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Der Moderator wirbt in seinem neuen Buch für mehr Menschlichkeit im Umgang mit Obdachlosen.

© Paul Zinken/dpa

Berliner Moderator für mehr Respekt für Obdachlose: „Muss jemand, der bettelt, in alles hineinbeißen, was man ihm hinhält?“

Tim Niedernolte berichtet in seinem Buch von Helden des Alltags, Zivilcourage und den kleinen Gesten, die eine bessere Welt schaffen.

Praktisch jeder, der mal mit der S- oder U-Bahn fährt, kennt die Bitte der Bettler um ein paar Cent oder etwas zu essen. Man sieht schon mal, wie eine Wasserflasche oder eine Banane rüberwandern. Meistens sind es Münzen.

Die ganze Bandbreite seines Themas zeigt Tim Niedernolte im Herzstück seines Buches „Respekt!“ auf, also ziemlich in der Mitte. Da beschreibt der Berliner Moderator die Begegnungen mit Obdachlosen für eine Dokumentation bei RTL II, die noch drei Wochen lang jeweils donnerstags um 20.15 Uhr auf RTL 2 läuft.

Ein heroinsüchtiges Mädchen, Jessica, berichtet von ihren Touren durch die Bahnen. Sie freut sich auch über Essbares, allerdings nicht über angebissene Brote oder Schrippen. „Muss jemand, der bettelt und auf Spenden angewiesen ist, automatisch in alles hineinbeißen, was man ihm hinhält?“, kommentiert der Autor das untere Ende seines Begriffs Respekt.

Beim anderen Ende spielt er selbst eine Hauptrolle. Da bietet ihm ein gelernter Koch, der die Nächte auf Parkbänken verbringt und tagsüber ehrenamtlich in einer Charlottenburger Suppenküche arbeitet, von den Broten an, die er im Rucksack trägt. Der Moderator nimmt ein Wurstbrot, der obdachlose Gesprächspartner eines mit Käse, und gemeinsam essen sie, während sie miteinander reden. „Begegnungen auf Augenhöhe“, so hätte das Buch auch heißen können.

Bei der Lektüre entdeckt man viele Gelegenheiten, die einem im Alltag die Chance geben, Respekt zu zeigen. Einmal bekommt Tim Niedernolte mit, wie in der Nähe seiner Schöneberger Wohnung auf der Straße ein Kind gemobbt und geschlagen wird. Sofort schreitet er ein, begleitet den Jungen noch zum Bus, um sicherzugehen, dass die Quälerei nicht weitergeht.

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Dass so viel Zivilcourage auch schief gehen kann, habe er sich später schon auch klargemacht, erzählt er beim Telefoninterview. Allerdings habe es ihn beruhigt, dass es genug Umherstehende gab, auch Mädchen, die im Zweifel vielleicht Hilfe geholt hätten.

Weltverbesserer. Ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit.

© promo

Der 42-jährige gebürtige Westfale und Vater von zwei Kindern beleuchtet sein Thema aus verschiedenen Perspektiven. Es touchiert die Respektspersonen früherer Zeiten, vom Kaiser bis zum Herrn Lehrer, widmet sich aber auch den verkannten Respektspersonen dieser Tage, Pflegern etwa oder Rettungssanitätern. Auch Respektswesen kommen vor, Fische und Tiere, die so oft respektlos behandelt werden, damit Lebensmittel billig sind.

[„Respekt! Die Kraft, die alles verändert - auch mich selbst.“ Erschienen im Bene!-Verlag, München, im Jahr 2020. Das Buch ist erhältlich zum Preis von 18 Euro]

Die Obdachlosen haben ihn schon lange begleitet, seine Eltern hatten Weihnachten mal einen Mann nach Hause eingeladen. Ihm geht ein Erlebnis nicht aus dem Kopf, das er in seinem ersten Buch zum Thema Wertschätzung beschreibt.

Er war mit Frau und Tochter auf dem Potsdamer Platz auf dem Weihnachtsmarkt und gab einem Bettler erst eine Münze, dann, nach kurzem Nachdenken noch einen Zehn-Euro-Schein. Den wies der Bettler zurück mit der Bemerkung, davon solle er lieber seiner Tochter etwas Schönes kaufen.

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