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Bahnhofskinder.

© Constantin Television

„Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ auf der Berlinale: Christiane F. ist zurück

42 Jahre nach der Veröffentlichung erscheint das berühmte Drogen-Buch als Serie auf der Berlinale. Nicht die einzige neue Fernsehserie über Berlin.

Und wieder Gropiusstadt. Blaustichige Tristesse in Betongebirgen, aber in einer guten halben Stunde, einmal umsteigen, ist man mit der U-Bahn am Bahnhof Zoo. Wo sich das wahre Leben abspielt, das glitzert und blinkt, jedenfalls anfangs, bevor eine neue Tristesse sich ausbreitet, beim Erwachen aus dem Rausch, sei es Cannabis, Kokain, Heroin, was auch immer.

Ganz recht, Christiane F. ist wieder in der Szene unterwegs, nicht leibhaftig, auch nicht als Figur in einem Buch oder einem Kinofilm. Christiane F. wird Fernsehstar. Schon im Oktober 2019 war das Projekt, bei dem Constantin Television und Amazon Prime Video zusammenarbeiten, angekündigt worden, doch eine Gelegenheit wie die Berlinale, es unter die Leute zu bringen, darf man sich nicht entgehen lassen.

Diesmal ohne David Bowie

Willkommen also beim Constantin Film Showcase, am Montagmittag in Saal 4 des Zoo Palasts. Hier findet der „Berlinale Series Market“ statt, hier versuchen Produktionsfirmen ihre Filmwerke zu bewerben, diesmal nun also die gute alte Constantin, mit Vorstandsmitglied Oliver Berben an der Spitze.

Als „moderne und zeitgenössische Interpretation“ der 1978 veröffentlichten, drei Jahre später als Spielfilm herausgekommenen Erinnerungen von Christiane F. wird die Neuausgabe von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ angekündigt, auch ein kurzer Zusammenschnitt von Szenenschnipseln ist schon zu sehen, musikalisch veredelt – nein, diesmal nicht mit David Bowie.

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Das Schicksal von sechs Teenagern, allesamt dargestellt von noch nicht so bekannten Newcommern, soll gezeigt werden, vorneweg Jana McKinnon als Christiane, zu der sich Michelangelo Fortuzzi, Lena Urzendowsky, Bruno Alexander, Jeremias Meyer und Lea Drinda gesellen. Gefilmt wurde natürlich in Berlin: Bahnhof Zoo, U-Bahn, Gropiusstadt huschen durch die rasche Szenenfolge. Gedreht wurde auch in Prag, unter der Regie von Philipp Kadelbach, mit einem Budget von über 25 Millionen Euro.

Die Geschichte - wie eine Art doppeltes Lottchen

Zu sehen bekommt man die Serie in acht Folgen im ersten Quartal 2021 im Streamingportal Amazon Original. Als „Head Writer“ ist die Autorin Annette Hess dabei, die das Buch mit 13 gelesen hatte. Wie eine Bombe habe es bei ihr eingeschlagen, erzählte sie gestern, der Film von Uli Edel sei aber für sie eine arge Enttäuschung gewesen: So viel aus dem Buch habe darin gefehlt, beklagte sie sich, mehr so zum Spaß, bei dem ebenfalls, freilich aus anderem Grund, anwesenden Regisseur der ersten Verfilmung.

Dem standen ja auch nicht wie ihr acht Stunden, sondern nur 131 Minuten Erzählzeit zur Verfügung. Auch Edel war im Dienste der Constantin da. Die hat noch eine weitere Berlin-Serie im Köcher, von der aber noch nicht mehr als das Logo des Friedrichstadt-Palasts und die wichtigsten Darsteller gezeigt werden konnte. Noch haben die Dreharbeiten unter Edel nicht begonnen, bei denen die Revuebühne erstmals in ihrer Geschichte Drehort und Schauplatz zugleich wird.

Die auf sechs Folgen verteilte Geschichte erzählt von zwei Zwillingsschwestern in den letzten beiden Jahren der DDR, die eine mit Ost-Berliner, die andere mit bayerischer Biografie, die nichts voneinander wissen, sich plötzlich als Spiegelbilder erkennen – eine Art doppeltes Lottchen. Das erste Mal bringe eine Serie Varieté, Show, Tanz und Revue in einer großen emotionalen Geschichte zusammen ins deutsche Fernsehen, wie Berben schwärmte. Übrigens ins ZDF, noch ist kein Sendetermin in Sicht. Die Dreharbeiten beginnen im April, für Svenja Jung eine doppelte Herausforderung: Sie spielt die Zwillinge, beide.

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