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Die KaDeWe Group befindet sich in einer Insolvenz in Eigenverwaltung.

© AFP/STEFANIE LOOS

Wirtschaftsprüfer PwC im Zwiespalt : Möglicher Interessenkonflikt bei der KaDeWe-Insolvenz

Der deutsche Staat bürgt für einen Kredit, den die insolvente Kaufhausgruppe aufgenommen hat. Die Prüfer von PricewaterhouseCoopers arbeiten angeblich für beide Seiten.

Die Insolvenz der KaDeWe Group könnte den Steuerzahler viel Geld kosten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ist in mehreren Rollen für die Luxuskaufhausgruppe tätig, berichtet das Magazin „Capital“. Das ist brisant, denn möglicherweise könnte es sich um einen Interessenkonflikt handeln. PwC widerspricht allerdings.

Die KaDeWe Group, zu der neben dem Berliner Haupthaus auch das Alsterhaus in Hamburg und der Oberpollinger in München gehören, befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Die Gruppe ist Teil des untergehenden Signa-Konzerns des österreichischen Investors René Benko.

Aufträge von Bürge und Gläubiger

Zu Beginn der Coronapandemie hatte die KaDeWe-Gruppe eine Zusage für eine Staatsbürgschaft für einen Kredit erhalten – dem unbestätigten Bericht zufolge mit Unterstützung von PwC. Interessenten für eine Staatsbürgschaft können PwC damit beauftragen, die Anträge zu prüfen und Empfehlungen auszusprechen.

Im Schadensfall, also wenn das Unternehmen den Kredit nicht zurückzahlen kann und der Staat einspringen muss, untersuchen die PwC-Experten dann, ob das Unternehmen alle Auflagen und Bedingungen eingehalten hat.

Michael Peterseim ist der Geschäftsführer der KaDeWe Group.

© TheKaDeWeGroup

Im Fall der KaDeWe-Gruppe ist PwC demnach allerdings nicht nur für den Bund tätig, sondern auch für die Kaufhausgruppe. Laut internen Dokumenten seien PwC-Experten im Januar an der Vorbereitung des Insolvenzantrags der KaDeWe Group beteiligt gewesen, heißt es in dem Artikel. Nach einem Hackangriff auf das Kassensystem hätten sie eine Übersicht über alle offenen Posten zusammengetragen. Das Beratungsunternehmen PwC habe also eine „Doppelfunktion“ inne.

Außerdem kursierten unternehmensintern „Gerüchte“, denen zufolge PwC auch das laufende Insolvenzverfahren unterstütze, zum Beispiel, wenn es um den Verkauf bisheriger Signa-Anteile an der Kaufhausgruppe geht. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

PwC sieht keinen Konflikt

Grundsätzlich erhöht eine Insolvenz allerdings die Gefahr, dass ein staatlich verbürgter Kredit nicht zurückgezahlt werden kann und der Steuerzahler einspringen muss. Die KaDeWe-Gruppe teilte Anfang Februar zwar mit, dass sie die Ausfallbürgschaft bisher nicht in Anspruch genommen habe und die Rückzahlung des Kredits von der Bank BNP Paribas planmäßig erfolge. Dennoch ist keineswegs ausgeschlossen, dass der Staat am Ende Geld verliert.

PricewaterhouseCoopers weist die „Befürchtungen“, es könne sich um einen Interessenkonflikt handeln, als „unbegründet“ zurück. „PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen“, teilt der Sprecher Sven Humann dem Tagesspiegel am Mittwoch mit. „Die Einhaltung von Gesetzen, Normen und Richtlinien ist für uns selbstverständlich.“

Zu konkreten Aufträgen könne sich PwC aus rechtlichen Gründen zwar nicht äußern, aber „Selbstprüfungen“ nehme PwC generell nicht vor. „Richtig ist, dass für uns bei allen Projekten, die Einhaltung von Gesetzen, Normen, mandatsspezifischen Regelungen zur beruflichen Unabhängigkeit und berufsüblichen Standards selbstverständlich und jederzeit sichergestellt ist.“ Die KaDeWe-Gruppe äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.

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