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US actor Richard Gere and Alejandra Silva pose as they arrive on the red carpet for the premiere of the film "The Dinner" in competition during the 67th Berlinale film festival in Berlin on February 10, 2017. / AFP PHOTO / Tobias SCHWARZ

© AFP

Kleiderschau auf der Berlinale 2017: Berliner Leichtigkeit auf der Eröffnungsfeier

Die Berlinale-Eröffnungsnacht zeigt den besonderen Berliner Glamourbegriff in all seinen Facetten.

Die erste Berlinale-Nacht ist ganz sicher die glanzvollste im Berliner Jahreskreislauf. So viele kostbare Roben auf einmal wie auf dem roten Teppich zum Berlinale-Palast am Potsdamer Platz sind in der Stadt sonst auf einmal nie zu sehen. Wie kreativ man hier mit Dresscodes umgeht, war aber auch diesmal zu erleben. Wenn auf der Einladung "Black Tie" steht, ist normalerweise Smoking Pflicht für die Herren, und die Damen kommen im langen Abendkleid. In der deutschen Übersetzung hieß es auf den Einladungskarten "Abendgarderobe", da gelten nicht ganz so strenge Limits.

Erstbesucher wundern sich manchmal darüber, dass die Bandbreite der gewählten Kleider größer ist als auf anderen internationalen Festivals. Das hat vor allem auch mit dem Gründungsmythos der Berlinale zu tun. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von dem US-Offizier Toby Rodes erfunden als Leuchtfeuer des freien Westens inmitten einer vom Kommunismus unterdrückten Welt, ein Symbol der Freiheit. So vielschichtig, wie die Botschaften des Festivals sind, erscheinen auch die Signale, die die Eröffnungsgäste mit ihrer Kleidung aussenden.

Heike Makatsch (l.) und Iris Berben trotzen dem Frost mit Einblicken und Ausschnitten.
Heike Makatsch (l.) und Iris Berben trotzen dem Frost mit Einblicken und Ausschnitten.

© AFP

Für Filmdiven ist die große, lange Robe natürlich gesetzt, so wie der große Hut zum roten Schal, mit dem Festivalchef Dieter Kosslick auch in den kommenden Tagen viele Hände schütteln wird. Dass er von 3500 Gästen nur zwei nicht erkannt hat, setzt schon mal eine Latte. An ihren Kleidern sind vor allem die großen Stars zu erkennen. Die paillettenbesetzten Ankleboots zum knielangen schwarzen Paillettenkleid, mit dem die Tunesierin Dora Bouchoucha Fourati erschien, waren so atemberaubend wie das mit schwarzer Spitze besetzte bodenlange rosa Kleid von ihrer Jurykollegin Maggie Gyllenhaal. Die dritte Jury-Frau im Bunde, Julia Jentsch, repräsentierte den coolen Berliner Glamour mit einer weiten schwarzen Hose zum schulterfreien schwarzen Oberteil.

Schwarz war eine dominierende Farbe in diesem Jahr, dafür hatten sich zum ganz großen Auftritt etwa Iris Berben und Heike Makatsch entschieden. Grüne oder rote Kleider mit Spaghettiträgern setzten ihre Trägerinnen schön in Szene und überließen es den Scheinwerfern, sie auf dem roten Teppich zu wärmen. Wärmend wirken freilich auch die typischen, familiären Berlinale-Rituale, und das ist ganz unabhängig davon, ob die Gäste eher an Glamour oder an Politik Interesse haben. Mit der Tatsache, dass Kleider sprechen können, geht nicht jeder so plakativ um wie die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth, die auf schwarzem Grund den Ausdruck "Unpresidented" trug. Jasmin Tabatabai trug große Blumen auf ihrer schwarz grundierten langen Robe.

Monika Grütters kam sehr berlinisch in einem wadenumspielenden, fast ärmellosen Kleid. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop erschien ebenfalls stilsicher im Kleinen Schwarzen. Während der britische Botschafter Sir Sebastian Wood eine schwarze Samtschleife aus heimischer Produktion zum Smoking trug, kam unter anderem Visit-Berlin-Chef Burkhard Kieker mit offenem Hemd. Vereinzelt zu sehen waren aber sogar grob gestrickte Pullover. Rosa von Praunheim zeigte tanzende Skelette auf seiner Krawatte. Jurymitglied Diego Luna trug cool eine schlichte schwarze Krawatte zum schwarzen Hemd.

Für ein festliches Outfit hatte sich Margot Friedlaender entschieden. Als Jüdin musste sie sich einst in Berlin vor den Nazis verstecken, emigrierte später in die USA und kehrte im hohen Alter zurück. Dass die 95-Jährige im Berlinale-Palast einen Film wie "Django" sehen konnte, in der Gesellschaft von Filmgrößen wie Richard Gere und Wim Wenders, gehörte zu den berührenden Aspekten der Berlinale-Eröffnungsnacht. Der französische Botschafter Philippe Etienne war begeistert vom Eröffnungsfilm, der anhaltenden Applaus bekam. Den Übergang vom offiziellen Teil in die Party-Nacht repräsentierte Anke Engelke, die zur Abmoderation ihre lange Robe gegen ein kurzes, partytauglicheres weißes Kleid getauscht hatte.

Rasch verteilte sich die Eröffnungsgemeinde über alle Stockwerke des Berlinale-Palastes. Die Küchenstars hatten edle Variationen zum Thema Eintopf vorbereitet, zum Beispiel von Wintergemüsen mit gebackenen Grünkernklößchen und Liebstöckl, dazu klassische deutsche Desserts wie Grießflammeri oder Omas Schmorapfel mit Vanillecreme, was besonders den internationalen Gästen ein authentisches Berliner Geschmackserlebnis bescherte. Nicht alle Gäste waren so gut vorbereitet wie Innensenator Andreas Geisel, der schon mal seine alte Django-Reinhardt-CD wieder hervorgekramt hatte und sich darauf freute, sie später anhören zu können.

Am frühen Morgen war noch lange nicht Schluss. Anke Engelke zog es dann zur Party der Ufa und des Leute-Magazins „Gala“ ins Hotel Stue, wo auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller die Nacht ausklingen ließ. Auch Verleger Florian Langenscheidt und der Schauspieler Ulrich Matthes gaben sich hier dem Februar-Virus hin, der vor allem auch an diesem Wochenende unter dem Markenzeichen der Berlinale die Stadt ins Party-Delirium versetzt.

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