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Hatten gut Lachen vor dem Börsengang: Ralf Dümmel und Georg Kofler von The Social Chain.

© Jens Oellermann/Jens Oellermann

Handels-Start-up von „Höhle der Löwen“-Investor: Social Chain meldet Insolvenz an

Nach Fehlbuchungen und einer geplatzten Kapitalerhöhung beantragt die Gesellschaft Insolvenz in Eigenverwaltung. Ex-Pro-Sieben-Chef Georg Kofler legt den Vorstandsvorsitz nieder.

Von
  • René Bender
  • Michael Verfürden
  • Lars-Marten Nagel

Die Onlinehandelsfirma The Social Chain AG will einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Das hat das Berliner Unternehmen am Montag per Ad-hoc-Meldung bekannt gegeben. Der Vorstand sei nach eingehender Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Gesellschaft „keine positive Fortbestehungsprognose mehr besteht“. Der Vorstandsvorsitzende Georg Kofler lege sein Amt nieder.

Der Vorstand bereite einen Antrag auf Eigenverwaltung für die Gesellschaft beim zuständigen Insolvenzgericht vor, da er die entsprechenden Voraussetzungen als gegeben ansehe. Im Unterschied zu einer normalen Insolvenz bleibt bei der Eigenverwaltung das Management an Bord, ihm wird aber ein sogenannter Sachwalter zur Seite gestellt. Der Jurist überwacht Managemententscheidungen und Ausgaben der Gesellschaft.

Kapitalerhöhung scheitere

Zuvor war eine geplante Kapitalerhöhung durch eine Ausgabe von 4,5 Millionen neuen Aktien gescheitert. Da ein wichtiger Investor seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei und Gespräche über die Bereitstellung weiterer Finanzmittel gescheitert seien, bestehe nun „keine hinreichende Wahrscheinlichkeit mehr“, dass der „kurzfristige Finanzbedarf der Gesellschaft gedeckt werden kann“, teilte Social Chain mit.

Das Unternehmen ist durch das Fernsehformat „Die Höhle der Löwen“ einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. In der Show bewertet eine prominente Jury die Geschäftsideen von Gründerinnen und Gründern. Teil dieser Jury waren auch die führenden Köpfe bei Social Chain: Ex-Pro-Sieben-CEO Georg Kofler, 65, und sein Geschäftspartner Ralf Dümmel, 56.

Von dem Hype um die Sendung profitierte auch das E-Commerce-Unternehmen mit seinem Fokus auf Social Media und Marketing. Das Geschäftsmodell sah vor, Marken und Unternehmen möglichst günstig aufzukaufen und die so erworbenen Marken über die eigenen Kanäle direkt an Konsumenten zu vertreiben.

Aufgrund der TV-Präsenz von Kofler und Dümmel sprach mancher Beobachter bei Social Chain von der „Löwenaktie“ oder sogar von einer neuen „Volksaktie“. Zwischenzeitlich war der Onlinehändler an der Börse mehr als eine halbe Milliarde Euro wert. Der Aktienkurs lag im November 2021 bei 54 Euro.

Bafin beanstandet Fehlbuchungen bei Social Chain

Dann ging es steil bergab, die Papiere wurden zuletzt für rund zwei Euro gehandelt. Am 13. Juli monierte die deutsche Finanzaufsicht Bafin Fehlbuchungen in Höhe von fast 60 Millionen Euro im Konzernabschluss 2021. Die Aktiengesellschaft hatte in der Kapitalflussrechnung Zahlungen aus Aktienverkäufen und einem 50-Millionen-Euro-Darlehen als Cashflow aus operativer Tätigkeit ausgewiesen.

Noch in der Nacht desselben Tages gab das Unternehmen bekannt, dass die geplante Kapitalerhöhung auf der Kippe stehe. Das Management prüfe „die Auswirkungen“ und „sämtliche in Betracht kommenden Optionen“, hieß es in einer Mitteilung.

Als das „Handelsblatt“ wissen wollte, ob die Finanzierung auch ohne Kapitalerhöhung gesichert sei, antwortete eine Sprecherin: „Die Prüfung läuft. Etwaige Ergebnisse wären zunächst in der gesetzlich vorgeschriebenen Art und Weise zu kommunizieren.“

Dieser Artikel erschien zuerst im „Handelsblatt“.

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