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Luftballons mit dem Logo der AfD. 

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Vor der Berlin-Wahl im September: Das sind die Kandidierenden der AfD-Neukölln

Ein Aktiver der „Jungen Alternative“, Autoren der rechtspopulistischen „Jungen Freiheit“, ein Sympatisant der „Identitären Bewegung“. Wer in Neukölln für die AfD kandidiert. 

Nach viel Hin und Her bei der aktuellen AfD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung, mehreren Auflösungen und Neubildungen, tritt die Partei in Berlin-Neukölln nun mit überwiegend neuen Kandidierenden für die Wahl an. 

Spitzenkandidat ist der bisherige Sprecher des Neuköllner Bezirksverbandes, Julian Potthast. Potthast hat Internationale Beziehungen studiert, arbeitet aktuell im Bundestag und engagiert sich auch in der Jungen Alternative, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz und auch dessen Berliner Landesbehörde als „Verdachtsfall“ für eine extremistische Bestrebung eingestuft und beobachtet wird.

Auf der weiteren Liste finden sich mit Jörg Kapitän auf Listenplatz 2 und Christian Blank auf Listenplatz 11 lediglich zwei Mitglieder der aktuellen BVV-Fraktion. Während Kapitän bislang regelmäßig durch menschenfeindliche Äußerungen etwa über Geflüchtete und Obdachlose auffiel, hält Blank sich mit Redebeiträgen eher zurück. 

Nach Recherchen des Tagesspiegels und mehrerer Antifa-Recherchegruppen, etwa Recherche 030, hatte Blank allerdings mindestens in der Vergangenheit Kontakte zu Neonaziverbindungen wie dem rechtsextremen „Nationalen Widerstand“ und der rechten Hertha-Hoolgruppe „Wannsee-Front“. Blank selbst weist diese Verbindungen zu Rechtsextremen allerdings zurück.

Auch viele der übrigen Namen auf der Liste deuten darauf hin, dass die mögliche künftige BVV-Fraktion sich eher nicht aus gemäßigten AfDler:innen zusammensetzen wird. Nach Marlies Becker und Christian Hohmann auf Listenplatz 3 und 4 folgt Peter Wüstenberg, der auch für das Abgeordnetenhaus im Wahlkreis 1 (Nord-Neukölln Ost) kandidiert und in den sozialen Medien Falschnachrichten über und Hetze gegen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund teilt. 

Es folgen Jeanette Hohmann und Fabian Schmidt-Ahmad. Letzterer ist unter anderem Autor der rechtspopulistischen „Jungen Freiheit“, wo er etwa gegen die Corona-Regelungen und den „linken totalitären Furor“ anschreibt.

[Dieser Text stammt erschien zu erst in unserem Bezirksnewsletter für Neukölln. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Anschließend Hendrik Pauli, der in der Vergangenheit unter anderem bei der als rechtsextrem eingestuften „Bärgida“ mitmarschierte und seine Sympathie für die ebenfalls rechtsextreme „Identitäre Bewegung“ offen zur Schau trug. 2016 wurde er daher als Lehrer an einem Wilmersdorfer Gymnasium gefeuert, wie etwa die „Berliner Zeitung“ berichtete.

Auf der Kandidierendenliste folgen Stefan Wildgruber, der in den sozialen Medien unter anderem Beiträge teilt, die den Klimawandel leugnen, sowie Heinrich Bodden und der bereits erwähnte Christian Blank.

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Für den Bundestag als Direktkandidat kandidiert Marcel Goldhammer, der bis vor kurzem offenbar Mitglied der CDU war. Goldhammer ist Vorstandsmitglied der Organisation „Juden in der AfD“, die von anderen jüdischen Organisationen scharf kritisiert wird. 

Goldhammer bezeichnet sich selbst als „deutsch-israelischer Journalist und Blogger“, Veröffentlichungen von ihm finden sich allerdings lediglich auf dem rechtsalternativen Blog „Philosophia Perennis“. Zudem wurde er bei einem „Jungautorenwettbewerb“ der „Jungen Freiheit“ ausgezeichnet und betreibt eine Agentur für Wahlwerbung. 

Zuletzt trat Goldhammer insbesondere als Aktivist gegen Palästinenser:innen und andere Muslim:innen im Rahmen des aufflammenden Nahost-Konflikts öffentlich auf. Er unterstützt AfD-Hardliner:innen wie die Berliner Spitzenkandidatin Beatrix von Storch und hetzt in den sozialen Medien gegen queere Menschen.

Richtigstellung: In einer früheren Fassung dieses Artikels hatten wir berichtet, dass Fabian Schmidt-Ahmad sich als Salonfaschist bezeichnet. Diese Behauptung ist falsch. Wir haben den Artikel entsprechend geändert. Die Redaktion

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