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Alles so schön bunt hier. Zur Eröffnung der ITB unterhielten Tänzerinnen aus dem diesjährigen Partnerland Indonesien die Gäste. Die Vereinigten Arabischen Emirate schickten einen Musiker mit einem aus Schafshaut gefertigen Instrument auf die Bühne, die Ukraine dagegen eine Geigerin in Nationaltracht. Fotos: Stache/dpa

© dpa

Berlin: Das größte Reisebüro der Welt

Exotische Köstlichkeiten probieren, zur Biene Maja werden, durch den Mangrovenwald klettern: Die ITB macht es möglich. Zum ersten Mal können private Messebesucher an vielen Ständen ihren Urlaub buchen. Doch das stößt auch auf Kritik.

Die ITB ist eine Herausforderung. In 26 Hallen präsentiert sich die riesengroße Reisewelt. Bei Ägypten fängt’s an, bei Zypern hört’s auf, rund 180 Ziele sind vertreten. Wer einfach durch die Welt spaziert, kann viel entdecken – aber sich auch verzetteln. In Kreuzfahrt- oder Wellness-Welten versinken, in der Bücherhalle stecken bleiben oder staunen, welche Kulturevents allein in Europa stattfinden. Gut ist es, sich vorher einen Plan zu machen, Schwerpunkte zu setzen.

MESSERABATT IST SELTEN

Bislang bedeutete das Ende der Fachbesuchertage auf der ITB zugleich den Abschluss des geschäftlichen Teils. Über Nacht wurde die Messe zur bloßen Ausstellung, auf der Veranstalter und Regionen über ihre Reiseziele informieren durften, mehr nicht. Das führte dazu, dass Aussteller schon am Sonntag ihren Stand verließen – zum Frust der Besucher.

Auch, um möglichst alle Aussteller zum Bleiben zu bewegen, wagt die Messe Berlin nun ein Experiment: Erstmals in 47 Jahren ITB dürfen sie direkt Reisen verkaufen. Wie viele der erwarteten 60 000 Besucher tatsächlich spontan eine Reise buchen, wird sich zeigen.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) reagierte im Vorfeld mit Protest auf den Plan – aus Sorge um das Geschäft der Reisebüros in Berlin und Brandenburg, wie DRV-Präsident Jürgen Büchy erklärte. Messechef Christian Göke sagte, die ITB wolle sich stets neu erfinden. Man werde das Ergebnis nach der ITB gemeinsam auswerten. Messe und Verband fanden einen Kompromiss: So soll es neben den Ausstellern, die Reisen direkt anbieten, auch 16 Verkaufsstellen geben, die von Reisebüros betrieben werden. Zugleich versucht die Messe offenbar zu unterbinden, dass sich Veranstalter mit Kampfpreisen für identische Pauschalreisen gegenseitig unterbieten. Schnäppchen soll es trotzdem geben.

Und was kann man nun buchen bei den 65 Ländervertretungen und Veranstaltern, die sich an dieser ITB-Premiere beteiligen? (Man findet sie unter www.itb-berlin.de/Besucher-Service/Privatbesucher-Service/VerkaufVonReisen.) Eine Schiffstour bei Arosa könnte man an Ort und Stelle kaufen, sparen wird man nicht dabei. „Reisebüros sind unser wichtigster Vertriebskanal“, sagt Sprecherin Christine Cubasch. Und die möchte man nicht mit Messe-Schnäppchenpreisen verärgern. Auch die Alpenregion TegernseeSchliersee gibt keinen Messerabatt. „Unsere Region ist immer etwas Besonderes“, tönt es selbstbewusst aus Bayern. Der Jugendreise-Veranstalter ruf dagegen bietet in der Sparte „Erlebnisreisen“ kleine Nachlässe an. Von Berlin aus starten zu verschiedenen Terminen Busse nach Spanien. Eine Zehn-Tagesreise nach Lloret de Mar in den Partyclub Esmeralda kostet Ende Juni statt 448 Euro nur 369 Euro. Auch in den Clubs von Calella oder im italienischen Rimini können Jugendliche bei Messebuchung sparen. Wer zum Hafengeburtstag vom 9. bis 12. Mai ein Arrangement in Hamburg bucht, kommt bis zu 70 Euro günstiger weg. Die Hotelkette Best Western bietet zum Beispiel auf der Messe zehn Prozent Rabatt für einen Hotelgutschein. „Der verfällt nicht, und man kann ihn auch für einen Frühstücksbrunch einsetzen“, lockt Sprecherin Anke Cimbal. Auch United Airlines bietet ITB-Sonderpreise in der Economy-Class nach USA, Kanada Mexiko und Mittelamerika.

