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Senatorin Manja Schreiner.

© imago/snapshot

Update

Dissertation von Berlins Verkehrssenatorin Schreiner: Bericht zeigt „zahlreiche und umfängliche Plagiatsbelege“

Plagiatsjäger der Plattform „Vroniplag Wiki“ haben in der Doktorarbeit von Manja Schreiner zahlreiche Plagiate festgestellt. Die Überprüfung seitens der Universität steht noch aus.

| Update:

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) hat in ihrer Dissertation offenbar mehrfach plagiiert. Zu diesem Ergebnis kommen Plagiatsjäger der Plattform „Vroniplag Wiki“. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht heißt es: „Bei der Analyse der veröffentlichten Dissertation konnten zahlreiche und umfängliche Plagiatsbelege festgestellt werden.“ Mindestens 69,8 Prozent der Seiten des Haupttextes enthielten entsprechende Passagen, insgesamt monierten die Plagiatsjäger 155 Stellen in der Arbeit. Zuerst hatte die „F.A.Z.“ darüber berichtet.

Besonders auffällig sei „die Übernahme einer dreistelligen Zahl von Texten im Umfang von einem Satz bis zu über einer Seite, die gelegentlich vollständig wörtlich, meist aber mit überwiegend kosmetischen Änderungen geschieht.“ Dabei handelt es sich um sogenannte „Bauernopfer“: Zwar habe Schreiner die jeweilige Quelle meist korrekt angegeben, dabei jedoch oft wörtliche Zitate nicht entsprechend gekennzeichnet. In 30 Fällen seien zudem Texte ohne Quellenangabe übernommen worden.

Schreiner promovierte 2007 an der juristischen Fakultät der Universität Rostock zum Thema „Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht“. Anfang August wurden erste Plagiatsvorwürfe gegen die Arbeit erhoben. Schreiner bat daraufhin die Universität, ihre Dissertation zu prüfen und verzichtet seitdem auf das Tragen ihres Doktortitels. Ein Ergebnis der Überprüfung sei nicht vor dem Frühjahr zu erwarten, teilte die Universität vor Kurzem mit.

„Die Vorwürfe der Online-Plattform Vroniplag sind das Eine – wir möchten und werden die Art des Vorgehens aktuell nicht bewerten“, teilte Schreiners Senatsverwaltung auf Anfrage des Tagesspiegels mit. „Entscheidend ist und bleibt die angekündigte Überprüfung und Bewertung der Doktorarbeit durch die zuständige Stelle – die Universität Rostock.“ Bis dahin werde sich Schreiner „natürlich nicht“ äußern.

„Mehr Übernahmen als bei der Arbeit von Frau Giffey“

In der Senatssitzung am Dienstag waren die Vorwürfe laut Senatssprecherin Christine Richter kein Thema. „Die Universität Rostock überprüft die Arbeit, der Senat wird diese Überprüfung abwarten“, sagte Richter dem Tagesspiegel auf Nachfrage.

Debora Weber-Wulff, pensionierte Hochschullehrerin der HTW Berlin, sagte dem Tagesspiegel: „Eigentlich ist das ein klarer Plagiatsfall; ein Verstoß gegen gute wissenschaftliche Praxis.“ Weber-Wulff hatte die Überprüfung der Arbeit auf „Vroniplag“ initiiert.

Bei den gefunden „Bauernopfern“ gehe es nicht um Kleinigkeiten. „Den Begriff ‘Bauernopfer’ findet man auch in Urteilen von Verwaltungsgerichten“, sagte Weber-Wulff. Das Ausmaß der Plagiate übersteige auch die Fälle in der Dissertation von Schreiners Senatskollegin Franziska Giffey (SPD). Es handle sich um „wesentlich mehr und wesentlich größere Übernahmen als bei der Arbeit von Frau Giffey“.

Die heutige Wirtschaftssenatorin musste 2021 ihren Doktortitel abgeben, nachdem die Freie Universität an 69 Stellen ihrer Dissertation „eindeutige Verstöße gegen die Gute Wissenschaftliche Praxis“ feststellte. Auch in diesem Fall hatte zunächst die Plattform „Vroniplag Wiki“ die Vorwürfe öffentlich gemacht. Giffey trat nach der Aberkennung ihres Doktortitels von ihrem Amt als Bundesfamilienministerin zurück. Wenige Monate später wurde sie zur Regierenden Bürgermeisterin von Berlin gewählt.

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