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Da staunen selbst die Russen: Wie die Feuerwehr in Berlin für Brände in U-Bahn-Tunneln übt

Temperaturen von bis zu 1000 Grad, Rauch und lange Wege: Brände in U-Bahn-Tunneln sind schwer zu bekämpfen. Seit zehn Jahren probt Berlins Feuerwehr im Bahnhof Jungfernheide für den Ernstfall, der im Bahnhof Deutsche Oper im Jahr 2000 beinahe zu einer Katastrophe geführt hätte.

Die Beinahe-Katastrophe hat auch was Gutes gebracht: Einen U-Bahntunnel, in dem die Feuerwehr ganz realistisch üben kann, wie sich ein Feuer im Untergrund löschen lässt. Gebaut hat die BVG die Anlage im U-Bahnhof Jungfernheide nach dem Brand eines Fahrzeugs im Bahnhof Deutsche Oper im Juli 2000, bei dem den Fahrgästen der Weg ins Freie versperrt war. Seit zehn Jahren gibt es die Anlage nun. Zum Jubiläum führten die BVG und die Feuerwehr am Donnerstag vor, wie es im Notfall gehen kann.

Ein Feuer im Tunnel sei mit das Schwierigste, was auf die Brandbekämpfer zukommen könne, sagte der stellvertretende Feuerwehrchef Karsten Göwecke. Anders als bei einem Brand in einem Gebäude kann der Weg, den die Feuerwehrleute zurücklegen müssen, mehrere hundert Meter lang sein. Da dauert es auch Minuten, bis der Schlauch gelegt ist. Allein eine Minute vergeht dann nochmals fürs Füllen mit Wasser.

Um schwere Geräte zur Brandstelle im Tunnel bringen zu können, hat die BVG in jedem Bahnhof Loren deponiert, die übers Gleis geschoben werden können. Auf ihnen könnten auch Verletzte transportiert werden. Für den Atemschutz nehmen die Feuerwehrleute zwei Sauerstoffflaschen mit, doppelt so viel wie sonst – und entsprechend schwer. Eine Stunde Luft gibt es damit; der Vorrat wird von einem Einsatzfahrzeug aus überwacht.

Besondere Probleme schafft der Rauch, der auch die Sicht nimmt. Die übenden Feuerwehrleute simulieren dies mit Masken. Nur auf die Hitze, die bei einem Brand entsteht, können sie sich nicht vorbereiten; nach Göweckes Angaben können unter der Decke ganz schnell Temperaturen von tausend Grad entstehen. Doch ansonsten lässt sich fast alles erproben. Auch Gäste von der Moskauer Metro oder brasilianische Feuerwehrleute waren deshalb schon da.

Der Übungstunnel ist in der Röhre entstanden, die für den U-Bahnanschluss des Flughafens Tegel beim Bau der U 7 nach Spandau in den 70er Jahren miterrichtet worden war. Deshalb ist der Bahnhof Jungfernheide zweistöckig; an den beiden Bahnsteigen sollten jeweils gegenüber die Züge der Linien U 5 und U 7 halten. Rund 300 Meter Gleis haben Gleisbau-Auszubildene der BVG zum Üben gebaut; ein ausrangierter Zug steht in einer Kammer, die luftdicht verschlossen werden kann.

Die Anlage kann auch die nächsten Jahrzehnte genutzt werden. Denn dass eine U-Bahn nach Tegel gebaut wird, glaubt derzeit so gut wie niemand.

Chronologie der Brände im Untergrund

7. JULI 2000

Am Tag der Love Parade bricht im letzten Wagen eines Zuges im Bahnhof Deutsche Oper ein Brand aus. Der einzige Ausgang ist dadurch blockiert. Etwa 30 Fahrgäste erleiden eine Rauchvergiftung. Die BVG baut danach auf elf Stationen mit nur einem Ausgang einen zweiten ein oder schaffte zumindest einen weiteren Fluchtweg.

7. JULI 2001

Nach einem durch Kurzschluss ausgelösten Schwelbrand müssen 150 Fahrgäste vor dem U-Bahnhof Afrikanische Straße aus dem Zug ins Freie gebracht werden. 30 Menschen werden verletzt.

10. AUGUST 2004

Im Anhalter Bahnhof brennt ein S-Bahn-Waggon aus. Drei Fahrgäste werden ins Krankenhaus gebracht.

19. AUGUST 2005

Am Gleisdreieck brennen Bohlen, vermutliche Ursache: eine weggeworfene Kippe.

23. JANUAR 2012

Während der Grünen Woche entzündet sich, vermutlich durch eine weggeworfene Kippe, am U-Bahnhof Zoo ein Holzweg. Verletzt wurde niemand. Es war das dritte Feuer innerhalb von zehn Tagen bei der U-Bahn.

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