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Die Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Flughafen Tegel beherbergt rund 4000 Menschen.

© dpa/Hannes P. Albert

Update

Drohungen, Tätlichkeit, Kontrollen: Massive Beschwerden über Sicherheitskräfte im Ankunftszentrum Berlin-Tegel

130 Ukrainerinnen, die in der Einrichtung leben, beklagen in einem Brandbrief Drohungen und übergriffiges Verhalten von Sicherheitskräften. Die Sozialsenatorin fordert Aufklärung.

| Update:

130 ukrainische Frauen, die als Flüchtlinge im Ankunftszentrum Tegel leben, schlagen Alarm: In einem Brandbrief an die Berliner Senatsverwaltung für Soziales und das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das die Einrichtung betreibt, erheben sie schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitskräfte.

Sicherheitskräfte sollen Taschen von Frauen nach dem Duschen durchsucht haben

Die Frauen beklagen sich darüber, dass „die Mitarbeiter der Sicherheitsfirma persönliche Sachen der Zeltbewohner durchsuchten“, obwohl alle Taschen bereits am Eingang zur Einrichtung durchsucht würden. Sicherheitskräfte hätten Anfang September die Taschen der Frauen, „die aus den Duschkabinen kamen, durchsucht und sich ganz genau die Unterwäsche der Frauen in den Taschen angeschaut“.

In ihrem Brandbrief, der vom Berliner Flüchtlingsrat veröffentlicht wurde, beklagen sich die Frauen auch über neue Hausregeln. So sei es nicht mehr erlaubt, „Essen und Getränke (auch luftdicht verpackt) ins Zelt mitzunehmen“. Das luftdicht verpackte Essen werde konfisziert und sofort in den Mülleimer geworfen. Aus dem Speiseraum sei der Wasserspender entfernt worden.

Es entstehen immer wieder Konflikte zwischen den Einwohnern der Zelte und den Sicherheitskräften, vor allem aufgrund dessen, dass wir als Geflüchtete weder Deutsch noch Arabisch sprechen oder verstehen können.

Auszug aus dem Beschwerdebrief

Ein Sicherheitsmitarbeiter habe „Tätlichkeiten gegen ein Kind unternommen, das eine Banane mit ins Zelt nehmen wollte“. Auch hätten Mitarbeiter Flüchtlinge angegriffen, bedroht und ihnen mit Rauswurf aus dem Ankunftszentrum gedroht.

„Es entstehen immer wieder Konflikte zwischen den Einwohnern der Zelte und den Sicherheitskräften, vor allem aufgrund dessen, dass wir als Geflüchtete weder Deutsch noch Arabisch sprechen oder verstehen können“, steht in dem Brandbrief. Die Flüchtlinge bitten, den Sicherheitsdienst auszutauschen.

Sozialsenatorin Kiziltepe lässt Vorwürfe prüfen

Senatorin Cansel Kiziltepe (SPD) sagte: „Im Raum stehen massive Vorwürfe, denen wir umgehend nachgegangen sind. Das Ankunftszentrum muss für alle Geflüchtete ein sicherer Ort sein. Diskriminierendes Verhalten dulden wir nicht, Missstände werden wir abbauen.“ Kiziltepe hat sich bei einem Besuch in Tegel am Montag mit den Verantwortlichen des DRK zu den Umständen ausgetauscht.

Sascha Langenbach, der Pressesprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) erklärte dazu: „Es wurde vereinbart, die einzelnen Punkte in der Beschwerde mit größter Sorgfalt zu bearbeiten und mögliche Versäumnisse umgehend abzustellen. Wir nehmen die Vorwürfe der Geflüchteten in Tegel sehr ernst und haben sofort nach Bekanntwerden gehandelt.“

Das LAF überprüfe zurzeit die Liste der Vorwürfe. Langenbach sagte weiter: „Es ist allen Beteiligten vollkommen bewusst, dass für die Bewohnenden in Tegel die Lebensumstände sehr herausfordernd sind. Daher besteht auch von Leitungsseite der Wunsch, dass die Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Geflüchteten ausgebaut werden, um Vorkommnisse unmittelbar in der Muttersprache melden zu können“, sagte Langenbach.

Die Situation im Ankunftszentrum ist ohnehin schwierig: Ursprünglich war es 2022 nur eingerichtet worden, damit man dort ukrainische Flüchtlinge registrieren kann. Da aber Plätze in Wohnheimen fehlen, leben dort derzeit 4000 Menschen, viele schon seit mehreren Monaten.

Die Flüchtlinge wohnen in engen Schlafkabinen, in denen jeweils zehn bis 14 Betten stehen. Jeder Bewohner hat damit 2,6 Quadratmeter Wohnfläche. Alle Bewohner haben eine Chipkarte, damit ihre Namen und Daten maschinell schnell gelesen werden können. Sowohl am Eingang des früheren Flughafens als auch am Zelt wird das Gepäck der Bewohner kontrolliert.

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