zum Hauptinhalt
Bernd Matthies testet eine "Wurst :-)".

© Doris Spiekermann-Klaas

Currybude am Brandenburger Tor: Wo die Wurst noch Wurst :–) heißt

In der Ebertstraße steht die letzte Currybude vor dem Brandenburger Tor. Jetzt wird Jubiläum gefeiert. Und wir haben noch mal kräftig reingebissen.

Auf historischem Boden sind zehn Jahre unbeschadete Existenz nicht unbedingt erwähnenswert. Bei einer Berliner Wurstbude allerdings müssen wir eine Ausnahme machen, denn es handelt sich um eine Wurstbude, die es ursprünglich gar nicht geben sollte – und die den strengen Aufsehern des Bezirksamts auch nur deshalb zusagte, weil sie aussieht, als habe dort schon Wilhelm zwo seine Curry Pommes verzehrt, „tadellos, Jnädichste, tadellos“.

Die Jnädichste ist heute die Besitzerin Elke Zieschang, und sie versperrt sich dem Zeitgeist insofern, als sie den Betrieb nicht nach der Hausnummer benennt. Das wäre allerdings auch schwierig, weil die Adresse etwas seltsam klingt: Ebertstraße, am Brandenburger Tor, zwischen Baum 6 und 7. Deshalb hat das Ganze nun den einprägsamen, aber unaussprechlichen Namen „Wurst :-)“ .

Das besagte Lächeln ist allerdings nicht unbedingt präsent, wenn die drei streng blickenden Mitarbeiter ihre Würste rausreichen. Drei Euro kostet das Stück, nicht billig, aber der Prominenz des Standortes angemessen, zumal es sich um Würste aus Neuland-Fleisch handelt. Die sind zwar nicht bio-zertifiziert, stammen aber immerhin von kontrollierten Glückliches-Schwein-Höfen, das ist zumindest gut fürs Gewissen.

Im Geschmack schlägt es sich weniger nieder, das ist normal. Denn jede anständige Currywurst ist ja in erster Linie als angenehm bissfestes Trägersystem gedacht, das den Ketchup adeln soll. Das macht sie hier ganz gut, der Biss stimmt, die Pelle ist noch glatt und unverbrutzelt.

Insgesamt handelt es sich um eine Mainstream-Curry, die nach allen Seiten offen ist. Der Ketchup liegt exakt in der Mitte zwischen tomatiger Fruchtigkeit und zuckrig-gewürziger Dichte, obendrauf liegen Spuren echt gestreuten Currypulvers, das ist okay, wenngleich irgendwie die Power fehlt. Empfehlenswert wäre auf jeden Fall, mal die scharfen Zwiebeln (0,50 €) auszuprobieren oder mehr Curry obendrauf; auch die makellos wie von Renate „Acrylamid“ Künast persönlich vergoldeten Pommes zeigen einen gewissen Salzmangel, der sicher behebbar ist.

Die ehemalige Ministerin wird hier übrigens nicht von ungefähr erwähnt, sondern weil sie persönlich anrückt, wenn am Freitag, dem 3. Juli, um 10 Uhr Buden-Jubiläum gefeiert wird. Auch Ute Vogt von der SPD lässt sich sehen, womit eine rot-grüne Koalition beisammen ist, die nur die Frage offen lässt, ob nicht auch Unionschristen und Linke bereit wären, den parteiübergreifenden Konsens der Currywurst... Immerhin: Rot und weiß vereint in den „Pommes Schranke“ sind ja auch schon eine ziemlich große Koalition. Bernd Matthies

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false