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Energieversorger: Vattenfall will auf neues Kohlekraftwerk verzichten

Die massiven Proteste von Anwohnern und Umweltschützern haben Wirkung gezeigt: Der Energiekonzern Vattenfall hat seine Pläne zum Neubau eines Kohlekraftwerks offenbar geändert.

Der Energiekonzern Vattenfall will an diesem Donnerstag offiziell bekannt geben, dass er nach massiven Protesten auf den geplanten Neubau eines Steinkohlekraftwerks in Berlin verzichtet. Am Dienstag stellten Konzernvertreter dem Senat das neue Energiekonzept vor, wie aus politischen Kreisen verlautete. Dafür trafen sich führende Vattenfall-Repräsentanten mit Umweltsenatorin Katrin Lompscher, Wirtschaftssenator Harald Wolf (beide Linke), Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) sowie einem Vertreter der Senatskanzlei, der den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vertrat. Offiziell wollte keiner der Beteiligten das Treffen kommentieren.

Dem Vernehmen nach zeigten sich die Senatsvertreter mit dem neuen Konzept zufrieden. Die Vattenfall-Pläne sehen unter anderem vor, dass statt des ursprünglich geplanten klimaschädlicheren Kohlekraftwerks die Gasheizkraftwerke Lichterfelde und das in Marzahn-Hellersdorf liegende Kraftwerk Lichtenberg ausgebaut werden. An der Rummelsburger Bucht, an der das veraltete Braunkohlekraftwerk Klingenberg steht, soll in einigen Jahren ein kleineres, weniger klimaschädliches Kraftwerk gebaut werden, das nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung arbeitet. Damit reagiert der Konzern auf den Druck aus Politik und Öffentlichkeit.

Der nun geplante Bau eines kleineren Kraftwerks an der Rummelsburger Bucht würde im Gegensatz zu dem ursprünglich geplanten neuen Kohlekraftwerk keinen oder nur einen kleinen Kühlturm benötigen. Für die Anwohner wäre das eine „Riesenerleichterung“, sagte Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD). Ein hoher Kühlturm „hätte unsere Pläne für das Viertel konterkariert“.

Die Grünen und Vertreter von Umweltgruppen hoffen, dass das neue Energiekonzept für Berlin noch genug Raum für eine öffentliche Diskussion lässt. „Die Berliner Öffentlichkeit hat die Pläne für ein neues Kohlekraftwerk verhindert, nun muss sie daran beteiligt werden, ein neues Konzept zu entwickeln“, sagte der Grünen-Umweltpolitiker Michael Schäfer am Dienstag. Der Verzicht auf das Kohlekraftwerk eröffne eine „große Chance“ für dezentrale Lösungen, Energiesparmaßnahmen und innovative Modelle. Einen Beitrag zu dieser Diskussion wollen in Kürze Umweltgruppen wie der BUND und die aus rund 100 Initiativen bestehende Klima-Allianz leisten, indem sie Ende März ein eigenes Energiekonzept vorlegen. Lars von Törne

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