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Wanderausstellung. „Drei Steine“ tourt derzeit durch Deutschland.

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„Drei Steine“: Mit Comics gegen Neonazis

Ab Sonnabend ist die Comic-Wanderausstellung „Drei Steine“ in Berlin zu sehen. Im Vorfeld gab es Streit um staatliche Fördergelder - und jetzt ein Happy End.

Wurden einer Berliner Ausstellung zum Thema Rechtsextremismus staatliche Fördergelder erst zugesagt und dann kurzfristig verweigert? Diesen Vorwurf erhebt der Initiator der Ausstellung, der Illustrator Nils Oskamp. Doch die potenziellen Geldgeber stellen das anders dar.

Der 1969 geborene Oskamp hat in dem dokumentarischen Comic „Drei Steine“ seine traumatischen Erfahrungen als Jugendlicher mit Neonazis verarbeitet – und sein Engagement gegen Rechtsextremismus. Darauf basierend gibt es eine Wanderausstellung, die bereits in zahlreichen Städten zu sehen war, in der Regel gefördert durch staatliche Stellen.

„Funktioniert wohl nicht in Berlin“

Ab diesem Sonnabend soll sie, ergänzt um eine Fotoausstellung, bis zum 9. März in der Berliner Galerie Neurotitan in Mitte gezeigt werden. Doch anders als bei vorigen Ausstellungen gibt es diesmal bei der Förderung Probleme. „Ich hatte 2018 öffentliche Mittel beantragt“, schreibt Oskamp auf der Website gofundme.com, wo er Spenden für die Schau sammelt. „Doch diese wurden trotz Zusage circa einen Monat vor Ausstellungsbeginn verweigert.“ Was an den anderen zehn Ausstellungsorten möglich war, „funktioniert wohl nicht in Berlin.“ Benötigt wird die Förderung Oskamp zufolge etwa für Galeriemiete, Übernachtungskosten für die Aufbautage, Reisekosten, Druckkosten von Exponaten und anderen Ausstellungsmaterialien.

Im Gespräch mit dem Tagesspiegel konkretisiert Oskamp die Kritik. Demzufolge habe der Verein „Demokratie in der Mitte“, der mit Hilfe von Zuschüssen des Bundes unter anderem Projekte gegen Rassismus und Antisemitismus fördert, ihm im vergangenen Herbst zugesagt, dass für die Ausstellung eine Förderung „von 2500 bis zu 5000 Euro drin“ wäre. Voraussetzung: Die Ausstellung müsste noch um drei Tage verlängert werden, um zeitlich mit den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ zu korrespondieren, die am 11. März beginnen. Das wäre aus seiner Sicht und der der Galerie kein Problem gewesen, sagt Oskamp heute.

Doch dann sei er in weiteren Gesprächen vertröstet worden, es sei gerade viel zu tun, er solle sich im Januar noch einmal melden. Im Januar dann die Auskunft: Man könne die Ausstellung mit maximal 500 Euro unterstützen, und das auch nur, wenn sie anschließend noch in einer Bezirksbibliothek in Wedding gezeigt wird. Als Oskamp merkt, dass die umfangreiche Förderung doch nicht zustande kommt, bemüht er sich nach eigener Aussage noch um Ersatzförderung der Landeszentrale für politische Bildung und von politischen Stiftungen – doch deren Antragsfristen sind bereits verstrichen. „Hätte ich eher gewusst, dass aus der angekündigten Förderung nichts wird, hätte ich auch eher weitere Anträge gestellt“, sagt Oskamp.

Oskamp hat jetzt selbst Geld gesammelt - mit Erfolg

Beim Verein „Demokratie in der Mitte“ stellt man den Sachverhalt allerdings etwas anders dar. „Wir hatten mehrmals mit Nils Oskamp Kontakt – das ist richtig“, teilt Lina Respondek vom Verein dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit. „Es stimmt allerdings nicht, dass wir eine Zusage für Fördergelder in Höhe von 5000 Euro getätigt haben.“ Ende des Jahres seien die Projektgelder auch schon alle vergeben gewesen.

Optisch uneinheitlich. Manche Seiten sind rau. Andere, wie diese hier, wirken glatt.
Alle auf einen. Eine Seite aus "Drei Steine".

© Panini

Eine Zusage wie die von Nils Oskamp zitierte könne man auch gar nicht geben „weil sich erst das Entscheidungsgremium zusammensetzen muss – wir nehmen lediglich Anträge entgegen und bieten eine Antragsberatung an.“ Zudem sei der Aktionsfonds des Vereins „auch zeitlich ungelegen für Nils Oskamp, weil dieser erst jetzt zur Ausschreibung steht und erst im April mit den geförderten Projekten gestartet werden kann.“ Der Verein habe Oskamp aber „die Möglichkeit aufgezeigt, sich auf den Initiativfonds (500 Euro) zu bewerben, was allerdings zu wenig finanzielle Mittel waren.“ Auch habe der Verein versucht, Kontakt zu anderen Förderern herzustellen und ihm Kooperationspartner in Wedding und Moabit genannt. Oskamps Fundraising-Kampagne habe man zudem in den Newsletter aufgenommen und auf Social-Media-Kanälen unterstützt.

Oskamp hat nach dieser Erfahrung vor einigen Wochen seine eigene Spendenkampagne gestartet – und dies mit Erfolg. Auf der Website gofundme.com haben bis zum Dienstag 51 Menschen 1510 Euro für die Organisation der Ausstellung gestiftet. Dazu kommen größere Einzelspenden, wie Oskamp erzählt: 600 Euro habe der Fraktionsverein der Bundestags-Linken gegeben, 500 Euro habe die durch ihr Engagement bei der Verfolgung und Aufklärung von NS-Verbrechen bekannt gewordene Journalistin Beate Klarsfeld beigesteuert. Und die Mitarbeiterin eines Berliner Hotels haben Oskamp für die Zeit der Ausstellungsvorbereitung in ihr Haus eingeladen. „Die Ausstellung ist gesichert“, sagt Oskamp – „aber es war ein enormer Kraftaufwand.“

Drei Steine. Das Cover des autobiografischen Bandes.
Blut und Kachelboden. Das Cover des autobiografischen Bandes.

© Panini

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