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Wetter: Die 30-Grad-Marke ist geknackt

Schulen geben hitzefrei, Schwimmbäder und Eisdielen sind voll: Wie Hoch Yari die Stadt verändert – und was uns erwartet.

Die Wasserpistole von Niklas ist blau, und sie ist größer als Fabians rote. „Dafür kann ich besser treffen“, ruft der fünfjährige Fabian, füllt seine Pistole am Brunnen auf dem Arkonaplatz in Mitte und schießt. Die junge Frau, die in kurzen Shorts auf dem Fahrrad vorbeifährt und diesem nassen Anschlag nur dank eines schnellen Ausweichmanövers entkommt, droht fröhlich lächelnd mit dem Finger.

Es ist Sommer in Berlin, und nicht nur kleine Lausebengel macht das glücklich. Manch einer mag sich am Dienstag eine extra Abkühlung herbeigewünscht haben. Nachdem die offizielle Messstation in Dahlem diesen Monat schon einmal 29,9 Grad vermeldet hatte, wurde nun die 30-Grad-Marke deutlich geknackt. Viele Schulen wie die Friedrich-Ebert- Oberschule in Wilmersdorf gaben der Sekundarstufe eins spätestens ab Mittag hitzefrei. „Schon am Vormittag stand die warme Luft in den Klassenzimmern“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Birgit Strohmeyer.

Das Thermometer soll weiterklettern. Bis zu 35 Grad können es dank Hoch Yari am Samstag beim Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien werden. Auch nachts bleibt es warm, bis zu 22 Grad prognostiziert Friedemann Schenk, Meteorologe von der „Berliner Wetterkarte“ der Freien Universität. Da können die Fenster beim Schlafen ruhig offen bleiben, denn auch reinregnen wird es kaum. „Der nächste Regen kommt wohl frühestens Montag“, sagt Schenk. Für die Natur sei das besorgniserregend: Bereits jetzt herrscht höchste Waldbrandgefahr, und gerade die jungen Bäume leiden sehr unter der andauernden Wärme, sodass sie sich über mehrere Güsse aus der Gießkanne oder dem Gartenschlauch am Morgen und Abend freuen. „Das war der trockenste Juni seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1908“, sagt Schenk. In Dahlem seien ganze 1,8 Millimeter Niederschlag gefallen, knapp drei Prozent des Normalwertes.

Die meisten Berliner freut das andauernde warme und trockene Wetter, besonders die, die auch beruflich von den hohen Temperaturen profitieren. So wie Christian Hennig, der mit seinem Familienunternehmen „Eis Hennig” neun Eisdielen in Berlin betreibt. „Wir haben ausreichend Zutaten geordert, um selbst dem größten Ansturm standzuhalten“, sagt der 40-Jährige, dessen Großvater Franz vor 80 Jahren die erste Eisdiele in Friedenau eröffnet hat. Und die Renner in diesem Jahr? „Ganz klar Drachenfrucht und Wiener Mandel“, so Hennig. Echte Renner kann Godfried Seleen vom Pflanzenzentrum „Der Holländer“ am Olympiastadion und am Treptower Park hingegen nicht ausmachen. „Die Kunden kaufen zurzeit alles. Hauptsache, es ist grün und wächst und blüht“, sagt der 61-Jährige lachend. Auch Matthias Oloew von den Bäderbetrieben ist mehr als froh, dass der Sommer nun endlich da ist. „Bis zum letzten Wochenende haben wir einen sehr bescheidenen Saisonstart erlebt“, sagt er. In die 26 Sommer-, Strand- und Freibäder seien in den ersten zwei Monaten sieben Prozent weniger Besucher gekommen als im Vorjahr. „Am Sonntag hatten wir dann plötzlich den bisher besucherstärksten Tag – trotz des Deutschlandspiels“, freut sich Oloew. Selbst im Bad muss man nicht auf die WM verzichten: In den Freibädern Jungfernheide, Plötzensee, Lübars und Friedrichshagen kann man die Spiele verfolgen und zwischendurch ins Becken hüpfen. Für den Samstag, den im doppelten Sinn wohl heißesten Tag des Jahres, hört sich das nach einer richtig coolen Idee an.

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