einem Ausfall von Anlagen diese kurzfristig repariert werden. Dies gelte vor allem für die Gepäckbänder und die Fluggastbrücken, die in die Jahre gekommen und deshalb störungsanfällig seien. Wichtig sei, die vorhandene Infrastruktur am Laufen zu halten.

Videoumfrage zum BER-Debakel:

Schon bisher habe es auch bei einem kurzfristigen Ausfall der Gepäckbänder Engpässe gegeben, weil dann Personal gefehlt habe. Dieses müsse ausreichend vorhanden sein, forderte Weber. Der fürs Gepäck zuständige Dienstleister Globe Ground hat nach seinen Angaben sein Personal durch Zeitarbeiter verstärkt, macht zur Zahl aber keine Angaben. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Dauerbelastungen noch größer werden, da wir jetzt schon über die Kapazitätsgrenzen hinaus arbeiten“, erklärte Geschäftsführer Bernhard Alvensleben. Hierbei bitte er um die Unterstützung und das Verständnis der Partner und Passagiere.

Air Berlin hatte nach dem Bekanntwerden des erneut verschobenen Eröffnungstermins für den BER-Flughafen gefordert, die Flughafengesellschaft müsse in Tegel jetzt einen „noch besseren Standard“ erreichen, konkretisierte dies auf Anfrage aber nicht weiter.

So lange in Tegel und Schönefeld alles funktioniere, leide das internationale Ansehen der Stadt auch nach der erneuten Verschiebung weiter nicht, ist Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin, überzeugt. In Schönefeld gebe es noch Kapazitäten und Slots, die etwa von neu hinzukommenden Fluggesellschaften genutzt werden könnten. Und in Tegel müsse man möglicherweise noch mal Geld in die Hand nehmen und ausbauen, sagte Kieker. Zwingen kann man Fluggesellschaften nicht, nach Schönefeld zu gehen oder dort zu bleiben. So war es möglich, dass die Lufthansa im vergangenen Jahr ihr Tochterunternehmen Germanwings von Schönefeld nach Tegel holte, um dort Flüge aus einer Hand anbieten zu können. Zusätzliche Flüge werde es bei Lufthansa nun aber kaum noch geben, sagte Konzernsprecher Weber. In den verschiedenen Flugplänen würden Ziele meist nur noch getauscht. So kämen im Sommer Antalya, Faro und Menorca ins Programm, dafür fielen Innsbruck und Marrakesch raus.

Auch die Beuth-Hochschule muss ihren Umzug verschieben

Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Schütz setzte 1970 feierlich den Richtstein, im Oktober 1974 war Eröffnung.

© dpa

So bleibt es in Tegel weiter extrem eng, während es in Schönefeld durchaus noch Reserven gibt. Allerdings können auch dort nicht alle vorhandenen Anlagen genutzt werden. Die betriebsbereite neue, vier Kilometer lange Südbahn bleibt für Starts und Landungen tabu, weil sonst Tegel bald am Ende wäre. Der Ausbau in Schönefeld ist nur unter der Prämisse genehmigt worden, dass Tegel spätestens ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme der Südbahn geschlossen wird. Und Tegel muss nun mindestens bis 2014, vielleicht sogar bis 2015 durchhalten.

Weil in Tegel nun noch länger geflogen wird, muss auch die Beuth-Hochschule ihren Umzug verschieben. Ursprünglich hatte die Hochschule geplant, mit ihrem Gründerzentrum bereits 2014 ins Terminal des dann stillgelegten Flughafens zu wechseln. Die ersten Studenten aus dem Bereich urbane Technologie wären zum Wintersemester 2014/2015 nachgekommen. Insgesamt will die Hochschule sämtliche Studiengänge zu urbaner Technologie am stillgelegten Flughafen ansiedeln. Das betrifft 1650 Studierende, die dann im Hexagon einen Campus mit Mensa, Verwaltung und Kindertagesstätte bekommen. Die Beuth-Hochschule plant nun erst einmal damit, dass die ersten Studierenden erst 2015 auf das Gelände ziehen können. Vizepräsident Hans W. Gerber bleibt dennoch optimistisch. „Wir machen genauso weiter wie bisher“, sagt er. Bis Ende 2017 sollen demnach 15 000 Quadratmeter Nutzfläche in Tegel für die Hochschule eingerichtet sein, darunter mehr als 200 Seminar- und Laborräume. „Ansonsten laufen alle bestehenden Mietverträge so, dass wir in der aktuellen Situation weitermachen können“, sagte Gerber.

Die Tegel Projekt GmbH, die den Standort nach Stilllegung des Flughafens entwickeln soll, reagiert zurückhaltend auf die neue Lage. „Jetzt warten wir ab, ob ein neuer Termin steht. Dann müssen wir gucken, ob das Auswirkung auf unsere Planung hat“, sagte Sprecher Peter Strunk.

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