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Ein neues Beratungsgremium der Bildungsverwaltung soll Lösungen für den Mangel an ausgebildeten Grundschullehrern finden.

© pa/dpa/Keystone/Peter Schneider

Initiative für mehr Grundschullehrer: Berliner Senat will Zugangshürden an Unis senken

Bildungssenatorin Günther-Wünsch beruft neue Expertenkommission gegen den Personalmangel. Wie viele gelernte Grundschulpädagogen es in Berlin überhaupt gibt, wird seit Jahren nicht kommuniziert.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sucht einen neuen Weg im Kampf gegen den besonders eklatanten Mangel an Grundschullehrkräften. Diesmal soll das Übel an der Wurzel gepackt werden, nämlich am Zugang zum Studium. An diesem scheitern offenbar noch immer zu viele Studieninteressierte, obwohl die Nachwuchslücke bereits seit zehn Jahren bekannt ist. Am Donnerstag berief die Senatorin eine Expertenkommission, die bis zum Frühjahr 2024 Vorschläge erarbeiten soll.

Als grobes Ziel wurde ausgegeben, dass das Lehramtsstudium attraktiver wird und gleichzeitig Zugangshürden abgebaut werden – und zwar „im besonderen Maße“ beim Lehramt an Grundschulen, wo der Personalmangel weitaus am größten ist.

Die Antwort auf die Frage, wie groß dieser Mangel wirklich sei, lässt die Bildungsverwaltung seit Jahren im Ungefähren. Das könnte am beunruhigenden Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage liegen: Als die Behörde zum letzten Mal die Daten offen präsentierte, hatten nur zwölf Prozent der Stellen mit ausgebildeten Grundschullehrkräften besetzt werden können (s. Grafik). Das war 2018. Rund 70 Prozent waren damals Quer- und Seiteneinsteiger, der Rest waren Lehrkräfte anderer Schulformen.

Wir sind uns einig, dass Lehramtsstudiengänge auch angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels attraktiver werden müssen.

Katharina Günther-Wünsch (CDU), Bildungssenatorin

Das Jahr 2018 war kein einsamer Ausreißer. Vielmehr hatte zwei Jahre zuvor eine Anfrage der Grünen ergeben, dass Berlin 1000 neue Vollzeitkräfte an Grundschulen brauchte, aber nur 175 Absolventen hatte. Ähnlich dürfte es weitergegangen sein - nur dass die detaillierten Daten auch auf Nachfrage nicht mehr herausgegeben werden.

Die Bildungsverwaltung bleibt Zahlen schuldig

Da jährlich etwa 800 gelernte Grundschullehrkräfte in Pension gehen, ist es aber auch ohne Zahlen der Bildungsverwaltung schon rechnerisch leicht nachzuvollziehen, dass nicht mehr viele Lehrkräfte an den Grundschulen darin ausgebildet wurden zu alphabetisieren. Entsprechend fallen die Vergleichsarbeiten der Berliner Grundschüler aus, von denen je nach Fach 35 bis 45 Prozent nicht mehr die einfachsten Kenntnisse in Rechtschreibung und Lesefertigkeit haben, die sie zum Übergang in die Oberschule aber benötigen.

Ausnahmsweise wurde 2018 präzise mitgeteilt, wie sich die Neueinstellungen der Lehrkräfte zusammensetzten.
Ausnahmsweise wurde 2018 präzise mitgeteilt, wie sich die Neueinstellungen der Lehrkräfte zusammensetzten.

© Tagesspiegel/Böttcher

Erschwerend kommt hinzu, dass etwa 40 Prozent der Erstklässler eine andere Muttersprache haben. Um sie erfolgreich zu alphabetisieren, wären Kenntnisse in der Vermittlung von „Deutsch als Zweitsprache“ hilfreich.

1000
neue Lehrkräfte werden jährlich an den Grundschulen in Berlin benötigt

Nun also: eine neue Kommission. Die am Donnerstag berufenen Expertinnen und Experten kommen aus Universitäten, Verwaltungen und der Schulpraxis, die gemeinsam überlegen sollen, wie der Output an gelernten Grundschullehrern vergrößert werden kann. Dazu könne gehören, dass das Studieren an zwei verschiedenen Hochschulen erleichtert sowie allgemein der Theorie-Praxis-Bezug verbessert werden kann, wie die Verwaltung bereit andeutete.

Sie sei ausdrücklich dafür, „alle produktiven Meinungen und Vorschläge anzuhören“, gab die Senatorin bekannt. Mit dabei sind neben Vertretern der Berliner Universitäten, des Grundschulverbandes und des Verbandes der Berliner Grundschulleitungen externe Berater und Beraterinnen wie Fachleute der TU Dortmund, der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover sowie der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther.

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