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Die Bezirke haben ein Müllproblem.

© dpa

Berlin hat ein Müllproblem: Bezirke können Parks nicht mehr sauber halten

In den Bezirken häuft sich der Verpackungsmüll. Ein großes Problem sind die Grünanlagen. Was Berliner dort an Müll hinterlassen, kommt die Bezirke teuer zu stehen.

Mit dem Frühling zieht es die Berliner in die Grünanlagen und an die Gewässerufer der Stadt. Was wenig umweltbewusste Mitbürger dort nach dem Picknick, Grillabend oder auch simplen Ausflug hinterlassen, bringt andere Parkbesucher auf die Palme und kommt die Bezirke teuer zu stehen.

100.000 Euro im Jahr kostet allein die montägliche Reinigung des Mauerparks in Prenzlauer Berg, sagt Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (B90/Grüne). Lieber würde der das Geld für die Pflanzung von Blumen und Bäumen ausgeben. „Aber kaum sind die ersten Sonnenstrahlen da, geht das mit dem Müll wieder los“, sagt er genervt. Dabei sind im Mauerpark schon extra große Abfallbehälter aufgestellt. Im Thälmannpark sieht es nicht besser aus.

Weil der Außendienst des Ordnungsamtes nicht genügend Mitarbeiter hat, können sie auch nicht überall in den Anlagen präsent sein, bestätigt sein zuständiger Kollege Torsten Kühne (CDU). Die derzeit 20 Ordnungshüter kontrollieren schwerpunktartig: Liegt Müll im Bereich von Altkleidercontainern? Wo sind Schrottfahrräder an Straßen zu beseitigen?

Einige Orte haben eine Rattenplage

In Friedrichshain-Kreuzberg startete mit dem 1. Mai ein Modellversuch zur Beseitigung des Mülls mit einer externen Firma. „Wir sind der am dichtesten besiedelte Bezirks Berlins, unsere Grünflächen werden intensivst genutz“, sagt Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach. Die „To Go-“ und „Carry Away“-Welle sorge für immer mehr Müll auf den Straßen. Auch im Myfest-Bezirk fehlt es an Manpower. Sorgenkinder sind vor allem der Volkspark Friedrichshain, die Touristenmeile Warschauer Brücke (wo jetzt größere Müllcontainer aufgestellt werden sollen) und die Ufer des Landwehrkanals. Im Bereich der Admiralsbrücke habe man die Lage erst mit Unterstützung der Polizei halbwegs in den Griff bekommen, sagt Langenbach.

Schlimm sind auch übermotivierte Tierfreunde, die Brotreste für die Vögel gleiche pfundweise ausstreuen. Das hat an diversen Orten bereits zu einer Rattenplage geführt. Unter anderem im Theodor-Wolff-Park und im Böcklerpark mussten Giftköder ausgelegt werden, am Annemirl-Bauer-Platz in Friedrichshain wurde deshalb sogar ein Kinderspielplatz vorübergehend gesperrt.

Täter müssen auf frischer Tat erwischt werden

„Unsere Problemregionen sind die Grünanlagen nahe der Schlossstraße, die Dampferanlegestelle am Wannsee, der Schlachtensee und die Krumme Lanke“, sagt Christa Markl-Vieto (B90/Grüne), Umweltstadträtin in Steglitz-Zehlendorf. Dabei arbeiten die Mitarbeiter des Grünflächenamtes noch immer daran, die Folgen des Sturms „Niklas“ zu beseitigen, der im Bezirk zu 200 Kronen- und Astbrüchen geführt und 320 Baumfällungen erforderlich gemacht hat.

Wie oft kontrolliert wird, richte sich danach, wieviel Zeit und Personal gerade da sei, sagt Marcus Hollmann, Referent von Stadtrat Michael Karnetzki (SPD). Bestrafen kann man das Zurücklassen von Müll nur, wenn die Täter auf frischer Tat erwischt werden, sagt Stephan Machulik (SPD), Ordnungsstadtrat in Spandau. Auch dort herrscht Personalmangel im Ordnungsamt. Münsinger-, Wröhmänner- und Koeltzepark zählen zu den Müll-Schwerpunkten, sagt Stadtrat Carsten Röding (CDU). In der Fußgängerzone wurde gerade ein Frühjahrsputz veranstaltet, gemeinsam mit der Stadtreinigung ist eine Aktion gegen Kippen auf dem Rathausvorplatz geplant.

„Wenn einer nicht will, dann will er nicht“

Spandaus Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD) fällt dazu ein besonders dreister Vorfall ein: Als vor einem Altstadt-Fest der Spandauer Marktplatz mit einem Riesenstaubsauger gereinigt wurde, trat ein Raucher genüsslich nur zwei Meter daneben seine Kippe aus.

Da kapituliert auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. „Wenn einer nicht will, dann will er nicht“, sagte er beim Bezirksbesuch in Spandau. In Singapur hätte den Raucher mit der Kippe eine Geldstrafe von umgerechnet 700 Euro erwartet, die sich im Wiederholungsfall verfünffacht, plus ein Arbeitseinsatz als Straßenkehrer. Der Stadtstaat gilt als einer der saubersten der Welt.

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