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Die neue Open-Air-Ausstellung am Rand vom Volkspark Friedrichshain informiert über die wechselvolle Geschichte des Friedhofs in den verschiedenen politischen Systemen. Zahlreiche Hintergrundinfos sind digital verfügbar.

© imago images/Jürgen Ritter/Jürgen Ritter via www.imago-images.de

Berliner Wochenende für die Demokratie: „Die Revolution wurde niedergeschlagen, aber der Wandel ließ sich nicht stoppen“

Anlässlich des 175. Jubiläums der Märzrevolution gibt es am Wochenende viel Programm und eine neue Open-Air-Ausstellung im Volkspark Friedrichshain.

Vor 175 Jahren kämpften zahlreiche Berliner:innen für ein besseres Leben: Die Märzrevolution von 1848 war Teil einer europaweiten Bewegung gegen Fürstenwillkür und Absolutismus. Zum Jubiläum der Barrikadenkämpfe veranstaltet Kulturprojekte Berlin unter dem Motto „Auf die Barrikaden“ das Berliner Wochenende für die Demokratie.

Hier erzählt Dr. Susanne Kitschun, Leiterin des Friedhofs der Märzgefallenen, was damals geschah, mit welchen Aktionen Berlin an diesem Wochenende und die Tage danach an die Revolution erinnert – und warum das Gedenken an den Aufstand auch heute noch wichtig ist.

Können Sie uns kurz schildern, was am 18. März 1848 geschah? 
1848 und 1849 brodelte es fast überall in Europa. Die Menschen forderten demokratische Rechte und bessere Lebensbedingungen. Am 18. März eskalierte die Situation am Berliner Schlossplatz, als das Militär auf die versammelte Menge schoss. Spontan errichteten die Berliner:innen über 900 Barrikaden, die sie gegen das anstürmende Militär verteidigten. Am Morgen hatte die Revolution zunächst gesiegt. Rund 280 Aufständische, viele davon unter 25 Jahren, verloren bei den Kämpfen ihr Leben. Am 22. März wurden sie auf dem eigens für dafür geschaffenen Friedhof der Märzgefallenen im Volkspark Friedrichshain beerdigt.

Die rund 300 Berliner Opfer sind auf dem eigens dafür angelegten Friedhof der Märzgefallenen am Rand vom Volkspark Friedrichshain beigesetzt.
Die rund 300 Berliner Opfer sind auf dem eigens dafür angelegten Friedhof der Märzgefallenen am Rand vom Volkspark Friedrichshain beigesetzt.

© imago images/Jürgen Ritter

Eine kritische Öffentlichkeit forderte Freiheitsrechte und politische Mitbestimmung – auch viele Frauen engagierten sich.

Susanne Kitschun

Warum gingen die Menschen damals in so großer Zahl auf die Straße? 
Die Bevölkerung Berlins hatte sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdoppelt, Fabriken und Elendsquartiere waren entstanden. Die Mehrheit der Menschen lebte in großer Not. Es kam zu Streiks und Hungerunruhen. Politische Mitbestimmung gab es kaum. Dagegen wandte sich eine kritische Öffentlichkeit, die Freiheitsrechte und politische Mitbestimmung forderte. Auch viele Frauen engagierten sich.

Susanne Kitschun, Leiterin des Friedhofs der Märzgefallenen
Susanne Kitschun, Leiterin des Friedhofs der Märzgefallenen

© Marc Beckmann / Ostkreuz

Warum ist es auch heute, 175 Jahren später, noch relevant, an den Kampf der Menschen während der Märzrevolution zu erinnern? 
Die Revolution wurde am Ende niedergeschlagen, aber der Wandel ließ sich nicht stoppen. Viele Menschen waren politisiert, bildeten Interessenvertretungen. So ebnete die Revolution 1848/49 langfristig den Weg für heutige parlamentarischen Demokratien mit garantierten Grundrechten.

Am Samstag wird die neue Dauerausstellung auf dem Friedhof der Märzgefallenen eröffnet. Welche Aspekte stehen dort im Fokus und was hat sich gegenüber der bisherigen Ausstellung verändert? 
Der neue Ausstellungsteil zur Revolution 1848/49 erzählt neben den Berliner Ereignissen auch die Verflechtungen mit dem revolutionären Geschehen insbesondere in Europa. Sie ergänzt die vorhandene Open-Air-Ausstellung zur wechselvollen Geschichte des Friedhofs in den verschiedenen politischen Systemen und zur Revolution 1918/19. Zahlreiche Hintergrundinfos gibt es in der digitalen Ausstellungsebene. Ausstellung und Friedhofsgelände sind täglich von 9 bis 20h geöffnet.

Sie feiern das Jubiläum der Märzrevolution mit einem großen Kiezfest - auf was können sich die Besucher:innen alles freuen? 
Für Kinder gibt es Kinderführungen und Spielewagen 1035 e.V. kommt mit Angeboten wie Gibbons-Klettern und Schaukelbrücke. Im Container ist eine Revolutions-Lounge eingerichtet. Bei der Gedenkstunde am Samstag um 15 Uhr spricht Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Am Sonntag gibt es zusätzlich Straßentheater von Schüler:innen. Wir laden alle sehr herzlich ein.


Aus Friedrichshain-Kreuzberg berichtet Nele Jensch in dieser Woche außerdem über folgende Themen:

  • Vor dreijähriger Sanierung: Wellenbad am Spreewaldplatz bleibt länger als geplant geöffnet
  • Verlosung: Tickets für The Jordan zu gewinnen
  • „Rückschrittskoalition stoppen“: Demo gegen GroKo in Berlin zieht Samstag durch Kreuzberg
  • „Fliegendes Bett von Pipi“: Neue Grünanlage an der Skalitzer Straße wird eröffnet
  • Kuschelig und kostenlos: VHS-Kulturprogramm im Kiez-Café Kombrink

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