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Spitzname Toaster. So wird die Baureihe 480 manchmal auch genannt, aufgrund zweier Brände in den 90ern. Immerhin ihr bereitete der Schnee gestern keine Probleme.

© dpa

Bahn bekommt massive Probleme nicht in den Griff: Der Winter schüttelt die S-Bahn durcheinander

Es gibt weiter Probleme im S-Bahn- und Regionalverkehr: Türen sind vereist, Antriebe fallen aus, die Züge sind völlig überfüllt. Die S-Bahn habe ihre Krise lange nicht beendet, kritisiert der Berliner Fahrgastverband Igeb. Und auf den Winter sei sie ganz und gar nicht vorbereitet.

Berufspendler brauchen weiter starke Nerven. Die Bahn bekommt die massiven Probleme im S-Bahn- und Regionalverkehr nicht in den Griff. So gab es Zugausfälle auf mehreren Linien, Verspätungen von bis zu 15 Minuten und der Takt wurde auf einigen Strecken ausgedünnt. Auf der S-Bahnlinie 7 zwischen Potsdam und Berlin fuhren die Züge nur alle 20 statt zehn Minuten. Stundenlang waren Signale im Bereich Grunewald gestört – wie auch im morgendlichen Berufsverkehr am Ostkreuz. Hier fielen ebenfalls Züge aus. Dies betraf wieder die S 7 und zusätzlich die S 5 und S 75.

Doch damit nicht genug: Auf der S 3 zwischen Erkner und Ostkreuz gab es Ärger, weil an den DDR-Zügen der Baureihe 485 Waggontüren vereist waren und Antriebe ausfielen. Ursprünglich waren diese Wagen 2010 ausgemustert, mussten dann aber reaktiviert werden, um den Fahrzeugmangel auszugleichen.

Nur 463 S-Bahn-Doppelwagen waren am Mittwochmorgen unterwegs, in den Tagen zuvor waren es noch 511, möglich wären bestenfalls 560 Doppelwagen. Obendrein gab es nach Angaben der Bahn Verzögerungen, den der große Bedarf an Bremssand verursacht hatte.

Bei der „großen“ Bahn klappt es auch nach einjähriger Sperrung und Bauarbeiten nicht mit dem 15-Minutentakt zwischen Potsdam und Berlin zu den Stoßzeiten am Morgen und Nachmittag. Auf der Regionalexpresslinie 1 verspäteten sich die Züge. Bei den Verstärkerzügen der Regionalbahnen 21 und 22, die den 15-Minuten-Takt sicherstellen sollen, gibt es massive Probleme. Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche fielen die Züge, die die Berliner Innenstadt direkt mit den Potsdamer Uni- und Forschungsstandorten verbinden, zum Teil komplett aus.

Besonders für junge Berliner, die in Potsdam studieren, ist das ein Problem. Nach Angaben der Bahn verkehren die Verstärkerzüge „zur Stabilisierung der Pünktlichkeit auf dem sensiblen Stadtbahnsystem“ derzeit nur ab und vom Bahnhof Zoo anstatt von der Friedrichstraße. Man arbeite intensiv daran, die Anlaufschwierigkeiten des neuen Fahrplans zu beseitigen.

Heftige Kritik kommt vom Berliner Fahrgastverband Igeb. „Die vollmundigen Ankündigungen der Bahn, auf Fahrplanwechsel und Winter vorbereitet zu sein, sind grandios gescheitert“, sagte Igeb-Vizechef Jens Wieseke. Die DB Netz AG habe die Infrastruktur nicht im Griff.

Auch die S-Bahn habe ihre Krise „lange nicht beendet“, sagte Wieseke. Zwar sei der Betrieb nicht mehr ganz so anfällig wie in den vergangenen Jahren. Aber das Unternehmen sei gut beraten, statt neuer Linien das bestehende Netz angesichts der dünnen Fahrzeugflotte und fehlender Triebwagenführer stabil zu betreiben. Zwischen Berlin und Potsdam sei für den Zehn-Minuten-Takt eine zweigleisige Trasse zwingend notwendig. „Das muss dringend auf die Agenda der Landesregierung in Brandenburg.“ (Tsp)

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