INDONESISCHE VERSUCHUNG

Der weltgrößte tropische Archipel, Indonesien, ist diesmal Partnerland. Deshalb haben die Insulaner ihren Pavillon (Halle 26a) besonders schön herausgeputzt. Auf 542 Quadratmetern hat sogar ein Pinisi Platz gefunden, eines der traditionellen Segelboote. Besucher können sich etwa über Urlaubsangebote auf Bali, Borneo oder Sulawesi beraten lassen. Wie Indonesien musiziert und tanzt, zeigt eine Gruppe aus Makassar, die sonst nur vor königlichen Gästen auftritt. Bali, das man eher mit Wellness verbindet, zeigt den feurigen Kecak-Tanz. Borneo präsentiert die Tänze der Dayak, bei denen die Zuschauer traditionell eigentlich mit weißer Paste bestrichen werden müssten. Im wahrsten Sinne des Wortes Appetit aufs Reiseland Indonesien will Vindex Tengker wecken, Chefkoch im Fünf-SterneHotel Dharmawangsa in Jakarta.

KINDER BAUEN PALÄSTE

Erwachsene mit Kindern steuern am besten gleich die Halle 26 c an. Einziges Problem: Da werden sie den Nachwuchs kaum noch weglotsen können. Wo sonst hat man schon mal eine „Weltkinderbaustelle“ erlebt? Die Kleinen können sich hier selbst ihr Traumhaus bauen. Aus Röhren, Seilen, Decken und Bastmatten entstehen Jurten, Hütten und sogar Paläste. Wer noch mal Fasching feiern will, schlüpft im Verkleidungsbasar in ein buntes Kostüm. In Halle 18 (Stand 128 e) hüpfen Pippi Langstrumpf und die Polizisten Kling und Klang herum, in Halle 4.1. (Stand 126) können sich die Kleinen schminken lassen. In derselben Halle lernen Kinder, dass auch Erwachsene Abenteuer bestehen können. Bei Globetrotter (Stand 222) dürfen Große durch den Mangrovenwald klettern.

ÖKOLOGISCH KORREKT UNTERWEGS

Wer will schon seinen Fußabdruck in der Natur hinterlassen? Wer reist, wird es nicht verhindern können. Aber jeder kann dafür sorgen, dass der Abdruck möglichst klein bleibt. Wie das funktionieren könnte, zeigt der Verein Forum Anders Reisen. 1998 wurde der Reiseverband gegründet. Inzwischen gibt es 149 Veranstalter, die Mitglied sind. Sie verpflichten sich, Kriterien der Nachhaltigkeit in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales zu befolgen. „Kleine Reisegruppen, lokale Unterkünfte und der direkte Kontakt zu Einheimischen sind wichtige Merkmale unserer Reisen“, sagt Johannes Reißland, Geschäftsführer des Forums. In Halle 4.1. präsentieren sich zum Beispiel die Weltweitwandern GmbH, Rucksack Reisen Münster oder One World – Reisen mit Sinnen.

MITSPIELEN UND GEWINNEN

Viele Länder, Hotels und Veranstalter bieten Gewinnspiele an. Hier gibt’s dann einen Rucksack, da ein Strandtuch, dort eine Fitness-CD. Richtig zur Sache aber geht es beim großen ITB-Gewinnspiel in Halle 4.1. Dort werden sonnabends und sonntags, jeweils um 13, 15 und 16.30 Uhr zum Beispiel eine achttägige Reise für zwei Personen nach Indonesien verlost, eine Woche in Baku oder auf Gran Canaria, und ein Gewinner darf acht Tage lang den Wilden Westen entdecken.

Mitarbeit Kevin P. Hoffmann

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