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Die SPD-Mitglieder wollten Leonie Gebers als Direktkandidatin der SPD-Pankow, doch der Funktionäre Klaus Mindrup setzte sich durch.

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Direktkandidaten-Wahl: Pankows SPD stimmt gegen die Parteibasis

Der linke Bezirkspolitiker Klaus Mindrup setzt sich als Bundestagskandidat durch – obwohl die Mitglieder Leonie Gebers wollten.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Ihr fehlt wohl der Stallgeruch. Außerdem gehört Leonie Gebers, Referentin für Arbeit und Wirtschaft in der SPD-Bundestagsfraktion, nicht zur Parteilinken. Grund genug für die Delegierten der Pankower SPD-Kreisvertreterversammlung, der bundespolitisch erfahrenen Genossin eine Abfuhr zu erteilen. Nicht Gebers, sondern der Bezirkspolitiker Klaus Mindrup wurde am Sonnabend von 39 Delegierten zum Direktkandidaten der SPD Pankow für die Bundestagswahl nominiert.

Die unterlegene Bewerberin kam auf 31 Stimmen. Mit diesem Ergebnis wurde eine vorgeschaltete Mitgliederbefragung ins Gegenteil verkehrt. Denn die Parteibasis hatte sich mit deutlicher, wenn auch nicht absoluter Mehrheit für Leonie Gebers als Wahlkreiskandidatin ausgesprochen. Ein rechtlich nicht bindendes, aber politisch gewichtiges Votum. Trotzdem setzte sich eine knappe Mehrheit der Delegierten nach fast vierstündiger Debatte über das Votum der Mitgliedschaft hinweg. Klaus Mindrup, SPD-Fraktionschef in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung, innerparteilich gut vernetzt, gewann die Abstimmung. Da half es auch nicht, dass sich Bezirksbürgermeister Matthias Köhne vehement für die Kandidatin Leonie Gebers einsetzte.

Köhne hatte die Parteifreundin auch auf seinem Facebookprofil sehr gelobt. Sie stehe „zum Glück mit beiden Beinen mehr im wirklichen Leben als in der Partei“. Im Vorfeld der Nominierung gewann Gebers viele, auch prominente Unterstützer. Etwa die frühere Bundesministerin und Senatorin Christine Bergmann oder den Musikproduzenten Tim Renner. Während Gebers den eher bürgerlichen Pankower Norden repräsentiert, ist Mindrup der stramm linke Genosse vom Kollwitzplatz und Umgebung. Mieten, Stadtentwicklung und Rekommunalisierung sind seit Jahren seine Themen. Er war es auch, der den Bundestags-Vizepräsidenten Wolfgang Thierse mit Hilfe der linken Mehrheit im SPD-Kreisverband aus dessen angestammtem Wahlkreis verdrängte. Nachdem Mindrup im letzten Jahr verkündet hatte, dass er bei der Bundestagswahl 2013 in Pankow antreten wolle, zog sich Thierse verärgert zurück.

Drei Männer und eine Frau bemühten sich zunächst um das Erbe. Aus dem Vierkampf wurde dann ein Wahl-Duell, das die Parteibasis mobilisierte, deren Votum aber letztlich nicht berücksichtigt wurde. Jetzt hat der Direktkandidat Mindrup auch gute Chancen auf einen vorderen Platz auf der SPD-Landesliste für die Bundestagswahl, die am 25. Mai beschlossen wird. Im hart umkämpften Wahlkreis Pankow muss sich der Sozialdemokrat vor allem mit dem Bundestagsabgeordneten Stefan Liebich (Linke) auseinandersetzen, der bei der Wahl 2009 die meisten Stimmen erhielt.

Völlig anders ist die Lage im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg. Neben dem Grünen-Kandidaten Christian Ströbele gibt es nur Außenseiter. Die SPD nominierte am Sonnabend Cansel Kiziltepe als ihre Kandidatin. Auf einer Wahlkreisversammlung setzte sich die ehemalige Büroleiterin des SPD-Bundestagsabgeordneten Ottmar Schreiner klar durch. Jetzt arbeitet sie als Wirtschaftsanalystin im Volkswagenkonzern. Kiziltepes unterlegene Konkurrentin war die Rentnerin Sylvia-Fee Wadehn. Beiden Frauen war es in Friedrichshain-Kreuzberg vorher allerdings nicht gelungen, die SPD-Basis zu mobilisieren. Eine Mitgliederbefragung scheiterte an einer zu geringen Beteiligung.

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