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Zurück auf der Straße: Wegen mehrerer Corona-Fälle musste eine Notunterkunft der Kältehilfe geschlossen werden.

© Paul Zinken/dpa

Exklusiv

Elf Infizierte bei Corona-Ausbruch: Unterkunft für Obdachlose in Berlin-Friedrichshain geräumt

Über die Weihnachtsfeiertage fehlen der Berliner Kältehilfe 100 Schlafplätze. Ursache ist ein Corona-Ausbruch in einer Notunterkunft.

Wegen positiver Coronatests von zehn Obdachlosen und einem Mitarbeiter einer Kältehilfe-Einrichtung in Friedrichshain musste die Unterkunft am Donnerstag geräumt werden. Eine entsprechende Information der Berliner Stadtmission bestätigte Knut Mildner-Spindler (Linke), Gesundheitsstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, dem Tagesspiegel am Freitag.

Seiner Aussage zufolge wurde die Traglufthalle am Containerbahnhof in unmittelbarer Nähe zum S-Bahnhof Frankfurter Allee am Donnerstag fast vollständig geräumt. In der Einrichtung verblieben lediglich die zehn positiv auf das Virus getesteten Obdachlosen.

Die 45 übrigen Schlafgäste der Einrichtung, die meisten von ihnen kommen jeden Abend dorthin, wurden als Kontaktpersonen ersten Grades eingestuft. Sie verbringen ihre vorgeschriebene Quarantäne für die Dauer von zehn Tagen in einem eigens dafür angemieteten Hostel. Dort sind sie in Einzelzimmern untergebracht und werden isoliert voneinander versorgt.

Den Ausführungen Mildner-Spindlers zufolge hatte sich die Schließung der Einrichtung angekündigt. Bereits in der Woche zuvor habe es einzelne positive Fälle unter den Obdachlosen gegeben. Nachdem der Amtsarzt des Bezirkes daraufhin eine alle Gäste und Mitarbeiter umfassende Testung veranlasst hatte, wurde der Ausbruch deutlich. Insgesamt elf Personen hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits infiziert, darunter ein Mitarbeiter.

Unklar ist, ob sich das Virus in der Zwischenzeit noch weiter ausgebreitet hat. Die für die Schließung ursächlichen Tests wurden am Montag durchgeführt, Ergebnisse lagen am Mittwoch vor. Auch räumlich voneinander getrennt wurden die insgesamt rund 60 Menschen am Donnerstag. Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verbrachten Infizierte und Kontaktpersonen gemeinsam in der Traglufthalle - allerdings voneinander separiert.

Quarantänestation in Moabit an der Kapazitätsgrenze

Klar ist: Die extra für Coronafälle unter Obdachlosen eingerichtete Quarantänestation der Stadtmission an der Lehrter Straße gerät an ihre Kapazitätsgrenzen. Eine Verlegung der zehn betroffenen Menschen aus Friedrichshain nach Moabit war scheinbar nicht möglich. Das bestätigte dem Tagesspiegel eine Sprecherin der Stadtmission auf Nachfrage.

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Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) erklärte dazu in einem Pressegespräch am Freitag, die Station müsse ausgebaut werden. Im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr werden aktuell häufiger Fälle von Infektionen unter Obdachlosen bekannt. Möglicherweise auch, weil mehr Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Entsprechende Schritte zur Ausweitung der Kapazitäten werden Breitenbach zufolge derzeit in Abstimmung zwischen Stadtmission und Senatsverwaltung geplant und umgesetzt. Künftig sollen dann deutlich mehr als die bislang 20 Quarantäneplätze zur Verfügung stehen. Allerdings: Problem sind nicht fehlende Betten oder Räume, sondern die nicht vorhandenen Pflegekräfte. Eine Sprecherin der Stadtmission rief Freiwillige dazu auf, sich zu melden und erklärte: "Der Markt ist derzeit wie leergefegt."

Wegen der Pandemie steigen auch die Mehrkosten für die Kältehilfe auf 10 bis 13 Millionen Euro, das teilte Breitenbach am Freitag mit. Zuvor seien 3,8 Millionen Euro für das System der Kältehilfe kalkuliert gewesen. Zu den geplanten Ausgaben kommen nun zum Beispiel Kosten für Schnelltests in Obdachlosenunterkünften hinzu.

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