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Eine Demo von Fridays for Future. Die Aktivisten wollen zeigen, dass sie mehr können als nur protestieren.

© dpa/Georg Wendt

Solarcamp von Fridays for Future in Berlin: Klimaaktivisten greifen zum Akkuschrauber

Gemeinsam mit einer Solarfirma haben Fridays for Future ein „Solarcamp“ organisiert. Es soll junge Aktivisten an die handwerkliche Seite von Klimaschutz und Energiewende heranführen.

Ein Pulk junger Studenten und Klimaaktivisten lässt sich von einer Mitarbeiterin der Firma Zolar die Technik einer Solaranlage erklären. „Den Wechselrichter bitte nicht unter die Kellerdecke hängen, dann läuft er heiß“, sagt sie. Und vor dem Verkabeln der Anlage im Zählerschrank müssen die Sicherungen der Stromversorgung gezogen werden. Siri, eine junge Studentin im Bereich Regenerative Energien, freut sich, endlich mal mit der Praxis ihres Fachs konfrontiert zu werden.

Die Berliner Firma Zolar, die bundesweit Solaranlagen vertreibt, richtet zusammen mit der Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) und der Organisation ProjectTogether das erste Berliner „Solarcamp“ aus, um junge Klimaaktivisten an die handwerkliche Seite von Klimaschutz und Energiewende heranzuführen.

Fridays for Future, von konservativen Politikern häufig als akademisch und realitätsfern kritisiert, will damit unter Beweis stellen, dass auch Klimaschützer konkret Hand anlegen wollen, wenn es um die richtigen Ziele geht.

Die Bereitschaft unter jungen Menschen, die Energiewende voranzubringen und sich dabei auch die Hände schmutzig zu machen, ist unglaublich hoch.

Linus Dolder, Fridays for Future

Zum Auftakt des Camps am Dienstag trafen sich die 15 Teilnehmer, die einem Aufruf von FFF gefolgt waren, im Schulungsraum von Zolar in der Kreuzberger Oranienstraße. Gemeldet hätten sich auf einen Instagram-Post noch zehnmal mehr Interessenten, sagte Linus Dolder von FFF. „Die Bereitschaft unter jungen Menschen, die Energiewende voranzubringen und sich dabei auch die Hände schmutzig zu machen, ist unglaublich hoch.“ Dieses Statement verband er mit dem Appell an den Senat, eine Ausbildungsoffensive für Solarberufe zu starten.

Eine Woche lang lernen die Klimaaktivisten die wesentlichen Aufgaben von Solarteuren kennen, die Solar-Paneele auf die Hausdächer schrauben und die Komponenten verkabeln. Neben dem Anschauungsunterricht bei Zolar erleben die Teilnehmer bei einem Installationsunternehmen auch die konkrete Praxis auf einer Baustelle.

Solar-Weiterbildung bei der Firma Zolar in Kreuzberg.
Solar-Weiterbildung bei der Firma Zolar in Kreuzberg.

© ProjectTogether / Leander von Thien

Florian Schulz vom Installationsbetrieb Solaro PV nimmt die Klimabewegten im Alter zwischen 14 und 37 Jahren unter seine Fittiche. Auf der Baustelle kann er helfende Hände immer gebrauchen. Die wesentlichen Voraussetzungen: Einen Akkuschrauber bedienen können und schwindelfrei sein. Im 20-köpfigen Solaro-Team mit unterschiedlichen Berufen gebe es auch einen Professor, der das Hantieren mit Paneelen als handwerklichen Ausgleich für seine Lehrtätigkeit schätze.

Ob sich die Camp-Teilnehmer nach einer Woche schon zum Solarhelfer qualifiziert haben, hängt wohl auch von ihrer Geschicklichkeit und Ausdauer ab. Fridays for Future sieht das Solarcamp vor allem als politisches Statement. Nach dem ersten Solarcamp in Braunschweig hätten sich zwei Teilnehmer mit einem Elektriker zusammengetan und eine Installationsfirma gegründet.

Florian Schulz möchte das „klassische Handwerk wieder cool machen“, deshalb hat er nach seinem dualen Studium zum Ingenieur nicht beim Großkonzern angefangen, der ihn ausgebildet hatte. Er ging zu Rocket Internet und gründete später seine eigene Firma. Cool bedeutet bei ihm, dass auf der Baustelle ein lockerer Ton herrscht und spätestens Freitagmittag mit einem gemeinsamen Essen das Wochenende beginnt.

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