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Lina Braake - die Protagonistin im 70er Jahre Film von Bernhard Sinkel und Alf Brustwellin.

© promo

Kunst im Stadtraum: Berliner Künstler gründen Fantasiebank mit eigener Währung und Druckerei

Wo zu DDR-Zeiten Paraden medienwirksam zogen, entsteht heute Kunst für bezahlbaren Wohnraum. Mit frisch gedrucktem Geld.

Ideen, mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu realisieren, werden händeringend gesucht. Dabei ist 'bezahlbar' bekanntlich relativ, man muss nur das entsprechende Kleingeld parat haben und schon steht einem die Welt offen.

Das denkt sich auch der Berliner Künstler Sven Kalden, weshalb er am heutigen Freitag um 17 Uhr in der Karl-Marx-Allee 5-11 nicht nur eine eigene Bank gründet, die Lina Braake Bank, sondern auch noch eigenes Geld zu drucken beginnt.

Da es sich um ein Kunstprojekt und nicht um handfesten Betrug handelt, werden hier allerdings keine Euro produziert, sondern die Fantasiewährung Braakteaten. Benannt sind Bank und Währung nach der Protagonistin Lina Braake aus einem Spielfilm von Bernhard Sinkel (1975).

Der Film erzählt die Geschichte der 81 jährigen Lina Braake, die ihren Ruhestand in einem Mietshaus verbringt, in dem der Eigentümer ihr lebenslanges Wohnrecht eingeräumt hat. Als der aber hochverschuldet stirbt und das Haus an die Bank fällt, findet sich Braake erbost in einem Seniorenwohnheim wieder.

Happy End: nur gegen das Gesetz

Der einzig gangbare Weg zum Happy End dieser David-gegen-Goliath-Erzählung führt über einen dreisten Kreditbetrug – Lina Braake erschwindelt sich das Geld von der Bank. Interessant, dass nicht nur die Sympathien des Publikums sondern auch die Moral der Erzählung klar auf Seiten der Gesetzesbrecherin sind – schließlich ist das Gesetz selbst amoralisch.

Im Film, wie in der Kunstaktion, geht es um das Recht auf selbstbestimmtes Wohnen gegenüber den Profitinteressen der Bank oder eines Investors, bei der Aktion steht aber auch speziell die Karl-Marx-Allee und Umgebung im Fokus.

Besucher:innen der Aktion sollen nicht nur eigene Braakteaten an einer Siebdruckpresse drucken können, sondern auch Vorträge und Diskussionen zum Geldsystem und seinen Zusammenhängen mit dem Wohnungsmarkt geboten bekommen.

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Im Anschluss, ab 20 Uhr, soll eine ortsspezifische Virtual-Reality-Führung des Künstler-Trios Joachim Blank, Karl Heinz Jeron und Sakrowski Einblicke in Vergangenheit, Gegenwart und (spekulative) Zukunft von Kunst und Karl-Marx-Allee geben. Ein eigenes Smartphone mit Internetverbindung ist Voraussetzung zur Teilnahme.

Über acht in der Umgebung verteilte QR-Codes können damit virtuelle Skulpturen geladen werden, die auf verschiedene Weisen mit der Geschichte des Viertels verbunden sind. Das Ganze findet im Rahmen des Projekts „Kunst im Stadtraum an der Karl-Marx-Allee“ statt, das noch bis zum 19. September Aktionen, Filme, Radiokunst und mehr rund um den berühmten Bauabschnitt II der Allee, sowie zum Thema Kunst im öffentlichen Raum bietet.

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