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Stau an der Baustelle Heerstraße in Berlin. Foto: Niels Liermann

© Niels Liermann

Studie zur Mobilitätswende in Berlin: Mit E-Fahrzeugen allein sind Klimaziele nicht zu erreichen

Die Denkfabrik Oliver Wyman Forum hat Verkehrsströme europäischer Metropolen, darunter von Berlin, untersucht.

Weltweit versuchen sich Städte an der Mobilitätswende. Doch selbst Vorzeigestädte wie Paris sind nicht auf Klimakurs, zeigt eine neue Prognose des Oliver Wyman Forums, einer Denkfabrik der gleichnamigen Beratung. Das gilt den Berechnungen nach auch für Berlin. Die Studienautoren davon aus, dass die Landesregierung „bestenfalls“ einen 1,6 Grad-Pfad bis 2030 beschreiten könnte – sofern die Menschen ihre Mobilität nicht reduzieren, wie dies beispielsweise das Konzept der 15-Minuten-Stadt ermöglichen könnte. Dafür müssten die Stadtteile so umgestaltet werden, dass Bewohner Supermärkte, Kitas, und Ärzte im Umkreis von einer Viertelstunde Fußweg erreichen können.

„Die Studie zeigt, dass es großer Anstrengungen bedarf, um das 1,5-Grad Ziel in Berlin und anderen Metropolen noch zu erreichen“, fasst Andreas Nienhaus, Partner bei Oliver Wyman, zusammen. Dazu müssten sowohl Politik und Wirtschaft als auch die Verbraucher:innen ihren Beitrag leisten.

Die Studie zeigt, dass es großer Anstrengungen bedarf, um das 1,5-Grad Ziel noch zu erreichen.

Andreas Nienhaus, Partner bei Oliver Wyman

Den größten Hebel sieht Nienhaus in der Elektrifizierung der Fahrzeugflotte, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Verkehr. „Gelingt es gleichzeitig, die Fahrzeuge höher auszulasten, wird damit der größte Effekt bei der Reduktion der Emissionen erzielt.“

Mehr als 80 Prozent der Emissionen im Verkehr verursachten 2022 in Berlin Autos. Obwohl nur 45 Prozent aller Wege damit zurückgelegt wurden. Für jede vierte Strecke innerhalb des Stadtgebiets nutzten die Menschen Bus oder Bahn, immerhin jede fünfte legten sie zu Fuß zurück.

Berlin hat ehrgeizige Pläne: Bis 2030 soll die komplette Busflotte der Hauptstadt elektrifiziert werden. Dafür seien zwei Milliarden Euro veranschlagt. Es sei allerdings zu erwarten, dass durch die damit indirekt zusammenhängenden Investitionen – etwa in Ladeinfrastruktur – die Kosten deutlich höher ausfallen werden, so Nienhaus. Zusätzlich sind seinen Schätzungen nach etwa 780 Millionen Euro für die Ladeinfrastruktur für private Pkw notwendig.

„Lösungen für eine klimaneutrale Mobilität sind vorhanden“, sagt Nienhaus. Jetzt komme es darauf an, dass die Technologien und Konzepte so eingesetzt werden, dass sie nicht in die falsche Richtung gingen. „Der soziale Gedanke darf nicht vollständig hinten angestellt werden“, warnt der Berater. Grundsätzlich solle sich jede und jeder die Frage stellen, ob ein geplanter Weg tatsächlich nötig sei oder vermieden werden könne.

Dieser Text stammt aus unserem werktäglichen Morgenbriefing „Background Verkehrs & Smart Mobility“. Hier können Sie ein Test-Abo bestellen.

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