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Berlin: Bioterrorismus: Berlin hält sich für ausreichend gewappnet Gesundheitsverwaltung weist Kritik aus USA wegen angeblich schlechter Vorbereitung auf Pocken-Anschlag zurück. Impfstoff sei für alle vorhanden

Eine Katastrophensimulation in den USA ergab: Deutschland ist auf den Fall der Fälle einer Pockenvirus-Attacke schlecht vorbereitet (wir berichteten). Muss man sich also Sorgen machen?

Eine Katastrophensimulation in den USA ergab: Deutschland ist auf den Fall der Fälle einer Pockenvirus-Attacke schlecht vorbereitet (wir berichteten). Muss man sich also Sorgen machen? Die Senatsgesundheitsverwaltung jedenfalls weist die Vorwürfe energisch zurück. „Berlin hat sich rechtzeitig und vorbildlich vorbereitet“, sagte Roswitha Steinbrenner, Sprecherin der Verwaltung. „Für den Ernstfall sind alle Voraussetzungen geschaffen, es wird regelmäßig geschult und geübt.“ Der „Rahmenplan Bioterrorismus“ des Landes Berlin sehe vor, alle Einwohner innerhalb von vier bis fünf Tagen zu impfen – dann gilt man als geschützt. Der Impfstoff ist im Besitz der Bundesregierung und lagert an mehreren, geheimgehaltenen Orten. Insgesamt gibt es 100 Millionen Dosen für die 80 Millionen Einwohner. In Berlin müssten rein rechnerisch pro Tag etwa 700 000 Menschen eine Impfung bekommen. Dazu wurden in Schulen 135 Impfstellen eingerichtet, in denen jeweils 20 Ärzte parallel die Impfungen durchführen. Dazu würden 3000 Ärzte benötigt, das sei etwa jeder Dritte der niedergelassenen Mediziner, sagte Steinbrenner.

Auch für die Reihenfolge der Impfungen gibt es Vorschriften: Zurerst kommen Polizisten, Feuerwehrleute, Krankenhauspersonal und Personen dran, die zuerst in Kontakt mit möglicherweise infizierten Menschen kommen können. Wenn die Gesamtbevölkerung geimpft werden soll, wird diese über Radio und Fernsehen dazu aufgefordert. Auch bundesweit sollen alle Bürger in vier bis fünf Tagen geimpft werden können, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit.

Im März 2003 haben die Berliner Behörden in Zehlendorf die Massenimpfung in einer Schule geübt. „Das hat gut geklappt“, sagte Steinbrenner gestern. Das Material, das für Impfung benötigt wird, also Mundschutz, Impfnadeln und Kühlboxen zum Transport, wird in Berlin zentral an einem geheimen Ort gelagert.

Ein 2003 gegründetes „Kompetenzzentrum Bioterrorismus“ aus Landesinstitut für Tropenmedizin, der Charité, Amtsärzten und Feuerwehr trifft sich regelmäßig zu Beratungen. Behandlungszentren für Kranke und Infizierte sollen in leer stehenden Krankenhäusern entstehen, die dann weiträumig abgeschirmt werden.

Begonnen hatte die Vorbereitung auf einen Angriff mit Pockenviren nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001. In den USA wurden im Jahr 2003 etwa 600 000 gefährdete Personen – zum Schutz im Irak eingesetzter Soldaten und besonders exponierter Berufsgruppen – geimpft. Offiziell gelten die Pocken als ausgerottet. Lediglich zwei Labors – eines in Russland, das andere in den USA – haben laut Gesundheitsministerium noch entsprechende Viren.

Pocken sind eine lebensgefährliche Erkrankung, die außer zu charakteristischen Beulen auf der Haut zu Erblindung, Taubheit, Lähmungen oder Hirnschäden führen können. Es gibt keine Heilung. Man kann nur vorbeugen.

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