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Berlin: Brenzlige Stimmung beim Feuerwehreinsatz

Hunderte wütende Anwohner behinderten bei Löscharbeiten in Kreuzberg die Brandbekämpfer

Retter in Bedrängnis: Zu unschönen Szenen kam es am späten Freitagabend, als die Feuerwehr einen Brand in Kreuzberg löschen wollte. Wegen einer brennenden Wohnung waren Löschfahrzeuge in die Falckensteinstraße ausgerückt. Während die Brandbekämpfer das Feuer löschten und 20 Mieter mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in eine Klinik gebracht wurden, versammelten sich zwischenzeitlich 200 bis 300 Menschen am Ort des Geschehens, die die Löscharbeiten „durch aggressives Verhalten massiv behindert“ haben, hieß es gestern.

Innerhalb von 20 Minuten seien hunderte Leute aus den umliegenden Kneipen und der Nachbarschaft zusammengekommen und hätten „Kommandos“ an die Feuerwehrleute gegeben, sagte Feuerwehrsprecher Marco Trenn. „Die Stimmung war aufgeheizt.“ Die Polizei forderte Verstärkung an, um die aufgewühlte Gruppe zur Ruhe zu bringen. Wie ein Polizeisprecher sagte, hätten sich die Menschen darüber beschwert, dass die Feuerwehr nicht zügig genug lösche. Dem widersprach die Feuerwehr. Kurz nachdem der Brand gegen 22.20 Uhr im zweiten Geschoss des überwiegend von Migranten bewohnten Gebäudes ausgebrochen war, seien die Brandbekämpfer aus der nahen Wiener Straße herbeigeeilt. Als sie in der Falckensteinstraße eintrafen, standen die meisten Mieter schon im Freien, sagte Trenn. Die Feuerwehr habe zusätzlich zu den Löscharbeiten alle Wohnungen in den sechs Stockwerken kontrolliert und drei Erwachsene und zwei Kinder mit Hilfe von Fluchthauben aus dem fünften Stock geholt. „Möglicherweise haben die Menschen vorm Haus das nicht mitbekommen und sich gewundert, weil plötzlich weniger Kräfte vor dem Gebäude im Einsatz waren“, vermutet Trenn. Nach einer guten Stunde hatten die Brandbekämpfer das Feuer unter Kontrolle. Warum die Wohnung, in der 14 Familienmitglieder leben, brannte, sei derzeit noch unklar. Die Wohnung ist vorerst unbewohnbar.

Bei einem Feuer in der Ufnaustraße in Moabit im August 2005 waren acht Menschen ums Leben gekommen. Auch hier hatte eine aufgebrachte Menschenmenge die Löscharbeiten behindert. Der Einsatz löste eine größere Debatte aus: Laut Feuerwehr hätten ein Großteil der ausländischen Mieter die Anweisungen der Feuerwehr nicht befolgt, weil sie sie nicht verstanden. Diese Problematik habe es beim Kreuzberger Brand jedoch nicht gegeben, hieß es gestern.

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