zum Hauptinhalt
13.05.2023, Berlin - Deutschland. Blick auf Wohngebiete in Marzahn-Hellersdorf bei Sonnenuntergang. *** 13 05 2023, Berlin Germany view of residential areas in Marzahn Hellersdorf at sunset

© IMAGO/Sabine Gudath

Viel mehr als nur öde Platte: Ein Imagefilm will Vorurteile über Marzahn-Hellersdorf abbauen helfen

Weil es in dem Bezirk im Berliner Osten an Lehrkräften mangelt, suchen Lehrer und Schüler gemeinsam auf ungewöhnliche Weise nach neuen Bewerbern.

“Hallo, ist da zufällig ein Pädagoge, der uns hört?”, fragen ein paar Kinder in die Kamera. Mit allen möglichen filmischen Mitteln bewerben die Schüler:innen ihren Heimatbezirk in einem Imagefilm. Denn in Marzahn-Hellersdorf mangelt es an Lehrerinnen und Lehrern – die Imagekampagne soll dagegen helfen.

Insbesondere Lehrer für MINT-Fächer fehlen

Mit viel Witz räumt der Film mit einigen Vorurteilen über Marzahn-Hellersdorf auf und stellt auch Schulen und Pädagog:innen aus dem Bezirk vor. Das Video ist von der Agentur RankwerkProductions gemeinsam mit Lehrkräften und Schüler:innen erarbeitet worden.

Lehrerin Irina Zeidler hat ebenfalls an dem Video mitgewirkt. Sie unterrichtet eigentlich Deutsch, Mathe und Gesellschaftswissenschaften. Zurzeit springt die Schulleiterin der 36. Grundschule Hellersdorf allerdings auch mal als Sportlehrerin ein. Wenn sie den Dienstplan schreibt, müsse sie bisweilen schon etwas puzzlen. Und neue Bewerber:innen sind rar: “Man ringt förmlich um die Leute”, sagt sie.

Nach Einschätzung von Irina Zeidler fehlt es vor allen Dingen an Lehrer:innen für MINT-Fächer, also mathematische und naturwissenschaftliche Fächer. Erzieher und Sozialarbeiter seien ebenfalls gefragt. Auch gebe es einen großen Bedarf an Musiklehrer:innen.

500
Lehrerstellen sind im Bezirk noch offen

Über 500 Stellen für Lehrkräfte seien im Bezirk aktuell noch offen, sagt Schulaufsichtsrätin Cathrin Braun, Referatsleiterin der Schulaufsicht Marzahn–Hellersdorf. Gemeinsam mit Schulleiter:innen hatte sie die Idee zu der Imagekampagne: Unter angehenden Lehrer:innen werde Marzahn-Hellersdorf “wie ein Stiefkind” behandelt, bedauert sie.

Projekt soll auch in Sozialen Medien funktionieren

Es gebe viele Vorurteile über den Bezirk. “Und damit wollten wir aufräumen”, sagt Braun. Wichtig war: Das Projekt sollte auch in den Sozialen Medien funktionieren, um dort Lehrkräfte zu erreichen.

“Erstmal kamen alle Vorurteile auf den Tisch”, sagt Zeidler, die auch an der Ausarbeitung des Films beteiligt war. Aus Gesprächen mit angehenden Lehrkräften, die aus anderen Bundesländern nach Berlin ziehen, weiß sie, dass der Bezirk – zumindest bei Leuten, die ihn noch nicht kennen – nicht sonderlich hoch im Kurs stehe.

Um welche Vorurteile geht es denn? “Um Rassismus, dass es keine Möglichkeiten des Amüsierens gibt, eben diese Einöde der Platte” sagt Zeidler.

Es geht um Rassismus, dass es keine Möglichkeiten des Amüsierens gibt, eben diese Einöde der Platte

Irina Zeidler, Lehrerin, über die Vorurteile gegenüber dem Bezirk

Dass das nicht stimmt, weiß sie ganz genau: Sie ist selber im Bezirk aufgewachsen und nach einem kurzen Zwischenspiel im Prenzlauer Berg kehrte sie 2016 als Lehrerin in ihre Heimat zurück. Eine Entscheidung, über die sie bis heute froh ist.

Irina Zeidler, Schullleiterin der 36. Grundschule Hellersdorf 

© promo

“Das Besondere an unserem Bezirk sind die Kinder – darauf konnten wir uns alle schnell einigen“, sagt Zeidler. “Hier im Bezirk bekommt man von allen möglichen Menschen etwas mit: Hier gibt es Kinder von Anwälten und Journalisten, bei anderen geht die Mutter frühmorgens in die Bäckerei, um richtig anzupacken”, sagt sie.

Gerade diese Mischung mache es für sie ungemein spannend, als Lehrerin im Bezirk zu arbeiten. “Die Eltern schenken uns Pädagogen hier noch Vertrauen. Und den Kindern kann man beim Wachsen zusehen”, sagt sie.

Ganztagsschule wäre traumhaft

Zeidler hat schon Ideen, wie sie neue Lehrkräfte an ihrer Schule einsetzen könnte: “Eine Ganztagsschule wäre gerade für Kinder bei uns in Hellersdorf-Nord traumhaft”, sagt sie. Ob der Imagefilm die Pädagog:innen in den Bezirk locken wird, wird sich dann zeigen. Immerhin: Seit das Video online ist, sind schon 15 neue Bewerbungen bei ihr eingegangen, sagt Schulaufsichtsrätin Cathrin Braun. Sie ist zuversichtlich, dass da noch mehr geht.. Den Imagefilm können Sie hier ansehen.

Sie wollen mehr aus MARZAHN-HELLERSDORF lesen? Dominik Lenze schreibt in seinem aktuellen Bezirksnewsletter auch über diese Themen:

  • Marzahn-Hellersdorf ist Vorreiter beim Solarausbau
  • Über 13.000 Kinder von Armut betroffen
  • Wo es im Bezirk den größten Lärm gibt
  • SPD-Fraktion ruft zu Spenden für Hellersdorfer Athletik-Club auf
  • Einwohnerversammlungen in Biesdorf und Kaulsdorf geplant
  • Zwei LKW in Marzahn angezündet 
  • Mordkommission ermittelt wegen Pflasterstein-Wurf
  • Baby mutmaßlich von eigenem Vater ermordet
  • Wandertag mit dem Heimatverein
  • Pflege-Selbsthilfetreffen in Mahlsdorf
  • Führung durch die Gärten der Welt
  • Umgestaltung der Hönower Weiherkette kurz vor dem Abschluss

Wenn Sie Anregungen, Kritik oder gern auch Lob zu unserer Bezirksberichterstattung loswerden wollen, schreiben Sie unseren Autor:innen, deren E-Mail-Adressen Sie in den Newslettern finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false