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 Baustelle Gleditschstraße in Schöneberg

© Sigrid Kneist/Tagesspiegel

Abwasser, Trinkwasser, Mischkanäle: Wenn sich Berliner Baustellen über Jahre hinziehen

Eigentlich sollte die Baustelle der Wasserbetriebe in Berlin-Schöneberg Ende 2021 wieder verschwunden sein. Aber dann traten unerwartete Problem auf. Das ist kein Einzelfall.

Die Anwohnerinnen und Anwohner der Schöneberger Straße sind seit drei Jahren besonders baustellengeplagt. Seit September 2020 arbeiteten die Wasserbetriebe an verschiedenen Leitungen und Kanälen unter der Straße. Hinzu kam dann an der Ecke Pallasstraße der Baubeginn für den großen neuen Wohnblock „The Winterfeldt“, in dem vor allem Luxuswohnungen entstehen und der sich an der Pallasstraße zwischen Gleditsch- und Elßholzstraße erstreckt.

Die Arbeiten der Wasserbetriebe sollten nach den ursprünglichen Planungen innerhalb von einem guten Jahr vonstattengehen und eigentlich Ende 2021 beendet werden. Es gab aber laut Stephan Natz, dem Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, verschiedene Verzögerungen bei dem umfangreichen Projekt auf dem nur einige hundert Meter langen Straßenabschnitt. Die gute Nachricht für die Anwohner: In der vergangenen Woche seien die eigentlichen Arbeiten beendet worden, jetzt gebe es nur noch „Rest-Straßenbauarbeiten“.

Laut Natz wurden eine 500 Meter lange Abwasserdruckleitung mit einem Durchmesser von einem Meter ausgewechselt, 510 Meter Mischwasser- und -abwasserkanäle neue gelegt, 390 Meter Trinkwasserleitungen sowie zahlreiche Schächte erneuert.

Erst baute die Netzgesellschaft an einer Gasleitung

Der Sprecher der Wasserbetriebe nennt mehrere Gründe: Die Entsorgung verunreinigter Böden und Straßenbaumaterialien musste geklärt werden. Außerdem sei streckenweise umgeplant worden, weil querende Leitungen anderer Versorger nicht genügend Raum für die Bauarbeiten ließen. Unter der Kreuzung Pallasstraße wechselt zunächst die Netzgesellschaft Berlin eine Gasleitung aus, bevor die Wasserbetriebe beginnen konnten. Und an der großen Trinkwasserhauptleitung durfte nur in der verbrauchsarmen Zeit zwischen Oktober und März gearbeitet werden. Hinzu sei gekommen, dass die Baufirma zeitweise überfordert gewesen sei.

Teilweise erhalten wir Minutenprotokolle von Anwohnenden, wann Bauarbeiter auf den Baustellen gesichtet wurden.

Sprecher des Bezirksamts

Dass sich Baustellen derart hinziehen, ist keine Seltenheit. Wenn Bauarbeiten den Anwohnern überlang erscheinen und sie das Gefühl haben, dort tue sich nichts, wenden sich einige von ihnen an das Bezirksamt. Das passiert immer wieder. „Teilweise erhalten wir Minutenprotokolle von Anwohnenden, wann Bauarbeiter auf den Baustellen gesichtet wurden“, sagt ein Sprecher.

Insbesondere Tiefbauarbeiten der Wasserbetriebe seien jedoch – so wie bei der Gleditschstraße –häufig zäh: Das liege an der nur bedingten Planbarkeit, weil sich „der tatsächliche Leitungsbestand und das tatsächliche Schadensbild erst offenbaren, wenn die Straße geöffnet ist“. Zum anderen seien die benötigten Bauteile häufig Spezialanfertigungen mit langen Lieferfristen.

Wenn ein solches Teil nicht geliefert werden könne, dann ruhe die Baustelle. Passe das Bauteil dann nicht, „muss ein neues angefertigt werden, also steht die Baustelle wieder ein paar Wochen still“. Der Bezirk kann daran auch nichts ändern: „Uns bleibt auch nichts anderes übrig, als die langen Bauzeiten hinzunehmen, eingreifen können wir nicht.“

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